Come Rain, Come Shine

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Mütter sind überall auf der Welt gleich. Sogar in Südkorea. Als die Frau (Lim Soo-Jung) ihrer Mutter telefonisch eröffnet, dass sie gerade dabei sei, sich zu trennen, gilt deren einzige Sorge nicht dem psychischen Wohlbefinden ihrer Tochter, sondern dem leiblichen Wohl: „Isst du denn auch genug, Kind?“ Das kommt einem irgendwie ziemlich bekannt vor. In Lee Yoon-kis Film Come Rain, Come Shine geht es aber nicht um elterliche Ratschläge in Krisenzeiten, sondern darum, wie das (Ex-)Paar selbst mit der Trennung und allem, was damit zusammenhängt, umgeht. Come Rain, Come Shine ist kein Film für Geschwindigkeitsfanatiker. Ganz ruhig und bedächtig geht der Film zu Werke, lässt sich reichlich Zeit für seine ungeschnittene Exposition, bei der sich die Frau im Verlauf einer Autofahrt quasi nebenbei von ihrem Mann (Hyun Bin) trennt, weil es einen anderen Mann in ihrem Leben gibt. Was folgt, ist ein schmerzlicher Abschied der beiden voneinander. Im gemeinsamen Haus werden die Angelegenheiten geordnet, die Dinge aufgeteilt, die Vergangenheit geregelt; ganz ruhig, ohne Streit, vernünftig — so wie das erwachsene Menschen eben machen. Eigentlich sollte das ganze Procedere viel schneller vor sich gehen, doch weil es draußen ununterbrochen wie aus Kübeln schüttet und die verbindende Brücke überflutet ist, hockt man eben aufeinander und ist so mit all dem konfrontiert, was einen verbindet und was einen trennt — im Verlauf eines Tages, des letzten gemeinsamen, durchlebt man so noch einmal die Quintessenz der Beziehung.
Durchbrochen wird die nicht ganz freiwillige Zweisamkeit nur durch ein kleines Kätzchen, das sich im Regen verlaufen hat und die beiden Besitzer des Tieres, die mitten in die Trennungsrituale hineinplatzen und — ohne es zu wollen — Fehler und Schwächen der beiden widerspiegeln.

Von der Grundkonstellation fühlt man sich bei Come Rain, Come Shine an manchen Stellen fast ein wenig an Maren Ades Alle Anderen erinnert, was sicher auch an der recht ähnlichen Zeichnung der beiden männlichen Protagonisten liegt, die beiden eher den „neuen Mann“, also eine eher softe Variante der Spezies verkörpern. Bei Come Rain, Come Shine ist der Kerl zwar kein Ja-Sager, aber ein Okay-Sager, dessen Indifferenz sie irgendwann so auf die Palme bringt, dass sie ihn unter Wahrung der koreanischen Zurückhaltung versucht, zu einer emotionalen Reaktion zu bewegen. Doch selbst dafür braucht er einen Anlass, eine Legitimation, durch die er die Hemmungen ablegen kann. Und so kann er erst seinen Gefühlen freien Lauf lassen, wenn er Zwiebeln für ein letztes gemeinsames Abendmahl schneidet.

Wunderschön fotografiert und im Zeitlupentempo erzählt mit Dialogen, die immer wieder auf geschickte Weise Subtexte und subliminale Botschaften einflechten, ist Come Rain, Come Shine die Rekapitulation einer ganz normalen Beziehung, die müde und mürbe geworden ist und bei der es doch so unendlich schwer fällt, zwischen Gewohnheit und dem, was von einer Liebe übrig blieb, zu unterscheiden.

Auch am Schluss wissen wir immer noch nicht die Namen von Herrn und Frau Namenlos, ihre Geschichte könnte sich überall auf der Welt ereignen, uns allen widerfahren. Und es regnet immer noch. Der im Titel versprochene Sonnenschein ist nur für einen winzig kleinen, beinahe surrealen Moment zu sehen, bevor der Regen wieder einsetzt und diese Geschichte in einem unbestimmten Grau, einen diesigen Schleier enden lässt. So ist das eben häufig, wenn Liebegeschichten enden: Sie enden nicht mit einem Knall, sondern verlieren sich in einem Dunst aus Grautönen und beenden ihre Existenz im Ungefähren, Vagen, in der Indifferenz.

Come Rain, Come Shine

Mütter sind überall auf der Welt gleich. Sogar in Südkorea. Als die Frau (Lim Soo-Jung) ihrer Mutter telefonisch eröffnet, dass sie gerade dabei sei, sich zu trennen, gilt deren einzige Sorge nicht dem psychischen Wohlbefinden ihrer Tochter, sondern dem leiblichen Wohl: „Isst du denn auch genug, Kind?“ Das kommt einem irgendwie ziemlich bekannt vor. In Lee Yoon-kis Film Come Rain, Come Shine (Saranghanda, Saranghaji Anneunda) geht es aber nicht um elterliche Ratschläge in Krisenzeiten, sondern darum, wie das (Ex-)Paar selbst mit der Trennung und allem, was damit zusammenhängt, umgeht.
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