Crosby, Stills, Nash & Young - Déjà Vu

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Zornige alte Männer

Es gehört schon fast zum guten Ton unter den amerikanischen Schauspielern und Musikern, gegen den Irak-Krieg zu protestieren. Doch wenn Crosby Stills Nash & Young ihre Stimme erheben, ist das etwas Besonderes. Ihre Glaubwürdigkeit reicht bis weit in konservative Kreise. Denn die Musik, die sie in diesem gelungenen Mix aus Polit-Doku und Konzertfilm zelebrieren, kennt keine Grenzen.
Déjà Vu hieß 1970 das erste Album, das die „Supergroup“ Crosby Stills & Nash gemeinsam mit Neil Young einspielte. Der Titel bezeichnet das Gefühl, etwas schon einmal erlebt zu haben. So geht es den Musikern mit dem Krieg in Irak, der sie fatal an Vietnam erinnert. Schon in den frühen 1970ern haben Crosby Stills Nash & Young mit Welthits wie „Ohio“ oder „Find the Cost of Freedom“ gegen den Irrsinn der US-Invasion angesungen. Aber irgendwie scheinen die US-Politiker in knapp 40 Jahren nichts dazugelernt zu haben. Das ist zumindest die These von Neil Young, die er in seinem letzten Album „Living with War“ mehr als deutlich formuliert, ja fast schon herausschreit. Die Texte mischen sich in die Tagespolitik ein, wie man es lange nicht gehört hat. „Let’s impeach the President“, heißt es da, lasst uns den Präsidenten anklagen. Und auf der Suche nach personellen Alternativen wird von einer „Frau“ oder einem „Farbigen“ gesprochen.

Kann das gut gehen? Wenn ein Musiker eine solche Platte macht, seine alten Mitkämpfer Crosby Stills & Nash zu einer „Freedom-of-Speech“-Tournee einlädt und das Ganze auch noch selber verfilmt? Endet das nicht in unerträglicher Selbstbeweihräucherung und gnadenlosem Gutmenschentum? Nein, das tut es nicht. Neil Young, der als Regisseur mit seinem Pseudonym Bernard Shakey verantwortlich zeichnet, trennt sehr geschickt den politisch engagierten Musiker, der ungeschminkt seine Meinung sagt, von dem Dokumentaristen, der über diese Tournee berichtet.

Zu Hilfe kam ihm dabei Mike Cerre. Der ist ein angesehener Journalist und gehört zu den „Embedded Reporters“, also den ausgesuchten Berichterstattern, die – „eingebettet“ in die Truppe – aus nächster Nähe über den Irak-Krieg berichteten und weiter berichten. Mike Cerre ist einigermaßen unverdächtig, ein reiner Anti-Kriegs-Propagandist zu sein. Er verleiht als Drehbuch-Co-Autor dem Film den nötigen dokumentarischen Abstand. Insofern unterscheidet sich Neil Youngs Film von dem thematisch ähnlichen The Dixie Chicks: Shut Up & Sing. Das deutlich jüngere und politisch weniger erfahrene Frauen-Trio der Dixie Chicks war von den Protesten gegen die Meinungsäußerung der Musikerinnen kontra Bush so angefressen, dass deren Film notwendigerweise emotionaler ausfiel.

Die unaufgeregte Machart von Crosby, Stills, Nash & Young — Déjà Vu erlaubt den vier Folkrock-Heroen eine altersmilde Leichtigkeit. Souverän zitieren sie eine Reihe kritischer Pressestimmen, die genüsslich über „Hippie-Millionäre“ herziehen und vorrechnen, dass deren Durchschnittsalter 62,5 Jahre beträgt. Außerdem kommt ein Kritiker zu Wort, der meint, dass Neil Young mit der „Freiheit der Rede“ nur seine eigene Freiheit im Sinn habe. Aber das stimmt nicht. Die zum Teil äußerst erregten Fans, die die Konzerte wegen der politischen Äußerungen Neil Youngs empört verlassen, werden keinesfalls vorgeführt. Sie dürfen Argumente vortragen, die durchaus ernst zu nehmen sind: Missbrauchen die Musiker nicht ihre Stellung? Und wie glaubwürdig ist das Ganze, wenn eine Eintrittskarte 120 Dollar kostet? Es ist die Stärke dieses Films, dass jeder seine Meinung sagen darf und keine Stellungnahmen ausgewählt werden, die sich von vornherein lächerlich machen.

Aber natürlich ist Crosby, Stills, Nash & Young — Déjà Vu auch ein Konzertfilm. Und das über mindestens die Hälfte dieser gut eineinhalb Stunden. Denn eigentlich, sagen David Crosby und Neil Young, sollten Künstler nur dann auf tagesaktuelle Ereignisse reagieren, wenn es unbedingt nötig ist. Ansonsten sei Musik dazu da, Gefühle auszudrücken und auszuleben. Und das tun diese reifen Herren mit einer Lust und einem Engagement, das zu Herzen geht. Sicher nicht nur jenen, die eh’ gegen Bush sind.

Crosby, Stills, Nash & Young - Déjà Vu

Es gehört schon fast zum guten Ton unter den amerikanischen Schauspielern und Musikern, gegen den Irak-Krieg zu protestieren. Doch wenn Crosby Stills Nash & Young ihre Stimme erheben, ist das etwas Besonderes.
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Meinungen

Clowcold · 31.07.2008

Dieser Film müßte abends um 20 Uhr in allen American Tv´s gezeigt werden denn er ist die harte, unverblümte Wahrheit! ! ! Ich bin diesen vier so dankbar für diese Darstellung und ihren tiefgehenden Songs !

Ka. Lorenz · 31.07.2008

So etwas vom realistisch, tief erfgreifend. Danke !C S N Y

werner büttner · 31.07.2008

Die Wahrheit von den für mich besten u gaubhaftesten Musikern dieser Welt. Gott sei Dank gibt es sie! Gruß Werner Büttner

· 13.07.2008

stark
ehrlich
hart
rockig

große Musik
und wunderbare Typen
tragisch

sehr gut!

Rheingold · 10.07.2008

Dies ist nicht einfach nur ein Musikfilm ... CSNY DÉJÀ VU von Neil Young könnte auch als Antikriegsfilm durchgehen.
Der Film hat mich sehr berührt, es gibt einige Szenen die wirklich an die Nieren gehen.
Empfehlenswert und die Songs sind nicht nur Kult sondern wichtig!