Celeste & Jesse

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Getrenntsein ist zusammen schöner

Wenn sich ein Paar trennt, nimmt es sich nicht selten vor, befreundet zu bleiben. In Zeiten des gemeinsamen Sorgerechts gilt es auch für kinderlose Menschen mittlerweile als unzivilisiert, verfeindet auseinanderzugehen. Das in Los Angeles wohnende Ehepaar Celeste (Rashida Jones) und Jesse (Andy Samberg), seit sechs Monaten getrennt, treibt den Freundschaftsvorsatz allerdings auf die Spitze: Die beiden wohnen Tür an Tür und sind fast immer nur zusammen anzutreffen. Ein mit ihnen befreundetes Paar ist von ihren ewigen gutgelaunten Scherzen beim jüngsten Restaurantbesuch schließlich so irritiert, dass es empört das Lokal verlässt.
Die Liebeskomödie Celeste & Jesse von Regisseur Lee Toland Krieger ist einer dieser Filme, in denen sich die Generation Ende zwanzig – Mitte dreißig den Kopf über Beziehungsfragen zerbricht. Was macht eine Ehe glücklich, was ist, wenn die Vertrautheit in Langeweile mündet, und wie sieht es mit den konkurrierenden Werten Treue und Leidenschaft aus? Die Figuren hadern mit Erwartungen und Rollen, in die ihr noch diffuses Selbstbild nicht so recht hineinpassen will. Davon erzählten in letzter Zeit Filme wie The Future, Lola gegen den Rest der Welt und Take This Waltz. Das Drehbuch von Celeste & Jesse ist das Erstlingswerk der Hauptdarstellerin Rashida Jones und ihres Ex-Partners und guten Freundes Will McCormack, der als Jesses Haschdealer und bester Kumpel Skillz auftritt.

Eigentlich passen die Karrierefrau Celeste und der lustlose Grafiker Jesse nicht wirklich zusammen. Das meint zumindest Celeste, die will, dass der Vater ihrer Kinder ein Auto besitzt und ein Bankkonto. Aber wie schon die Fotosequenz im Vorspann zeigt, ist ihre Vertrautheit so langsam gereift wie ein guter Wein und sie albern auch immer noch so unbeschwert herum wie früher. Jesse hofft sogar, dass Celeste wieder zu ihm zurückkehrt, während sie ihn für ein erstes Date mit einer anderen Frau ein bisschen von oben herab lobt. Aber dann wendet sich das Blatt: Jesse geht eine Beziehung ein und sieht Vaterfreuden entgegen – wodurch Celeste in abgrundtiefen Liebeskummer stürzt.

Die Beziehungskiste wird von anregenden Nebenschauplätzen flankiert, wie Celestes neuen Dates, zu denen auch der nur anfangs dröge Paul (Chris Messina) gehört. Oder ihrer Arbeit als Trendforscherin und Marketingagentin, die mit ihrem Kollegen Scott (Elijah Wood) die blutjunge Popsängerin Riley Banks (Emma Roberts) betreuen muss. Besonders witzig aber sind die vielen treffenden Anspielungen auf den Zeitgeist und die Tücken des Alltags – von der schwedischen Kommode, die sich nicht zusammenbauen lässt, über die ironischen Kostüme auf einer Party bis zur veganen Ernährung: So bestellt Jesse in einem Lokal mit Kennermiene „baltischen Seetang“.

Dass die Autoren aus dem gleichen Milieu junger Kreativer stammen wie die Filmfiguren, lässt die Geschichte einerseits authentisch und erfrischend modern wirken. Andererseits aber neigt der Diskurs über Werte und Wünsche, wie schon in den anderen genannten Beispielen, leicht dazu, unschlüssig dahinzuplätschern. Schon dass Celeste zunächst die Kühle spielt, um dann erst recht und sehr spät in Liebeskummer zu versinken, wirkt ein wenig unplausibel. Vielleicht wollten die Autoren einfach zu viel in ihre Geschichte packen und verhedderten sich, ihren Figuren nicht unähnlich, in den verschiedenen Befindlichkeiten. Weil auf Charakterzeichnung und Spannungsbogen im Gegenzug vergleichsweise wenig Wert gelegt wird, könnte der Film vor allem für ältere Jahrgänge dann doch zur Geduldsprobe werden.

Celeste & Jesse

Wenn sich ein Paar trennt, nimmt es sich nicht selten vor, befreundet zu bleiben. In Zeiten des gemeinsamen Sorgerechts gilt es auch für kinderlose Menschen mittlerweile als unzivilisiert, verfeindet auseinanderzugehen. Das in Los Angeles wohnende Ehepaar Celeste (Rashida Jones) und Jesse (Andy Samberg), seit sechs Monaten getrennt, treibt den Freundschaftsvorsatz allerdings auf die Spitze: Die beiden wohnen Tür an Tür und sind fast immer nur zusammen anzutreffen.
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Meinungen

@Bernd Schülzke · 10.01.2013

Weil sich diese Seite irgendwie finanzieren muss... oder haben Sie für die Nutzung bezahlt?

Bernd Schülzke · 10.01.2013

Warum muß ich Werbung vor (Film)werbung sehen?!