Alice and the Mayor (2019)

Paul Théraneau, der Bürgermeister von Lyon befindet sich in einer fatalen Lage: Nach 30 Jahren in der Politik gehen ihm die Ideen aus und zugleich befällt ihn eine tiefe existenzielle Leere.Um mit der ungewohnten situation fertig zu werden und sie zu überwinden, heuert er die brillante Philosophin Alice Heimann an. Was folgt, ist eine Auseinandersetzung zwischen zwei völlig unterschiedlichen Menschen, die deren jeweilige Gewissheiten grundlegend in Frage stellen wird.

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Martin Zopick · 13.05.2022

Dem Bürgermeister von Lyon, Paul Théraneau (Fabrice Luchini), gehen die Ideen aus. Drum stellt er die junge Philosophin Alice (Anais Demoustier) ein. Sie hat in England studiert und soll neue Ideen einbringen.
Der noch recht jugendliche Regisseur Nicolas Pariser hat sich anscheinend auf solche Themen spezialisiert. Wie ein echter Insider führt er das Kompetenzgerangel im Rathaus vor. Alice bringt zwar neuen Wind in die muffige Struktur einer Verwaltung, muss sich Konkurrenten gegenüber behaupten und schafft den Spagat zwischen Erfolg und Neid. Ihr Privatleben verkümmert derweilen, bis auf seltene sexuelle Ausrutscher an ihrem Wegesrand. Bürgermeister Théraneau ist von ihrer intellektuellen Schaffenskraft zu tiefst beeindruckt. Beide verfassen gemeinsam Pauls Reden. Hier gibt es Anspielungen auf die französischen Eliteschulen, aber auch den Vorwurf der intellektuellen Mittelmäßigkeit. Letztendlich profitieren davon nur die Superreichen. Als seine Partei Paul nicht mehr unterstützt, zieht er auch seine Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten zurück. Das kommentiert Alice bei einem viele Jahre später stattfinden Treffen so ‘es geht um den Verlust der Glaubwürdigkeit, der sich auf die zivilisierten Formen des Lebens auswirkt.‘
Der unabdingbare Wille etwas zu verändern wird hier karikiert, auch wenn es Blumen für die Philosophen gibt. Dank der beiden gut gecasteten Hauptdarsteller kommt der Zuschauer mit dem arg dialoglastigen Werk zurecht.