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Die Literaturverfilmung „Der Liebhaber meines Mannes“ entwirft in gediegenem Gewand ein Liebesdreieck zwischen Harry Styles, Emma Corrin und David Dawson.

Der Liebhaber meines Mannes (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

"Kannst du mich teilen?"

„Liebesgeschichten sind immer tragisch, oder?“, wird zu Beginn von „Der Liebhaber meines Mannes“ gefragt. Das mehrere Jahrzehnte umspannende Melodram, das auf dem gleichnamigen, 2012 veröffentlichten Roman von Bethan Roberts basiert, beantwortet dies mit einem ganz klaren „Ja, leider.“ Die Hauptfiguren verstricken sich hier im Brighton der 1950er Jahre in eine Dreiecksbeziehung, die ihr Leben bis ins hohe Alter prägen soll.

Der Plot wird dabei auf zwei Zeitebenen geschildert. Ehe die Handlung durch Erinnerungen und Tagebucheinträge ins Jahr 1957 führt, sehen wir, wie Marion (Gina McKee) den bettlägerigen Patrick (Rupert Everett) gegen den Willen ihres Gatten Tom (Linus Roache) im eigenen Haus aufnimmt, um ihm die Unterbringung in einem Pflegeheim zu ersparen. Dass Tom hinter Marions Handeln hingegen eine Bestrafung vermutet, lässt – neben dem deutschen Titel, der die ungewöhnliche Figurenkonstellation bereits vorwegnimmt – erahnen, dass dieses Trio eine äußerst komplizierte Vergangenheit hat.

Jahre zuvor, als die junge Marion (Emma Corrin) den Polizisten Tom (nun Harry Styles) kennenlernt, fängt alles recht romantisch an, mit Flirtgesprächen am Strand und im Freibad. Tom bringt Marion das Schwimmen bei, sie führt ihn als kundige Lehrerin wiederum in die Welt der Literatur und Kunst ein. Bald stellt er ihr den Museumskurator Patrick (jetzt verkörpert von David Dawson) vor. Es beginnt eine vermeintlich unbeschwerte Zeit zu dritt – und in diesen Passagen hat der Film seine stärksten Momente. Wenn Marion, Tom und Patrick gemeinsam die Oper besuchen oder in einer Bar zusammen fröhlich ein Lied anstimmen, lässt die Inszenierung des überwiegend fürs Theater tätigen Regisseurs Michael Grandage eine Lebendigkeit aufkommen, an der es ihr an anderen Stellen mangelt.

Nachdem Tom Marion einen Heiratsantrag gemacht hat, muss sie erkennen, dass er schon lange eine Affäre mit Patrick hat. In der Darstellung der Annäherung zwischen den beiden Männern, in einer Dekade, in der Homosexualität noch unter Strafe steht, ist der Film weniger verklemmt als frühere Mainstream-Produktionen, die sich mit einer queeren Thematik befassten. Dennoch bleibt alles um eine Spur zu gediegen, um wirklich zu berühren. Auch die tragische Rolle der Frau – die etwa in Ang Lees Brokeback Mountain (2005) insbesondere durch die Performance von Michelle Williams so treffend eingefangen wurde – vermittelt sich hier eher distanziert. Der zurückhaltend-konventionelle Rahmen und die soliden Darbietungen von Harry Styles, Emma Corrin und David Dawson sorgen für einen rundum annehmbaren Arthouse-Beitrag, lassen unsere Emotionen indes weitgehend aus dem Spiel.

Die Rahmenhandlung um die drei gealterten Figuren macht deutlich, was diese Menschen aufgrund der gesetzlichen und gesellschaftlichen Hürden, die ihnen den Weg zum Glück versperrten, alles verpasst haben. Betrug, Schuld, Scham und die Unfähigkeit, über all das offen miteinander zu reden – das sind zweifellos spannungsreiche Sujets, die in Der Liebhaber meines Mannes aber nur angerissen werden. Darüber nachzudenken, was diesen drei fiktiven Personen angetan wurde, wie sie einander und sich selbst verletzt haben und vor allem wie viele reale Schicksale es gab und gibt, die in eine ähnliche Richtung gingen, ist im Endeffekt aufwühlender als das, was der Film uns zeigt. Doch solange Teile der Welt noch so sind, wie sie sind, kann es gewiss auch nicht falsch sein, dass ein Werk dazu dient, solche Gedanken (immer wieder) anzustoßen.

Der Liebhaber meines Mannes (2022)

Der Film erzählt von einer Dreiecksgeschichte zwischen einer Frau und zwei Männern Ende der 50er Jahre in Großbritannien, als Homosexualität noch strafbar war.

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