As Tears Go By

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Dienstag, 28.01.2014, zdf.kultur, 23:20 Uhr

Längst hat dieser Filmemacher aus Hongkong weltweit einen klingenden Namen, gewann bereits 1997 mit Happy Together / Chun gwong cha sit als Bester Regisseur die Goldene Palme in Cannes und war 2006 dort als Präsident der Jury im Einsatz: Wong Kar Wai mit seinen menschlich-schmerzlichen Themen und seiner außergewöhnlichen Bildsprache, dessen neuester Film The Grandmaster / Yi dai zong shi im vergangenen Jahr die Berlinale eröffnete, bei der er wiederum als Präsident fungierte, hat mittlerweile zehn Spielfilme inszeniert, und sein Debüt As Tears Go By / Wong gok ka moon aus dem Jahre 1988 bietet einen ansprechenden Einstieg in sein filmisches Schaffen.
Als Geldeintreiber für das organisierte Verbrechen schlägt sich Wah (Andy Lau) in Hongkong durch, wobei er den jüngeren, draufgängerischen Fly (Jacky Cheung) unter seine Fittiche genommen hat, der permanent in Schwierigkeiten gerät, aus denen Wah ihn dann notgedrungen herausboxen muss. Als Wah eines Tages für eine Weile Besuch von seiner Cousine Ngor (Maggie Cheung) von der Insel Lantau bekommt, beginnen Zuneigung und Begehren in das kontaktarme, triste Leben des kleinen Gangsters zu rauschen, und es ereignet sich inmitten der gewaltigen Einsamkeit seiner schmuddeligen Wohnung in der Metropole eine erste entsprechende Annäherung zwischen den beiden.

Während Wah seine Cousine schließlich einige Zeit nach ihrer Heimkehr auf der Insel Lantau aufsucht, von Sehnsucht getrieben, stolpert Fly erneut in drastische Schwierigkeiten und ruft seinen „großen Bruder“ Wah wie immer zu Hilfe, der nun vor der Entscheidung steht, bei seiner Liebe zu verweilen oder abzureisen, um den Freund zu retten. Doch im Grunde ist es – wie bei Wong Kar Wai nicht ungewöhnlich – eine viel weiter reichende, grundsätzliche Wahl, die Wah nun zu treffen hat: Verfolgt er sein bisheriges, freudloses Dasein mit den womöglich tödlichen Konsequenzen seiner Loyalität weiter oder schlägt er gemeinsam mit Ngor einen neuen Weg ein?

Mit schwelender Melancholie erzählt As Tears Go By eine schäbig-schöne Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des knallharten Gangstermilieus und der urbanen Verlorenheit, mal in langen, intensiven Einstellungen, dann wieder mit hektischen, brutalen Sequenzen, was die Zerrissenheiten der Protagonisten auf ästhetisch eindrucksvolle Weise widerspiegelt. So zerbrechlich wie Glas erscheint hier das kleine Glück, das sich andeutungsweise in die vereinsamten Seelen schleicht, um dann doch einer Gewalt zu weichen, die sich gegen die zarten Emotionen letztlich durchzusetzen vermag. Willkommen im filmischen Universum von Wong Kar Wai, vom ersten Werk an sehenswert!

As Tears Go By

Längst hat dieser Filmemacher aus Hongkong weltweit einen klingenden Namen, gewann bereits 1997 mit „Happy Together“ / „Chun gwong cha sit“ als Bester Regisseur die Goldene Palme in Cannes und war 2006 dort als Präsident der Jury im Einsatz:
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen