Das Geisterhaus

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Sonntag, den 6. Januar 2008, ARTE, 20:40 Uhr

Santiago de Chile in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts: Der chilenische Minenarbeiter Esteban Trueba (Jeremy Irons) ist glücklich und wähnt sich auf dem Weg nach oben, als er sich mit der aus bestem Hause stammenden Rosa del Valle (Teri Polo) verlobt. Doch das Glück hält nur kurz, Rosa stirbt an den Folgen eines Giftanschlages, der eigentlich ihrem Vater (Armin Müller-Stahl) galt, so dass Esteban verbittert aufs Land zieht und dort versucht, sein Glück zu machen. Das Vorhaben gelingt, mit großer Skrupellosigkeit steigt Esteban zum Großgrundbesitzer auf, der sich alles nimmt, von dem er meint, dass es ihm zusteht. Nach einigen Jahren begegnet Esteban Rosas jüngerer Schwester Clara (Meryl Streep) wieder, die beiden heiraten und ziehen gemeinsam mit Estebans Schwester Férula (Glenn Close) auf das Landgut Tres Marias. Doch das Zusammenleben mit dem Tyrannen ist schwierig, und als sich Jahre später Estebans und Claras Tochter Blanca (Winona Ryder) in den aufsässigen Pedro Garcia (Antonio Banderas) verliebt, droht die Familiengeschichte abermals eine verhängnisvolle Wendung zu nehmen. Blanca gerät nach dem Putsch der Militärs in Gefangenschaft und wird gefoltert. Spät, beinahe zu spät muss Esteban erkennen, dass er Zeit seines Lebens den falschen Idealen nachgehangen hat.
Bernd Eichingers Mammutproduktion entstand nach dem gleichnamigen Roman von Isabel Allende unter der Regie des dänischen Regisseurs Bille August, der vier Jahre später gemeinsam mit Eichinger sich erneut eines Bestsellers annehmen sollte – Peter Høegs Fräulein Smillas Gespür für Schnee (1997). Mit diesen Filmen setzte Eichinger neue Maßstäbe in Sachen Literaturverfilmung und wies in den Neunzigern den Weg, wie der deutsche Film mittels europäischer Co-Produktionen auch international punkten konnte – ein Konzept, dass Eichinger heute noch mit bewundernswerter Konsequenz verfolgt. Der Lohn der Mühen: Im Jahre 1994 erhielt Eichinger den Bundesfilmpreis in Gold und im gleichen Jahr den Bayerischen Filmpreis, der auch an Barbara Baum für die besten Kostüme ging. Ebenfalls 1994 gewann Das Geisterhaus beim Robert Festival in Dänemark den Preis für den besten Film sowie Bille August den Preis für die beste Regie und das beste Drehbuch.

Bei den Kritikern allerdings wurde der Film zwiespältiger aufgenommen, einer der immer wieder erhobenen Anwürfe zielte darauf ab, dass es August nicht gelungen sei, den Spirit und die Seele von Allendes Roman einzufangen. „They know the words, but not the music“, schrieb beispielsweise der Filmkritiker Roger Ebert von der Chicago Sun Times. Da mag durchaus etwas dran sein, trotzdem führt an diesem Film in Sachen Opulenz und Star-Aufgebot kein Weg vorbei, zumal er den Weg für weitere in Deutschland initiierte Großproduktionen wie Das Parfüm — Die Geschichte eines Mörders ebnete.

Das Geisterhaus

Santiago de Chile in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts: Der chilenische Minenarbeiter Esteban Trueba (Jeremy Irons) ist glücklich und wähnt sich auf dem Weg nach oben, als er sich mit der aus bestem Hause stammenden Rosa del Valle verlobt.
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