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Ein schwarzer Junge zeigt einem weißen Polizisten, wo es langgeht – im gegenseitigen Miteinander, in der Stadt Detroit und überhaupt im Leben. Ed Helms spielt den treudoofen Mann, der in dieser deftigen Actionkomödie von Regisseur Michael Dowse den Wert zotiger verbaler Drohgebärden entdecken muss.

Coffee & Kareem (2020)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Beeindruckend freche Klappe

Der Polizist James Coffee (Ed Helms) mag es, in Uniform im Haus der Krankenschwester Vanessa Manning (Taraji P. Henson) aufzukreuzen. Da macht das Liebesspiel dem glücklichen neuen Paar gleich noch mehr Spaß. Allerdings fürchtet sich Coffee ein wenig vor Vanessas zwölfjährigem Sohn Kareem (Terrence Little Gardenhigh). Würde er den Jungen schon besser kennen, wüsste er, wie berechtigt seine Sorgen sind. Kareem will Rapper werden und sorgt sich um sein Image als coolem, schwarzen Typen, wenn die eigene Mutter einen weißen Polizisten datet.

Eigentlich passt es Kareem auch nicht, dass irgendein Mann ins Leben seiner Mutter tritt, ohne vorher seine Erlaubnis einzuholen. Zwischen Coffee, dem gutherzigen, aber einfältigen Ordnungshüter, und dem frechen Jungen klaffen schon rein sprachlich Welten. Coffee will das Eis brechen und sagt zu Kareem: „Komm erzähl mal, was läuft denn so als Teenager heutzutage?“ Die Antwort ist Schweigen, aber Coffee wird bald herausfinden, was Kareem so denkt: „Du fickst meine Mom, dann fick ich dein Leben!“ Mit einer List dirigiert Kareem nämlich den Polizisten in ein Slumviertel. Dort will er sein Rapper-Idol Orlando Johnson (RonReaco Lee) bitten, Coffee so in die Mangel zu nehmen, dass ihm der sexuelle Appetit dauerhaft vergeht.

Orlando wurde erst kürzlich bei einer Drogenrazzia als Kokaindealer festgenommen, konnte aber aus dem Polizeiwagen entkommen. Es handelte sich natürlich um Coffees Wagen. Orlando hat in seinem Versteck, in dem ihn Kareem findet, einen anderen Polizisten gefangen und einer seiner beiden Sidekicks verpasst ihm eine tödliche Kugel, vor Kareems Augen. Da will Coffee dem Jungen zu Hilfe eilen, der dankend ablehnt und die Flucht ergreift, mit Coffee im Schlepptau. Kareem verliert sein Handy und weiß nun, dass seine Mutter in Gefahr ist: Die Gangster werden bei ihr aufkreuzen! Coffee und Kareem bilden notgedrungen ein Team, das es nicht nur mit den Gangstern, sondern auch mit korrupten Beamten des Detroiter Polizeireviers aufnimmt. Die Nachrichtenkanäle verbreiten derweil schon überall die Meldung, dass Coffee einen Jungen entführt hat.

Die Actionkomödie des Regisseurs Michael Dowse (Stuber: 5 Sterne undercover) nimmt mit viel krudem Wortwitz verschiedene filmische und soziale Klischees auf die Schippe. Manche werden genüsslich zerlegt, andere regelrecht zelebriert. Die zentrale komödiantische Achse bilden die Wortgefechte des ungleichen Duos Coffee und Kareem. Die Namen wurden so gewählt, dass sie ein neckisches Wortspiel ergeben. Der Junge hat nicht nur keinerlei Respekt vor dem Uniformträger, sondern luchst ihm sogar seine Dienstwaffe ab, mit der Drohung, ihn sonst als Kinderschänder anzuprangern. Coffees Unsicherheit verwandelt das Geschehen des Öfteren in puren Klamauk.

Ed Helms, der schon in der Hangover-Trilogie einen biederen, linkischen Langweiler spielte, ist auch hier als Coffee derjenige, der dringend Nachhilfeunterricht im Frechsein und im Auftrumpfen benötigt. Kareem gibt ihm den Rat, „aggressiv und gay“ zu sprechen. Damit meint der Junge, die männlichen Gegner ständig mit übelsten sexuellen Drohungen und Erniedrigungen zu überziehen. Natürlich versteht Coffee auch das irgendwie falsch und kommt nicht ganz so cool wie beabsichtigt rüber.

Kareem verblüfft das Publikum mit einer zotenhaften Sprache, um die ihn noch die berüchtigtsten Gangsta-Rapper bewundern müssten. Er passt nicht ins Klischee eines aufgrund seines Alters noch irgendwie unschuldigen Jungen, sondern sprengt es mit Wucht. Trotzdem bleibt erkennbar, dass er sich sehr an einer aus Film- und Medienkonsum gebildeten Vorstellungswelt orientiert, woraus wiederum doch auf einen unschuldigen kindlichen Kern zu schließen ist. Einmal will Coffee mit Kareem auf der Flucht das Auto eines Afroamerikaners konfiszieren und richtet zu diesem Zweck die Waffe auf ihn. Das führt zu einem Wortwechsel, in dem diese an institutionellen gesellschaftlichen Rassismus erinnernde Konstellation heftig und durchaus witzig in die Mangel genommen wird.

Es gibt noch weitere komödiantische Treffer, so etwa die verbalen Hickhacks, die sich der Gangster Orlando und seine Sidekicks liefern. Orlando empfindet witzigerweise sein Image als hartgesottener Gangster zunehmend als lästiges, ja selbstzerstörerisches Korsett. Äußerst klischeehaft wirkt hingegen Vanessa als afroamerikanische Übermutter, die sich sogar den jungen Gangstern gegenüber Respekt verschafft. Deftig böse spielt Betty Gilpin als Polizistin Linda Watts auf, die Coffee nach allen Regeln der – ansonsten meistens von Männern praktizierten — Kunst zotenhaft mobbt und bloßstellt.

Als komödiantisch ergiebig erweist sich auch die eine oder andere Actionsequenz, vor allem eine lange, die Rollen verwirrende Verfolgungsjagd im Kreisverkehr. Dennoch verliert die Komödie unterwegs viel von ihrer anfangs noch einnehmenden Besonderheit und Spannung. Das sollen dann einige sehr hässliche Splatterszenen ausgleichen, die doch recht spät noch einmal klarmachen, warum der Film eine Altersfreigabe ab 16 Jahren bekommen hat. Die als deftiger, letztlich belangloser Zeitvertreib konzipierte Komödie stellt sich auch irgendwie selbst infrage, wenn sie trotz zwölfjähriger Hauptfigur nur für ein deutlich älteres Publikum geeignet ist.

Coffee & Kareem (2020)

In der vorwitzigen Buddy-Polizeikomödie „Coffee & Kareem“ beauftragt der 12-jährige Kareem Mannings einen Kriminellen damit, den neuen Freund seiner Mutter – den Polizisten James Coffee – zu vergraulen. Doch der Plan schlägt fehl und zwingt Coffee und Kareem zur Zusammenarbeit, um sich vor einem skrupellosen Drogenbaron zu schützen.

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