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Ein neuer Fall führt die vom Okkulten faszinierten Lorraine und Ed Warren Anfang der 1980er Jahre auf die Spur eines ominösen Fluchs. Kann sich auch der dritte Film um das real existierende Ehepaar trotz klassischer Horrorelemente von uninspirierter Dutzendware abheben?

Conjuring 3: Im Bann des Teufels (2021)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Dämon vor Gericht

Die US-amerikanischen Eheleute Lorraine und Ed Warren, die zu ihren Lebzeiten mit großer Leidenschaft allem Übernatürlichen nachspürten, erlangten durch den von James Wan inszenierten Spukhausfilm „Conjuring – Die Heimsuchung“ auch in Deutschland größere Bekanntheit. Basierend auf ihren Fallakten entstand nach dem gigantischen Kassenerfolg des Horrorstreifens ein ganzes Gruseluniversum, zu dem neben der direkten Fortsetzung „Conjuring 2“ auch diverse Ableger gehören. Während die beiden Conjuring-Filme trotz kleiner Schwächen das Genremittelmaß hinter sich lassen können, bleiben die Spin-offs – etwa „Annabelle“ und „The Nun“ – zumeist im Formelhaften stecken. „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ bietet den Warrens zum dritten Mal eine große Bühne, schafft es allerdings nicht die Qualität der beiden Vorgänger zu bestätigen.

Regisseur Michael Chaves, dessen Debütwerk Lloronas Fluch sehr lose an den Conjuring-Kosmos andockt, und Drehbuchautor David Leslie Johnson-McGoldrick, der bereits am Skript zu Conjuring 2 mitschrieb, beginnen ihre im Jahr 1981 spielende Geschichte – die angeblich schreckliste im Repertoire der Warrens, wie es eingangs heißt – mit einer Standardsituation, die in vielen Schauerstücken erst im Endspurt zum Einsatz kommt. Lorraine (Vera Farmiga) und Ed (Patrick Wilson) stehen während eines Exorzismus der Familie Glatzel bei, deren Sohn David (Julian Hilliard) offenbar von einem Dämon besessen ist. Der Spuk findet nur deshalb ein Ende, weil der ebenfalls anwesende Arne Cheyenne Johnson (Ruairi O’Connor), der Freund von Davids Schwester Debbie (Sarah Catherine Hook), die böse Macht anfleht, in seinen Körper zu schlüpfen. Im großen Durcheinander beobachtet lediglich Ed, was geschehen ist, erleidet aber nahezu zeitgleich einen Herzinfarkt, der den Geisterjäger vorübergehend ins Koma katapultiert.

Die Auftaktsequenz erzeugt eine gewisse Intensität, obwohl sie beinahe durchweg klassische Motive und Stilmittel des Besessenheitskinos bedient – wackelnde Wände und grausig verdrehte Gliedmaßen sind auch hier am Start. Die aus dem Ruder laufende Austreibung ist freilich nur der Vorgeschmack auf den eigentlichen Fall, der die Warrens nach Eds Aufwachen beschäftigt. Im Wissen darum, dass die übernatürliche Präsenz nicht besiegt wurde, sondern bloß weitergesprungen ist, versucht das Ehepaar vergeblich, Debbie und Arne zu warnen. Letzterer sticht unter dem Einfluss der finsteren Kräfte in einer psychedelisch arrangierten Szene ihren schmierigen Vermieter (Ronnie Gene Blevins) ab und sieht sich anschließend mit der Todesstrafe konfrontiert. Der Prozess gegen den realen Arne Cheyenne Johnson ist noch heute berühmt-berüchtigt, weil zum ersten Mal in einem US-Gericht die Verteidigung die Inbesitznahme durch einen Dämon als Beweis für die Unschuld des Angeklagten anführte. In Conjuring 3: Im Bann des Teufels geben Lorraine und Ed den Anstoß für diesen eigenwilligen Ansatz, wobei es ihnen erstaunlich leichtfällt, die berechtigterweise skeptische Anwältin (Ashley LeConte Campbell) des jungen Mannes von ihrem Vorschlag zu überzeugen. Statt kurz innezuhalten und den festen Glauben der Warrens an ihre höchst spekulative Arbeit zu hinterfragen, wischt der Film mögliche Zweifel mit einem lässigen Spruch und einem einzigen Schnitt beiseite.

Auch im Folgenden setzen Chaves und Schreibering Johnson-McGoldrick einige falsche Prioritäten. Die Qualen des besessenen Arne, der in einer Psychiatrie auf seine Verhandlung wartet und von unheimlichen Visionen verfolgt wird, rücken zwar immer mal wieder ins Blickfeld. Um sein Schicksal und die Verzweiflung seiner zunehmend an den Rand gedrängten Freundin Debbie emotional ausreizen zu können, hätte es jedoch mehr Leinwandzeit gebraucht. Das Zentrum besetzen eindeutig Lorraine und Ed, die bei ihren Nachforschungen auf einen rätselhaften Fluch mit weiterem Zerstörungspotenzial stoßen. Ihre kriminalistisch anmutende Suche hält die Spannung nur sporadisch hoch und läuft auf eine beliebig erscheinende Auflösung hinaus, die allerdings noch einmal Gelegenheit bietet, das Wirken der vom Paranormalen faszinierten Eheleute kritisch zu beleuchten. Aber auch diese Chance lässt der Film ungenutzt verstreichen. Zu sehr ist Conjuring 3: Im Bann des Teufels damit beschäftigt, das bereits in den ersten beiden Teilen gelegentlich thematisierte Band zwischen Lorraine und Ed zu erforschen. Was bisher für stimmungsvolle Verschnaufpausen gesorgt hat, driftet dieses Mal allzu oft ins Klebrig-Schmalzige ab. Verdecken kann das Mehr an Melodrama freilich nicht, dass die Rollenverteilung, vor allem im Finale, angestaubt daherkommt.

Unbestreitbare Vorzüge wie die erlesenen Bilder von Kameramann Michael Burgess und die Leistung der Ausstattungsabteilung rund um Jennifer Spence, die viel Sorgfalt in das 1980er-Jahre-Setting gesteckt hat, taugen leider nicht dazu, den Horrorstreifen über den Durchschnitt hinauszuheben. Mit seinen weitgehend vorhersehbaren Jump Scares und seiner manchmal arg plakativen Gruselstimmung macht es sich der Film genau dort bequem.

Conjuring 3: Im Bann des Teufels (2021)

Das dritte Kapitel der Conjuring-Franchise. Der Film soll von einem Mann handeln, der vor Gericht des Mordes beschuldigt wird, allerdings aussagt, er sei von einem Dämon besessen gewesen.

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