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In „Be Water — Voices from Hong Kong“ beleuchtet Lia Erbal den demokratischen Aufstand in Hongkong und lädt dazu ein, über die globale Dimension dieser Bewegung nachzudenken.

Be Water - Voices from Hong Kong (2023)

Eine Filmkritik von Polina Grechanikova

Fließende Freiheit: Hongkongs Weg zur Veränderung

Der dokumentarische Film „Be Water — Voices from Hong Kong“ von Lia Erbal bietet nicht nur einen tiefen Einblick in die Geschehnisse eines demokratischen Aufstands und dessen brutaler Niederschlagung, sondern fungiert gleichzeitig als eindringlicher Weckruf für die Zukunft. Die Handlung entfaltet sich im Kontext von Hongkong, einstige britische Kolonie, die im Jahr 1997 an China zurückgegeben wurde. Die durch Beijing versprochene Demokratie und Autonomie erwies sich jedoch als Illusion.

Der Film entfaltet sich gleichzeitig entlang zweier zeitlicher Ebenen. Auf der einen Seite erzählt eine junge Frau, deren Gesicht im Dunkel bleibt, einfühlsam von ihren Empfindungen und Erlebnissen, während sie Hongkong in Richtung Berlin verlässt – ein Schritt in ein neues Leben. Auf der anderen Ebene betreten wir das Straßburger Parlament, wo Politiker und Abgeordnete aus europäischen Ländern die Auswirkungen der Ereignisse auf die politische und wirtschaftliche Lage diskutieren. Während die persönlichen Geschichten eine emotionale Verbindung herstellen, bieten die politischen Debatten eine breitere Perspektive auf die Auswirkungen der Ereignisse. Diese Parallelität erlaubt es dem Publikum, sowohl die individuellen Erfahrungen als auch die globalen Zusammenhänge zu verstehen.

Das Symbol der Wasseranalogie durchzieht die Erzählung wie ein Leitmotiv. Ähnlich wie Wasser, das in der Lage ist, verschiedene Formen anzunehmen, passten sich die Teilnehmer*innen der Protestbewegung an, während sie gleichzeitig ihre Essenz und ihre Überzeugungen bewahrten. Mutig und unerschrocken traten Tausende von Menschen auf die Straßen ihrer Heimatstadt, riskierten dabei sogar ihr eigenes Leben, um für ihre Rechte und Freiheiten einzutreten. Die schockierenden Aufnahmen von Zusammenstößen mit der Polizei und brutalen Verhaftungen, direkt aus Einkaufszentren und Straßenzügen eingefangen, lassen den Zuschauer tief in das Geschehen eintauchen und regen zu intensiver Empathie an.

Be Water — Voices from Hong Kong ist weit mehr als nur ein Blick zurück in die Geschichte. Er ermutigt dazu, über die Bedeutung von gemeinschaftlichem Handeln nachzudenken. Der Film unterstreicht, dass selbst in den herausforderndsten und riskantesten Momenten Menschen bereit sind, im Namen der Gerechtigkeit und Freiheit zu agieren.

Der Film regt uns dazu an, nicht nur die Geschehnisse in Hongkong zu betrachten, sondern auch darüber nachzudenken, wie diese Ereignisse mit globalen Prozessen verknüpft sind und zukünftige politische und wirtschaftliche Entwicklungen beeinflussen können. Die Verwendung von Originalaufnahmen der Demonstranten verleiht dem Film eine unmittelbare Authentizität, während die animierten Einblendungen eine kreative Ebene hinzufügen, die den Zuschauer tiefer in die Emotionen und Gedanken der Protagonisten eintauchen lässt. Diese geschickte Kombination erzeugt eine fesselnde visuelle Erfahrung, die das Publikum direkt ins Herz der Bewegung versetzt.

Be Water - Voices from Hong Kong (2023)

Mit nie zuvor gezeigten Bildern der Proteste schildert der Film die Geschichte der Demokratiebewegung in Hongkong und ihre brutale Niederschlagung. Der innere Dialoge junger Aktivistinnen in Hongkong und im Berliner Exil ergänzen die vielschichtige Bild- und Klangkollage, die den gegenwärtigen Streit um weltpolitische Machtansprüche zwischen China und den westlich orientierten Staaten auf den Punkt bringt. Während die Menschen in der ehemals britischen Kolonie Hongkong um die Einhaltung des chinesisch-britischen Abkommen ringen, das ihnen ein demokratisches System bis 2047 zusichern sollte, obwohl sie Teil der Volksrepublik China sind, verschärft sich der Ton der Akteure auf der großen politischen Bühne, der Politikerinnen, Analyst*innen und Ökonomen in Berlin und Strasbourg, die mit China und den USA um Antworten innerhalb eines weltpolitischen Paradigmenwechsels ringen. China aber hat mit wirtschaftlichem Druck weltweit Abhängigkeiten geschaffen, durch die sich westliche Träume vom Wandel durch Handel als bloße Illusion erweisen.

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