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Mit Hunden der richtigen Rasse lässt sich viel Geld verdienen. Das versuchen auch die Protagonisten in diesem Film, doch sie stellen sich einfach zu dämlich dafür an.

Der ganz große Coup (2019)

Eine Filmkritik von Teresa Vena

Auf den Hund gekommen

In Rom leben viele Hunde. Und jemand muss sich um sie kümmern. Dass man als Dogsitter wirklich gut verdienen kann, scheint glaubwürdig. Angestachelt von einer ihrer Freundinnen, kommt deswegen auch Rana (Silvia D’Amico) auf den Geschmack. Mit Hunden hatte sie bisher nur wenig zu tun, doch eine Aufstockung des Haushaltsgelds ist zwingend notwendig. Also lässt sie sich darauf ein, übers Wochenende auf die Französische Bulldogge Ugo aufzupassen. Ihre Partnerin und Mitbewohnerin Marti (Daphne Scoccia) hatte davon abgeraten und sie wird Recht behalten.

Schon die Tatsache, dass Ugos Besitzerin (Anna Bonaiuto) auf einer unüblich geringen Bezahlung beharrt, hätte bei Rana zu großer Skepsis führen müssen. Doch sie lässt sich nicht beirren, und bekanntlich lernt man ja bei den Reichen sparen, wie man auch in Italien sagt. Darüber hinaus bietet sich schon bald auch die Gelegenheit, das kleine Entgelt um ein Vielfaches zu erhöhen. Ein Mann (Edoardo Pesce) im schlecht sitzenden Anzug und mit einer merkwürdigen Topffrisur spricht sie im Park an. Er sei Tierarzt und besitze selbst eine Französische Bulldogge, ein Weibchen. Wenn Rana dazu bereit wäre, seine geliebte Laura von Ugo decken zu lassen, dann würde er sie entsprechend entlohnen.

Scheinbar ein perfekter Deal. Doch dass es natürlich nicht so einfach werden wird, wie gedacht, ist eigentlich sofort klar. Dennoch versucht der italienische Regisseur Fulvio Risuleo in seinem zweiten Langspielfilm alles, um mit den Erwartungen des Zuschauers zu spielen. Das gelingt ihm mit Der ganz große Coup allerdings nur bedingt. Einigermaßen geschickt ist der Aufbau des Films, wenn auch nicht übermäßig originell. Auf einen ersten Akt, in dem die beiden Frauen im Mittelpunkt stehen, folgt ein zweiter, der die Geschichte aus der Perspektive von Orazio erzählt und wie es dazu kommt, dass er sich als Tierarzt Dr. Mopsi ausgibt.

Bis zum großen Finale, das tatsächlich zu überraschen vermag, fehlt es dem Drehbuch aber insgesamt an Originalität. Es gibt einzelne Einfälle, die intelligent und amüsant sind, wie die Verfolgungsjagd über das Feld voller Schafe, doch selbst in diesem, einem der gezielten Spannungshöhepunkte, will es mit eben dieser Spannung einfach nicht klappen. Das liegt nicht unbedingt an der Form des Films, die durch einen recht schnellen Schnitt geprägt ist, sondern vielmehr am Spiel der Darsteller. Das wirkt an verschiedenen Stellen laienhaft improvisiert.

Zudem ist die Episode zu Orazio schlichtweg zu lang, seine Figur ein wandelndes Klischee. Äußerlich ähnelt er, mit seinen ungepflegten langen Haaren und dem Bart, einem Metal-Fan, der Inbegriff des Freaks und Außenseiters innerhalb der italienischen Gesellschaft. Vermutlich soll man ihn bemitleiden, doch kann man sich kaum mit ihm identifizieren; die Dringlichkeit seiner Situation überträgt sich einfach nicht. Aber auch gegenüber den beiden Frauen lässt sich nur schwer Sympathie aufbringen. Wenngleich deren Hintergrund nur angedeutet wird, zeichnen sich auch hier deutlich abgestandene Klischees ab. Insgesamt gibt es nur einen Protagonisten, für den man sich wirklich interessiert – und das ist ausgerechnet Ugo, die kleine Französische Bulldogge in ihrem schnittigen rosa Trainingsanzug. Schade, dass dieser nicht mehr Raum innerhalb der Geschichte bekommen hat.

Der ganz große Coup erfüllt die Erwartung nicht, die der Titel beschwört. Auch fällt die Idee des Films hinter einer Vielzahl von ähnlich gelagerten Werken zurück. Erinnert fühlt man sich nämlich schnell an Filme wie Amores Perros von Alejandro González Iñárritu oder 7 Psychos von Martin McDonagh, in denen Hunde und Kriminelle gemeinsame Sache machen. Auch formal weist Risuleos Mischung aus Komödie, (oberflächlicher) Gesellschaftskritik und Kriminalfilm mit seinem nicht-linearen Handlungsaufbau auf die beiden Vorgänger hin – keineswegs zum Vorteil des italienischen Films.

Der ganz große Coup (2019)

Am ersten Tag ihres neuen Jobs als Hundesitter müssen Rana und Marti hilflos mit ansehen, wie ihnen eine französische Bulldogge geklaut wird, die ihnen von einen reichen älteren Dame anvertraut wurde.

 

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