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Der isländische Nationaltorwart Hannes Þór Halldórsson beweist mit seinem Regiedebüt komödiantisches Talent, das Fans von klamaukiger Unterhaltung à la „Hot Fuzz“ bestens unterhält. Daneben räumt Halldorsson auch auf lustig-überzeichnete Weise mit homophoben Vorurteilen auf.

Cop Secret (2021)

Eine Filmkritik von Sarah Stutte

Mehr als nur Buddies

Schon in den ersten Minuten wird das Gaspedal ordentlich durchgedrückt und als Zuschauer wähnt man sich ob der flotten Verfolgungsjagden in einem neuen „The Fast and the Furious“-Streifen. Doch das täuscht – zwei Polizisten rasen hinter einem Motorrad her, auf den gar nicht so üblen Straßen von Reykjavik. Der malerische Schauplatz wurde jedoch von Kameramann Elli Cassata bewusst so in Szene gesetzt, damit er einer europäischen oder nordamerikanischen Metropole ähnelt. 

Es gibt sogar ein amüsantes, explosives und atmosphärisches Zwischenspiel in Chinatown, einem bisher unentdeckten Teil der Stadt. All dies bildet den Hintergrund für die Romanze zwischen Reykjaviks „härtestem Polizisten“, dem dysfunktionalen, trinkfesten und hartgesottenen Einzelgänger Bússi (Auðunn Blöndal), und seinem Pendant in der benachbarten, wesentlich wohlhabenderen Gerichtsbarkeit Gardabaer.

Dieser von Egill Einarsson (auf der Insel auch bekannt als DJ Muscleboy) wunderbar verkörperte Hörður ist das genaue Gegenteil von Bússi – reich, kultiviert, gebildet, polyglott, schick gekleidet und tadellos frisiert – aber nicht weniger effektiv, wenn es darum geht, Verbrechen aufzuklären und Verdächtige hinter Gitter zu bringen. Nach anfänglichen Macho-Reibereien entpuppen sich die Gegensätze als höchst attraktiv für beide Seiten. Für den Hörður des 21. Jahrhunderts (der sich selbst als pansexuell bezeichnet) ist das kein Problem, aber für den Bússi der alten Schule ist das eine besonders hohe Hürde.

Das ungleiche Paar tastet sich an körperliche Zuneigung heran und sprintet dann zur Verbrecherjagd. Denn es wird von Rikki Ferrari (Björn Hlynur Haraldsson), einem ehemaligen Laufsteg-Kameraden des Ex-Models Hörður, der sich in ein gestörtes kriminelles Superhirn verwandelt hat, bedroht und verspottet. 

Rikkis komplexer Plan beinhaltet, sich an Islands Goldbarrenvorräten zu schaffen zu machen, während eines wichtigen Fußballspiels zwischen den Frauenfußballmannschaften Islands und Englands. Halldórsson widersteht der Versuchung, die Fußballreferenzen zu übertreiben. Stattdessen macht er die Entwicklungen auf dem Spielfeld zu einem Schlüsselelement eines spannenden Finales, das geschickt mit drei gleichzeitigen Schauplätzen jongliert.

Absurdität wird in Cop Secret groß geschrieben. Nicht immer zünden alle Gags, wenn sich Halldórsson und seine Co-Drehbuchautoren Nína Pedersen und Sverrir Thór Sverrisson von der ersten bis zur letzten Szene über die unzähligen abgedroschenen Tropen und Klischees des Buddy Cop-Genres lustig machen. Trotzdem ist Cop Secret – samt flammender Pyrotechnik und Endlos-Geballere – im Ganzen eine gelungene Genre-Parodie.

Cop Secret (2021)

Bússi und Hörður sind die coolsten Super-cops Reykjaviks: Sie sind super-schnell, super-stark und vor allem super-männlich – zu mindestens, wenn man sie fragt. Zusammen ermitteln die beiden an einer Reihe von Raubüberfällen, bei denen nur anscheinend gar nichts geklaut wurde. Auf der Suche nach des Rätsels Lösung und fiesen Bösewichten entdecken die beiden ihre Leidenschaft füreinander, die erstmal gar nicht so gut in ihr Bild von Männlichkeit passt. Die spannende Verfolgungsjagd wird erschwert vom Kampf mit den eigenen Vorurteilen und findet seinen Höhepunkt bei einem Fußballspiel der isländischen Frauennationalmannschaft… Boom!

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