Das große Rennen (2009)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Ein abgefahrenes Abenteuer

Nicht wenige Kinder verbringen heutzutage mehr Zeit vor dem Fernseher und Computer als draußen in der Natur. Nicht so die elfjährige Mary in André F. Nebes Debütfilm. Er lässt seine Protagonistin wie wild über das irische Land fahren – in einer selbstgebauten Seifenkiste und will damit Kinder zum Nachdenken anstiften, dass es noch etwas anderes gibt als Playstation und Internet.

Mary (Niamh McGirr), rothaarig, blass, Sommersprossen, lebt auf einem einsamen Bauernhof. Für Hühner und Schweine hat sie ebenso wenig Interesse wie ihre Mutter (Susan Lynch), die sich ein glamouröseres Leben als das einer Bäuerin vorgestellt hatte. Marys Vater (Colm Meaney) ist ein Bauer wie er im Buche steht: grobschlächtig, wortkarg und voller Hingabe an seinen Job, der nur noch wenig Geld abwirft und ihm nur jede Menge Schulden eingebracht hat. So frustriert wie beide Elternteile sind, ist es kein Wunder, wenn sie nur noch streiten und die Mutter ihr Glück bei einem anderem sucht.

Doch in dem Film soll es nur am Rande um Eheprobleme und die miserable Lage der irischen Bauern gehen. Vielmehr ist Das Große Rennen ein Kinderfilm durch die Augen der elfjährigen Mary erzählt. Schon allein deswegen ist alles viel bunter, poetischer und unproblematischer. Und wie schon der Titel verrät, steht im Mittelpunkt ein Rennen, genauer ein Seifenkistenrennen, das Mary unbedingt gegen ein Dutzend Jungs gewinnen will. Allein schon, dass ein Mädchen da mitmachen will, ist außergewöhnlich und dann auch noch Mary, die von allen gehänselt wird. Ihre Startbedingungen sind alles andere als gut: Ihre Seifenkiste ist alt und klapprig, für neue Räder fehlt Geld und ihr Vater ist gegen das Unternehmen. Aber Mary ist mutig, ehrgeizig und fest von ihrer Mission überzeugt.

Der Film und sein Ende sind so vorhersehbar wie das Amen in der Kirche. Und es gibt keine gängigere Formel, im Kino als die dem Schwachen so viele Hürden in Weg zu legen und ihn am Ende trotzdem gewinnen zu lassen. Dennoch geht einem die Geschichte ans Herz. Rührend ist vor allem Niamh McGirrs Schauspiel. Ihre Mary ist ihre erste Rolle vor der Kamera, zuvor hat sie nur in einigen Theater-AGs gespielt. Sie wirkt so überzeugend und unbeschwert, einfach eine ideale Besetzung.

Ein bisschen wundert man sich schon, warum der Berliner Regisseur André F. Nebe seinen ersten Langspielfilm mit Kindern und Tieren dreht und das auch noch mit englischsprachigen Schauspielern im verregneten Irland. Von knapp vier Wochen Drehzeit und hat es auch zwei davon ununterbrochen geregnet. Wie gut, dass Nebe vorher ein halbes Vermögen für Regenzeug und Outdoor-Klamotten ausgegeben hat. Aber er hatte das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, wenn es ihm gelänge, später im Kinosaal Kindern eine spannende Geschichte erzählen – und das ist ihm gelungen.
 

Das große Rennen (2009)

Nicht wenige Kinder verbringen heutzutage mehr Zeit vor dem Fernseher und Computer als draußen in der Natur. Nicht so die elfjährige Mary in André F. Nebes Debütfilm. Er lässt seine Protagonistin wie wild über das irische Land fahren – in einer selbstgebauten Seifenkiste und will damit Kinder zum Nachdenken anstiften, dass es noch etwas anderes gibt als Playstation und Internet.

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