Alter und Schönheit (2008)

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Freunde bis in den Tod

Ein Film von und für Männer, der selbstironisch, einfühlsam und lakonisch erzählt wird. Durch die erstklassige Besetzung bietet er jedoch auch für Frauen einen wirklichen Anreiz, wird doch ein wenig das Geheimnis um das Wesen Mann gelüftet.

Der Plot klingt nach tränenreichem Kino: vier Freunde sehen sich nach etlichen Jahren wieder, und dies nur, weil einer von ihnen schwer krank im Hospiz dem Tod entgegensieht. Inzwischen sind die Männer Mitte bis Ende fünfzig und beruflich allesamt erfolgreich. Vom Fernsehregisseur, über den Schauspieler bis hin zum Lehrer haben sie es weit gebracht, und zudem zählt ein silbrig funkelnder Ferrari zum stolzem Besitz des todkranken Mannis (Peter Lohmeyer). Nur in der Liebe will und wollte es wohl nicht so richtig funktionieren. Deswegen ist Mannis letzter Wunsch, noch einmal seine einzig wahre Liebe Rosi (Sibylle Canonica) zu treffen, um sich bei ihr für sein Verhalten in der Vergangenheit zu entschuldigen. Während die drei Freunde Harry (Henry Hübchen), Justus (Burghart Klaußer) und Bernhard (Armin Rohde) fieberhaft in Berlin nach der Frau suchen, sind Mannis Tage gezählt. Zudem hat jeder der drei Männer seine ganz eigene Vergangenheit mit Rosi, so dass alle dem Wiedersehen mit gemischten Gefühlen entgegensehen …

Glücklicherweise wird diese dramatische Geschichte nicht als Tragödie, sondern als Tragikkomödie inszeniert, die in ihrer Leichtigkeit und Ironie Bezüge zum französischen Kino herstellt und bisweilen wie eine Theaterinszenierung wirkt. Bewusst hat sich der Regisseur Michael Klier gegen eine herzzerreißende Darstellung der Charaktere entschieden, so dass zwar immer das Bewusstsein des Zuschauers auf den nahenden Tod von Manni präsent ist, aber die amüsanten Dialoge und die Situationskomik retten den Film aus der Kummerfalle. Klier hat die Schauspieler quasi auf sich selbst zurück geworfen, denn er hat auf überbordende visuelle Effekte verzichtet, und stattdessen den Raum für großartige, minimalistische Schauspielerei eröffnet. Zudem findet man die fünf Schauspieler in einem völlig neuen Bild dargestellt, denn während beispielsweise Armin Rohde häufig den burschikosen und hartgesottenen Typ verkörpert, erhält er in Alter und Schönheit die Gelegenheit, seine sensible und stille Seite nach außen zu tragen. Auch der vollbärtige Peter Lohmeyer, der vielfach den netten Kumpel von nebenan gibt, wirkt in seiner Rolle als Krebskranker relativ glaubwürdig. Sich in die qualvollen letzten Stunden eines Menschen hineinzuversetzen, ist mit Sicherheit eine schwierige schauspielerische Herausforderung. Bisweilen wirkt das etwas gekünstelt, aber im Großen und Ganzen vermittelt er den Sterbenden, dessen einziger Wunsch die Versöhnung mit seiner großen Liebe ist, realitätsnah. Burghart Klaußner hingegen schenkt seiner Figur die richtige Portion Hektik und Dauerstress, während Henry Hübchen jedem Rock hinterherjagt und ungeniert den Frauen hinterherstarrt, hingegen Sibylle Canonica Mut zur Hässlichkeit beweist. Dies zumindest in den ersten Minuten, in denen die Figur Rosi in das Filmgeschehen eingeführt wird. Auch sie wird später aufblühen, wenngleich sie die einzige ist, die sich große emotionale Gefühlsausbrüche erlaubt und dennoch immer in Distanz zu den Männern steht. Es sind die kleinen Momente im Film, die überzeugen, und die ohne viele Worte auskommen. Beispielsweise die kaum wahrnehmbare Handbewegung Mannis, bevor er erschöpft auf sein Bett sinkt, um die automatische Pumpe für die Schmerzmittelversorgung anzustellen. Man muss vielfach ganz genau hinsehen, sonst entgeht dem Zuschauer ein Großteil der subtilen Anspielungen und Bedeutungen.

Der Film lebt außerdem von den ungewöhnlichen Männerfreundschaften, die trotz der tödlichen Erkrankung von Manni noch einmal zum Höhenflug ansetzten. Auch wenn sie extrem unterschiedlich sind, so verbindet sie doch ihre wilde Vergangenheit und sie blühen regelrecht auf, als sie für drei Tage im Bungalow Mannis unterkommen. Plötzlich entdecken sie längst vergessene Leidenschaften, der Plattenspieler wird mit alten Vinyl-Scheiben bestückt, und zu guter Letzt wird auch noch das Versteck mit dem Cannabis entdeckt, das in vertrauter und relaxter Stimmung geraucht wird. Mit zu dem Sinneswandel trägt auch Rosi bei, die nach einigem Zögern doch der Aufforderung nachkommt, Manni ein letztes Mal zu sehen – und ihm zu verzeihen. Die Stimmung, die sich zwischen den vier Mittfünfzigern entwickelt, ist in ein sehr behutsames Licht gerückt, die aber genau deswegen so beeindruckend ist.

Alter und Schönheit ist ein ruhiger und lyrischer Film, der tragikomisch von Männerfreundschaften erzählt, in deren Leben aber Frauen immer eine wichtige Rolle spiel(t)en. Selbstverständlich auch von schnellen Autos und der Leidenschaft, die das Kind im Mann zum Vorschein bringen.
 

Alter und Schönheit (2008)

Ein Film von und für Männer, der selbstironisch, einfühlsam und lakonisch erzählt wird. Durch die erstklassige Besetzung bietet er jedoch auch für Frauen einen wirklichen Anreiz, wird doch ein wenig das Geheimnis um das Wesen Mann gelüftet.

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Meinungen

anna · 16.01.2009

Ein sehr ruhiger Film, über den man hinterher noch sprechen muss. Die Schauspieler sind toll!

simmerl · 14.01.2009

ganz nett.
mehr auch nicht.