Chéri (2009)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Das süße Leben der Kurtisanen

Stephen Frears und Michelle Pfeiffer? – Moment mal, da war doch was. Genau 21 Jahre ist es her, dass der britische Regisseur und die amerikanische Schauspielerin mit ihren Gefährlichen Liebschaften dem Roman von Choderlos de Laclos neues Leben einhauchten und einen der bezauberndsten Filme der Achtziger auf die Leinwand brachten. In Chéri arbeiten die beiden erneut zusammen. Und abermals ist es ein französischer Roman (genauer sind es sogar derer zwei), der als Vorlage für ein sinnliches Feuerwerk um Liebe und Eifersucht voller treffsicherer und scharfzüngiger Dialoge dient. Dass es dabei abermals galant und sehr erotisch zugeht, dafür sorgt schon die Autorin der Vorlage, denn Colette (im wahren Leben bekannt als Sidonie-Gabrielle Claudine Colette) gilt als die Autorin der Belle Epoque und war in ihrer Zeit immer für einen (oftmals erotischen) Skandal gut. Ihr Roman Chéri, der nun von Stephen Frears kongenial verfilmt wurde, ist ihr bis heute bekanntester Roman, Léa de Lonval, die Hauptperson dieses Buches ist wie geschaffen für Michelle Pfeiffer.

Léa de Lonval war einst eine der bekanntesten und erfolgreichsten Kurtisanen von Paris, doch nun neigen sich die Liebschaften dem Ende zu, da auch Léa langsam älter wird. Was sie aber nicht davon abhält, eine leidenschaftliche Affäre mit Fred, genannt Chéri (Rupert Friend) zu beginnen, dem gerade 19 Jahre alten und ziemlich verwöhnten Sohn ihrer Kollegin und früheren Rivalin Madame Peloux (grandios in dieser Rolle: Kathy Bates). Zum allgemeinen Erstaunen Aller hält die unschickliche Liaison zwischen den beiden sechs Jahre, bis Madame Peloux beschließt, ihren Sohn endlich unter die Haube zu bringen. Und zwar mit einer Frau, die nicht wesentlich älter ist als er. Trotz aller Bemühungen können Fred und Léa nicht voneinander lassen, so dass die junge Ehe des verwöhnten Lebemanns schließlich an der Affäre zu scheitern droht. Immer wieder schwanken die beiden Liebenden hin und her zwischen Anziehung und Zurückweisung, Liebe, Eifersucht und Verzicht. Doch Léa ist klug genug zu erkennen, dass die Zeit gegen sie läuft…

Prächtig ausgestattet, elegant gefilmt und mit einer nach wie vor bezaubernden Michelle Pfeiffer und einem herrlich launischen Rupert Friend in den Hauptrollen bestens besetzt, besticht Chéri durch Dialogwitz, Eleganz und eine Leichtigkeit, die dem reichlich fließenden Champagner in diesem Film in nichts nachsteht. Ein „period piece“, das die Zeit in Paris vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf höchst charmante und anregende Weise wieder auferstehen lässt. Einzig das Ende ist ein wenig lang geraten, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tut. Im Kino gewesen – amüsiert. Das ist heutzutage nun wirklich keine Selbstverständlichkeit.
 

Chéri (2009)

Stephen Frears und Michelle Pfeiffer? – Moment mal, da war doch was. Genau 21 Jahre ist es her, dass der britische Regisseur und die amerikanische Schauspielerin mit ihren Gefährlichen Liebschaften dem Roman von Choderlos de Laclos neues Leben einhauchten und einen der bezauberndsten Filme der Achtziger auf die Leinwand brachten.

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