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In seinem abendfüllenden Debüt „Das schwarze Quadrat“ bringt Peter Meister moderne Kunst und deutsche Komödie auf einem Luxuxliner zusammen. Trotz guter Ansätze geht das Vorhaben leider über Bord.

Das schwarze Quadrat (2021)

Eine Filmkritik von Matthias Pfeiffer

Tanz ums Quadrat

Da klaut man eines der bedeutendsten Kunstwerke der Moderne und plötzlich muss man als David Bowie und Elvis auf einer Kreuzfahrt herumblödeln. Das haben sich Vincent (Bernhard Schütz) und Nils (Jacob Matschenz) anders vorgestellt. Und so wird aus dem glimpflich gelaufenen krummen Ding ein irres Verwechslungs- und Versteckspiel. Daran wird der kunstsinnige Zuschauer jedoch weniger denken, wenn er den Titel Das schwarze Quadrat liest. Eine Komödie über das sperrige Gemälde, mit dem Kasimir Malewitsch die Kunstwelt im Jahr 1915 für immer prägen sollte? Bei aller Skepsis ist man trotzdem gespannt, was der Bonner Regisseur Peter Meister hier mit seinem ersten Langfilm vorlegt.

Also der Reihe nach. Wie gesagt, hat es dieses ungleiche Gangster-Duo (Vincent ist ein Meister in seinem Metier, als Künstler jedoch gescheitert, Nils ist ein naiver Neuling in der Branche) wirklich geschafft, das Werk zu stehlen. Die Übergabe soll auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff stattfinden, jetzt fehlt nur noch der Kollege Charlie mit den Pässen und den Tickets. Der lässt allerdings auf sich warten und so müssen mithilfe von Chloroform die nächstbesten Opfer außer Gefecht gesetzt werden. Schließlich auf hoher See angekommen, merken die Pechvögel jedoch, wessen Identität sie da eigentlich übernehmen müssen. So müssen sie in dieser Situation in der Unauffälligkeit das höchste Gebot ist, als Bowie- und Elvis-Double die Urlauber unterhalten.

Es dürfte klar sein, dass man in Das schwarze Quadrat nicht viele kunsttheoretische und -historische Exkurse erwarten kann. Den Film danach zu beurteilen wäre aber natürlich unangebracht. Aber funktioniert er denn als Komödie? Die richtigen Grundzutaten sind zumindest vorhanden, nicht nur was das absehbare Chaos angeht, sondern auch die Zeichnung der Figuren. Bernhard Schütz in der Rolle des gekränkten Künstlers, der sich am ungerechten Kunstbetrieb rächen will und Jacob Matschenz als schüchterner Nachwuchs, der als King of Rock ‚n‘ Roll riesig bei der Damenwelt ankommt, sind erst mal wunderbare Entwürfe. Dazu kommt Sandra Hüller als Martha, die erst wie eine biedere Kunstlehrerin wirkt, aber dann keine Skrupel hat, einen Polizisten ins Jenseits zu befördern. Sie hat erfahren, dass sich Malewitschs Gemälde an Bord befindet und will es sich ihrerseits unter den Nagel reißen. Und der Weg zum Quadrat führt am leichtesten über das Herz von Vincent.

Warum funktioniert der ganze Film dann doch nicht so richtig? Leider baut Peter Meister seine vielversprechenden Charaktere wenig aus, sondern lenkt das Schiff in Richtung Krawall. Immer mehr Personen bekommen Wind von der wertvollen Fracht und wollen sich daran bereichern. Als das Bild dann wirklich aus dem Versteck verschwindet, ist Vincent gezwungen, eine Kopie anzufertigen. Die wiederum wechselt ebenfalls den Besitzer, sodass er erneut den Pinsel schwingen muss. Es gibt hier durchaus lustige Stellen, wenn Vincent beispielsweise eine mehr als erbärmliche Bowie-Performance auf die Bühne bringt oder ganz allgemein sein Selbstbild als Vollprofi immer wieder an der Realität zerbricht. Diese gehen jedoch nach einer Weile im Trubel und infantilen Ideen (Vincent muss in die Farbe urinieren, um den richtigen Gelbton zu erzeugen) unter. Und dann muss sich natürlich alles zu einem Klimax des Abstrusen auftürmen, sodass das Grande finale in Gestalt einer mörderischen Zaubershow einfach aussieht wie Übertreibung als Pflichtübung.

Das schwarze Quadrat ist leider einer der Filme, die ums Verrecken beweisen müssen, dass sie eine Komödie sind – selbst wenn dabei wirklich gelungene Aspekte untergehen müssen. Fairerweise muss man sagen, dass viele Strecken der ersten Hälfte gut funktionieren, was in erster Linie an der Leistung der drei Hauptdarsteller liegt. Danach verheddert sich der Film im eigenen Wirrwarr des „höher, schneller, weiter“. Dass daraus eine turbulente und gleichzeitig entspannende Komödie hätte werden können, wird in den starken Momenten nur zu deutlich. Vielleicht sollte sich Peter Meister wirklich ein Vorbild an Malewitsch nehmen und in Zukunft mehr reduzieren.

Das schwarze Quadrat (2021)

Zwei Kunstdiebe stehlen das berühmte „Schwarze Quadrat“ des russischen Malers Kasimir Malewitsch. Mit ihren Auftraggebern treffen sie sich auf einem Kreuzfahrtschiff, um das Kunstwerk zu übergeben. Aber nichts läuft so wie geplant. Eine irrwitzige Katz-und-Maus-Jagd entwickelt sich im Bauch des Kreuzfahrtschiffs. Eine Komödie über Kunst, Freundschaft und Angst vor Einsamkeit.  

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Meinungen

Jacquelin · 08.11.2021

Warum denn so kritisch? Wir haben den Film gerade in einer Sneak in Stuttgart gesehen und fanden ihn einfach nur gut - selten so herzhaft gelacht. Endlich mal wieder eine richtige Komödie, ganz hervorragend gespielt. Unbedingt anschauen!