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Idris Elba gegen einen rachsüchtigen Löwen – auf diese Essenz lässt sich der Survivalschocker „Beast – Jäger ohne Gnade“ eindampfen. Trotz spannender Momente merkt man schnell, dass hier einiges fehlt, um auch nur in die Nähe des Genreklassikers „Der weiße Hai“ zu kommen.

Beast - Jäger ohne Gnade (2022)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Der Papa wird’s schon richten

Drehte der in Island geborene Filmemacher Baltasar Kormákur mit „The Deep“, „Everest“ und „Die Farbe des Horizonts“ schon drei Survivaldramen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, wagt er sich mit „Beast – Jäger ohne Gnade“ auf die Spielwiese des rein fiktionalen Tierhorrors. Im Geiste von Steven Spielbergs raffiniert gebautem Überklassiker „Der weiße Hai“, der dem Raubfisch das Image einer mörderischen Fressmaschine verlieh, wird hier ein riesiger Löwe zu einer fast dämonischen Kreatur stilisiert. Auch wenn eine Erklärung für das rachsüchtige Verhalten des Tieres anklingt, wird der Film nicht müde, die Großkatze als ein mit rationalen Maßstäben nicht fassbares Monster darzustellen. Einen Geist, der aus der Dunkelheit zuschlägt und seine potenziellen Opfer partout nicht davonkommen lassen will. Wohin die Reise geht, verrät bereits der markige Titel.

Ins Visier des aufgebrachten Löwen geraten der Arzt Nate Daniels (Idris Elba) und seine Teenagertöchter Meredith (Iyana Halley) und Norah (Leah Jeffries), die nach dem Krebstod von Ehefrau und Mutter einen Trip in deren südafrikanische Heimat unternehmen. Die Tour soll helfen, die Trauer zu bewältigen und, was für die Handlung noch wichtiger ist, den Riss zwischen dem Vater und seinen Kindern kitten. Besonders Meredith nimmt es Nate übel, dass er sich von seiner Gattin trennen wollte. Offenbar fällt es dem Mediziner zudem schwer, ehrliches Interesse für Merediths Fotoleidenschaft und ihre Studienpläne aufzubringen. Als das Trio bei einem alten Freund namens Martin Battles (Sharlto Copley) aufschlägt, kochen die Konflikte kurzzeitig hoch. In alkoholgeschwängerter Stimmung gesteht Nate seinem Kumpel, dass er als Vater und Arzt versagt habe. Viel Zeit bleibt ihm allerdings nicht, um sich eingehend mit seinen Schuldgefühlen zu befassen. Denn schon am nächsten Morgen machen sie bei einem Ausflug in einen abgelegenen Teil des Wildreservats die Bekanntschaft eines blutrünstigen Raubtiers.

Generell ist es wünschenswert, wenn sich Drehbücher darum bemühen, die Figuren mit Hintergrundgeschichten und schmerzlichen Erfahrungen auszustatten. Fühlt sich das Ganze jedoch zu schematisch und reißbretthaft an, bleiben echte Emotionen aus. Oft können da auch die Schauspieler*innen nur wenig ausrichten. Die Konstellation in Beast – Jäger ohne Gnade mag gut gemeint sein. Tatsächlich sind Charakterzeichnung und -entwicklung aber arg oberflächlich und vorhersehbar. Natürlich darf sich der von Elba verkörperte Vater, der seiner Rolle früher nicht immer gerecht wurde, in den Stunden der Not als zupackender Beschützer beweisen. Seine Töchter wiederum bekommen keinen großen Entfaltungsraum, liefern vor allem Stichworte und kriegen immer wieder eine Anweisung zu hören: „Bleibt im Wagen!“ Über traumartige Szenen, in denen Nate nach seiner verstorbenen Ehefrau sucht, will der Film krampfhaft Tiefe produzieren. Bei Licht betrachtet wirken die Einschübe allerdings seltsam aufgepfropft.

Dass die Mischung aus Actionthriller und Schocker mit ihrem Figurenansatz nicht überzeugt, ist freilich noch nicht der Todesstoß. Anhaltende Spannung und hohe Intensität können schließlich in einem den nackten Überlebenskampf ins Zentrum rückenden Film vieles wettmachen. Regisseur Kormákur gelingen einige adrenalingetränkte Sequenzen, die Ungewissheit, Bedrohung und Ausgeliefertsein eindringlich vermitteln. Besonders ins Auge sticht eine ungeschnittene, mit unheimlicher Musik unterlegte Passage, in der die Protagonist*innen ein einheimisches Dorf durchkämmen und dort Grauenhaftes entdecken. Der ordentlich animierte Löwe, der, anders als der Hai bei Spielberg, schon früh in voller Pracht die Bühne betritt, ist ein imposantes Kraftpaket und bewährt sich in manchen unvermittelt-effektiven Schockmomenten definitiv als Gruselgeschöpf.

Dummerweise erzeugt Beast – Jäger ohne Gnade aber regelmäßig auch unfreiwillig komische Situationen, die den Thrill-Faktor deutlich schmälern. Wiederholt geben die Figuren schrecklich einfältige Dinge von sich. Und mehrfach treffen sie, allen voran Nate und Martin, derart abstruse Entscheidungen, dass man sich glatt in einem schlampig konstruierten Teenie-Horrorfilm wähnen könnte. Kämpfen muss Papa Nate alias Idris Elba nicht nur gegen einen bösen Löwen, sondern auch gegen blöde Drehbuchklischees. Welcher Fight wohl anstrengender ist?

Beast - Jäger ohne Gnade (2022)

Ein kürzlich verwitweter Mann kehrt mit seinen beiden Töchtern nach Südafrika zurück, wo er einst seine Frau traf. Nach kurzer Zeit heftet sich ihnen ein gigantischer Löwe an die Fersen und beginnt sie überallhin zu verfolgen.

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Meinungen

Dixon Grimes · 09.11.2022

Der Film ist an Absurdität kaum zu toppen. Schwaches Drehbuch, die Dialoge der Protagonisten sind einfallslos und voller Logiklöcher.

Rene · 14.10.2022

Boah,ich lass mir viel gefallen und hatte mich auch Irgendwie nach Crawl auf einen Tierhorror gefreut.Hab den Film gerade so geschafft schade das man sowas nur noch vermurkst.Alles total unlogisch Elba lässt Türen offen obwohl er weiß der Löwe ist draußen und und und Verletzungen die SO kein Mensch überlebt.Kinder nerven mit Ihrer Sturrheit und dem "Ich will nicht hören Modus" Schade eine Herbe Entäuschung

Armand · 28.09.2022

Ein computeranimierter Löwe mit einer Sehschwäche und ohne Geruchssinn macht Jagd auf Junglepudel