Das Bourne Vermächtnis

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Bourne ohne Bourne

Die Ereignisse um Jason Bourne haben für viel Wirbel gesorgt. Eric Byer (skrupellos: Edward Norton), der Direktor der National Research Array Group, entscheidet, Treadstone, die Super-Killer-Schmiede der Regierung, sofort zu beenden und alle Spuren gründlich zu beseitigen. Das bedeutet, alle Agenten und involvierten Wissenschaftler müssen sterben. Aaron Cross (tödlich: Jeremy Renner) aka Agent Nummer 5 und Chemikerin Dr. Marta Shearing (austauschbar: Rachel Weisz) überleben als einzige die Anschläge. Doch ist die Gefahr damit nicht gebannt. Byer und sein Team tun alles, um auch noch die letzten Spuren zu verwischen.
Nach Die Bourne Verschwörung und Das Bourne Ultimatum, dem zweiten und dritten Teil der Bourne-Reihe hatte Regisseur Paul Greengrass keine Lust mehr, einen weiteren Teil zu drehen. Er sah nicht, welche Geschichte im Bourne-Universum noch erzählt werden könnte. Außerdem war das Verhältnis zwischen ihm und Drehbuchautor Tony Gilroy angespannt. Zusammen mit Hauptdarsteller Matt Damon verließ er das Franchise. Dieser gravierende personelle Einschnitt bedeutete allerdings nicht das Ende. Kurzerhand wurde von Tony Gilroy und seinem Bruder Dan ein Drehbuch geschrieben, dass zwar im Bourne-Universum spielt, allerdings eine andere Figur ins Zentrum des Geschehens stellt. Und das funktioniert erstaunlich gut.

Seine Qualitäten als Drehbuchautor sind umstritten. Auch im aktuellen Teil ist die Story nicht unbedingt die Stärke des Films. Dafür erweist sich Gilroy bei Das Bourne Vermächtnis als passabler Regisseur: Nicht ganz so sensibel wie Doug Liman im ersten Teil (Die Bourne Identität), aber durchaus mit Gefühl für Atmosphäre; und natürlich kann er die Filme von Greengrass in Sachen Tempo und Dynamik nicht toppen. Teil zwei und drei bewegen sich hier am absoluten Limit. Trotzdem hat die Inszenierung von Gilroy Schwung. Er kommt nicht gleich in die Gänge, doch hat sich der Film erst einmal warm gelaufen und alle Figuren in Position gebracht, geht es richtig ab. Höhepunkt ist eine fast 30-minütige Action-Sequenz in der Mitte des Films: Das Intro zu dieser mitreißenden Passage ist ein mehrfacher Mord im Labor. Dr. Shearing, die einzige Überlebende, wird danach von Regierungsbeamten in ihrem Haus aufgesucht und verhört, wobei schnell klar wird, dass der Besuch ganz andere Absichten hat. Was folgt ist eine der besten Action-Szenen 2012! Schade, dass das Finale nicht genauso stark ist, am Ende gehen leider die Pferde(-Stärken) mit Gilroy durch.

Wie seine Vorgänger funktioniert Das Bourne Vermächtnis über weite Strecken auch als Überwachungsthriller, der zeigt, wie sich moderne Technologien gegen den Menschen einsetzen lassen. Wer handelt, hinterlässt Spuren. Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem man sich verstecken kann. Jeremy Renner (Tödliches Kommando) und Rachel Weisz (Der ewige Gärtner) machen ihre Sache als Jäger und Gejagte erstaunlich gut, wobei Weisz zwar gewohnt überzeugend spielt, ihre Figur aber leider farblos bleibt. Da wäre mehr drin gewesen. Besser Renner: Er versucht gar nicht erst, in Matt Damons Fußstapfen zu treten, sondern macht von Anfang an klar, dass seine Figur ein eigener Charakter ist. Charisma hat Renner ohne Zweifel genug. Und auch die Performance als Superagent geht in Ordnung. Nur die so sympathische Verletzlichkeit seines Vorgängers fehlt ihm. Hatte Bourne ständig mit seinen Gedächtnisproblemen zu kämpfen und befand er sich deswegen in ständigem Zweifel über seine Identität, geht ein solcher Konflikt Agent Nummer 5 hingegen völlig ab. Zu diesem Umstand passt auch, dass Aaron Cross nicht über die Integrität eines Bourne verfügt. Bourne war ein Agent auf der Suche nach sich selbst, Cross ist auf dem Egotrip. Während die Gewalt aus Bourne reflexartig hervorbrach, er aber ansonsten bestrebt war, keinen Unschuldigen zu schaden, kennt Cross diese Skrupel nicht. Ob eine Gruppe Sicherheitsbeamter oder ein ganzes Wolfsrudel – wer ihm in die Quere kommt, muss dran glauben. Diese subtile Veränderung macht Das Bourne Vermächtnis nicht zwangsweise schlechter als die Vorgänger, doch die neue Härte wird manchem Fan der anderen Teile nicht behagen.

Fazit: Auch wenn er aufgrund der genannten Schwächen nicht ganz an die ersten drei Teile heranreicht, funktioniert Das Bourne Vermächtnis doch als kurzweiliger, energiegeladener Sommerblockbuster und auch als Fortsetzung der Bourne-Reihe – ohne Jason Bourne. Einem fünften Teil steht nichts im Wege. Bleibt nur zu hoffen, dass die Geschichte darin innovativer ausfällt und die weibliche Hauptrolle mehr Profil erhält.

Das Bourne Vermächtnis

Die Ereignisse um Jason Bourne haben für viel Wirbel gesorgt. Eric Byer (skrupellos: Edward Norton), der Direktor der National Research Array Group, entscheidet, Treadstone, die Super-Killer-Schmiede der Regierung, sofort zu beenden und alle Spuren gründlich zu beseitigen. Das bedeutet, alle Agenten und involvierten Wissenschaftler müssen sterben.
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Meinungen

Curt · 07.09.2012

Please show this in English!

Nadine · 04.09.2012

Rachel Weisz ist NIEMALS austauschbar!