Blow Up (1966)

Der Klassiker von Antonioni

Wie ein Junkie streift der Modefotograf Thomas (David Hemmings) in seinem Rolls-Royce Cabrio Ende der Sechziger ziellos durch die Straßen von Swinging London, immer auf der Suche nach dem nächsten (fotografischen) Schuss. Eines seiner Opfer ist ein Liebespärchen, die Thomas in einem Park entdeckt, verfolgt und „abschießt“. Als die Frau (Vanessa Redgrave) den Voyeur entdeckt, verlangt sie eindringlich die Herausgabe des Films, sie bietet ihm sogar ihren Körper als Gegenleistung an, doch Thomas händigt ihr stattdessen einen leeren Film aus. Als er schließlich den Film entwickelt, entdeckt er in der groben Körnung des Bildes einen merkwürdigen Schatten, so dass er das Bild immer weiter vergrößert (also einen „Blow up“ macht). Schließlich glaubt er eindeutig einen weiteren Beobachter der Szene, einen Revolver und eine Leiche auf den Bildern zu entdecken. Panisch geworden macht er sich auf die Suche nach einer Bestätigung für seine Entdeckung, doch die Leiche ist verschwunden…

Was auf den ersten Blick wie klassischer Thriller-Plot klingt – man denke etwa an Brian de Palmas sogar beinahe gleichlautenden Film Blow out (Der Tod löscht alle Spuren, 1981, mit John Travolta als Toningenieur, der zufällig einen Mord mitschneidet) – verlässt schnell die Ebene des Suspense. Michaelangelos Film nach einer Geschichte von Julio Cortazar wird immer mehr zu einem Spiel mit den Begriffen der Realität und der Einbildung, das den abgezockten und zynischen Fotografen zunehmend verwirrt hinterlässt. Als zum Schluss des Films eine Truppe von Schauspielern und Pantomimen ein ausgelassenes Tennismatch inszeniert und der „Spielball“ über den Zaun fliegt, wird Thomas das Spiel mitspielen und den imaginären Ball zurückwerfen. Und wenn er dann all dem den Rücken kehrt, wird er plötzlich den Ball auch hören. Denn auch die Realität und die Welt ist nur ein Spiel, oder, frei nach Schopenhauer, „Wille und Vorstellung“.

Doch es sind nicht allein die philosophischen Fragestellungen, die diesen Film zu einem der herausragenden Werke der sechziger Jahre machen, es ist vor allem auch die Atmosphäre Londons, das zu dieser Zeit zweifelsohne der Nabel der Popwelt war. Neben Verweisen auf die heute recht bizarr anmutende Mode, die Thomas fotografiert, ist es vor allem ein hoch energetischer, Gitarren zertrümmernder Auftritt der Yardbirds mit dem jungen Jeff Beck an der Gitarre, der die Beatles und die Stones wie brave Chorknaben aussehen lässt – Punk avant la lettre. Ein Meisterwerk, das 1966 die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes erhielt.

Blow Up (1966)

Wie ein Junkie streift der Modefotograf Thomas (David Hemmings) in seinem Rolls-Royce Cabrio Ende der Sechziger ziellos durch die Straßen von Swinging London, immer auf der Suche nach dem nächsten (fotografischen) Schuss.

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