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Zwei Tanzprojekte widmen sich den Choreografien der legendären Pina Bausch. Sie zeigen, wie sich junge Tänzer*innen der Erfinderin des Tanztheaters nähern. Das ist nicht nur ein bildgewaltiger Dokumentarfilm, sondern auch ein schöner, spannender und einer voller Einblicke in die Welt des Tanzes.

Dancing Pina (2022)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Voller Wucht

Natürlich weiß man, dass Tanzen nicht einfach nur Tanzen ist. Dass hinter jeder Ballettaufführung, jedem Tanztheater viel Schweiß, viel harte Arbeit steckt. Und doch denkt man selten darüber nach – denn auf der Bühne wirkt alles so leicht und selbstverständlich, wie als würden die Tänzerinnen und Tänzer nichts anderes in ihrem Leben tun, als ihre Beine in die Luft zu werfen, sich zu drehen und in unglaubliche Höhen zu springen. In „Dancing Pina“ ist man als Zuschauende dabei, wenn die Künstlerinnen und Künstler trainieren, wenn sie immer und immer wieder dieselbe Abfolge an Schritten und Bewegungen trainieren, wenn sie gesagt bekommen, dass das so noch nicht passt. Und man wird sich bewusst: Das ist absolut anstrengend.

Für Dancing Pina hat Regisseur Florian Heinzen-Ziob zwei Tanzprojekte – eins in Dresden, eins im Senegal – begleitet. Beide Theater, die Semperoper und die École des Sables, wollen jeweils eine Choreografie der renommierten Pina Bausch erneut auf die Bühne bringen.

Schon allein aufgrund ihrer Spielorte, klimatischen Verhältnisse und der unterschiedlichen Herkunft der Tänzerinnen und Tänzer sind die zwei Projekte sehr verschieden. Doch genau daraus speist der Film seine Spannung: Während die Tänzer*innen in Dresden in großen Ballettsälen üben und später auf einer Opernbühne proben, bewegen sich die Mitglieder des afrikanischen Projektes auch im Sand. Beide Stücke haben eine jeweils andere Dynamik, die sich aber auch ergänzen und den Film allein deshalb zum Klang- und Bild-Erlebnis machen.

Die tänzerische Leitung haben jeweils Menschen übernommen, die mit Pina Bausch zusammengearbeitet hatten, Teil ihres Tanztheaters und ihre Schüler*innen gewesen sind. Sie haben lange von der großen Choreografin gelernt, wissen, worauf es ihr ankam, worauf sie Wert gelegt und wie sie ihre Tänzer*innen angeleitet hat. Sie erzählen von ihrer Zeit mit Pina Bausch, ihrem eigenen Training und davon, was sie unbedingt an eine neue Tänzergeneration weitergeben wollen .

Allein zu sehen, wie sich die jungen Tänzerinnen und Tänzer dem Werk von Pina Bausch nähern, wie sie es neu entdecken und für sich anwenden, ist großartig. Das sind nicht nur viele Stunden harter körperlicher Arbeit, das ist auch Nachdenken über sich selbst und über sein bisheriges Tun als Tanzende, denn, das sagen alle Protagonist*innen, die Regeln des klassischen Ballett helfen ihnen bei den Choreografien von Pina Bausch nur bedingt. Hier müssen sie sich auch fallen lassen, authentisch, sie selbst sein.

Selbstverständlich schaffen sie das auch. Schon während der Proben hat man das Gefühl, ein Bühnenstück zu verfolgen, solche Wucht, solche Kraft haben Musik, Tanz, Darstellung. Und wenn sie am Ende vor Publikum oder im Sand tanzen, dann will man gar nicht, dass es aufhört: Das sind nicht nur wunderschöne Bilder, sie vermitteln auch eine kraftvolle Stimmung und machen Tanzkunst auf der Leinwand lebendig.

Und man erkennt jeden Moment des Übens wieder, weiß bei der Premiere von Iphigenie auf Tauris, welche Stellen schwierig waren, welche Momente den einzelnen Tänzerinnen und Tänzern viel abverlangt haben – auch wenn es nun auf der Bühne so leicht und selbstverständlich aussieht.

Dancing Pina (2022)

Pina Bausch revolutionierte mit ihren Choreographien den modernen Tanz. Doch was bleibt von ihrem Werk? Zwei spektakuläre Tanzprojekte zeigen, wie eine junge Generation Tänzer:innen aus aller Welt Pinas Choreographien neu entdeckt: Die Ballettkompanie der Semperoper in Dresden probt Pinas Tanz-Oper „Iphigenie auf Tauris“. Und an der École des Sables im Senegal proben Tänzer:innen aus ganz Afrika Pinas Ballett „Le Sacre du Printemps“.

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