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Gerard Butler hat sich in den vergangenen Jahren durch seine Rollenauswahl als vornehmlich harter Actionheld nicht unbedingt den besten Ruf für ein etwas anspruchsvolleres Publikum erarbeitet. Kann er mit „Chase“ wieder überzeugen?

Chase - Nichts hält ihn auf (2022)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Ein Thriller von der Stange?

Will bringt seine Frau zu deren Eltern, hält kurz zum Tanken an – und plötzlich ist die Gattin verschwunden. Niemand hat etwas gesehen, die Polizei ist ebenfalls nicht sonderlich an dem Fall interessiert und die eigenen Schwiegereltern sind bei der Suche hinderlich, weil sie von den Eheproblemen der beiden wussten und bei will ein Motiv vermuten. So muss der besorgte Gatte sich auf eigene Faust auf die Suche machen…

Unbedingt neu ist diese Prämisse nicht, erinnert Chase doch in der Grundidee an den niederländischen Thriller Spurlos verschwunden aus dem Jahr 1988. Allerdings biegt Chase nach einem ähnlichen Start in eine völlig andere Richtung ab und weist dann deutlich mehr Ähnlichkeit mit dem Kurt Russell-Thriller Breakdown aus dem Jahr 1997 auf. Denn hier wie dort sucht der verzweifelte Ehemann nach seiner Frau, bevor es zu spät ist, während die Story in Spurlos verschwunden erst Jahre nach dem Verschwinden weitererzählt wird. Ist Chase also ein ähnlich unterhaltsamer Film wie der von Jonathan Mostow inszenierte Thriller mit deutlichen Hitchcock-Anleihen?

Die Beteiligten deuten darauf hin. Denn Regisseur hat als Regisseur erst wenige Filme gedreht – und Vorgänger Black Butterfly war ebenfalls ein Thriller. Autor Marc Frydman schrieb nach besagtem Black Butterfly mit Chase erst sein zweites Script. Und Butler traut das Publikum ohnehin eher eine Haudrauf-Rolle als eine psychologisch interessante Figur zu. Dennoch tut man dem Film Unrecht, wenn man ihn als durchschnittlichen und vorhersehbaren Thriller-Aufguss abtut, der eigentlich gleich ins Heimkino gehört hätte.

Denn auch wenn Chase über den Großteil seiner Story alle Erwartungen erfüllt und den einsamen, von allen gejagten Ehemann als verzweifelten Helden zeigt, so gelingt Goodman und Frydman zu Beginn des Finales doch eine faustdicke Überraschung. In einer auch handwerklich überaus gekonnten Szene, die fiebrig zwischen Wills Suche und dem Verhör eines Verdächtigen durch die Cops wechselt, verliert das Publikum für einen Augenblick den Boden unter den Füßen, wenn es sich als sehr reale Möglichkeit entpuppt, dass Will auf der völlig falschen Fährte ist und sich nicht zum Retter, sondern zum Killer entwickelt hat. Ob es dann tatsächlich so kommt oder nicht, soll hier nicht verraten werden. Aber allein die Tatsache, dass die Erwartungen der ZuschauerInnen für einige Minuten komplett auf links gedreht werden, macht Chase zu mehr als simpler Massenware.

Dass der Thriller auch sonst rund läuft, verdankt er aber nicht Gerard Butler, der nach seinem Ausflug ins Fach der Durchschnittstypen in Greenland nun wieder als arg tougher Held agiert. Sondern den starken Kollegen. Besonders Ethan Embry überzeugt als möglicher Kidnapper mit stark gespielter Armseligkeit und auch Jaimie Alexander verleiht ihrer Figur in Rückblenden eine tiefe Melancholie, die für die Story einen weiteren potenziellen Wendepunkt darstellt. Dass Chase nur ein solider Thriller wird, liegt denn auch nicht an den Einfällen des Drehbuchautors, sondern an seinem fehlenden Mut, im Script bereits angelegte Variationen zum üblichen Heldengesang auch konsequent zu Ende zu gehen. Mit einem anderen Finale, das durchaus glaubhaft gewesen wäre, hätte Chase das Publikum zwar sicher mit einem anderen Gefühl aus dem Kinosaal geschickt, aber auch einen stärkeren Eindruck hinterlassen, als der Film es jetzt tut.

So bleiben eine solide Inszenierung, ein paar gute Schauspieler-Leistungen und das vage Versprechen eines echten Schocks, der sich aber nie einstellt. Weil es Chase nicht schafft, aus Schablonen auszubrechen, die dem Film ein viel zu enges Korsett anlegen. Aber gerade Autor Marc Frydman zeigt ein Talent auf, dass es im Auge zu behalten gilt. Wer weiß, was dem Mann einfällt, wenn ein Produzent ihn richtig von der Leine lässt.

Chase - Nichts hält ihn auf (2022)

Will (Gerard Butler) und Lisa (Jaimie Alexander) sind auf dem Weg zu Lisas Eltern. Die beiden stecken in einer Ehekrise und Lisa will einige Zeit bei ihren Eltern verbringen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Als sie an einer Tankstelle halten, verschwindet Lisa plötzlich spurlos. Will gerät in Panik und ruft die örtliche Polizei um Hilfe. Die Ermittlungen kommen erst langsam in Gang, da es keine Anzeichen für ein Verbrechen gibt. Als Sheriff Patterson Will verdächtigt, beschließt dieser, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Er beschafft das Überwachungsvideo der Tankstelle, auf dem ein Mann zu sehen ist, der Lisa anspricht. Will beginnt eine verzweifelte Jagd nach Lisas Entführer, während ihm die Polizei dicht auf den Fersen ist.

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Meinungen

André · 11.09.2022

Gerard Butler für mich in Hochform. Der Tankstellenwart Oscar mischt bei den durchgeknallten Kriminellen mit. Lisa wird von Will mit viel Knall und Feuer gerettet.