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Ein Liebesdrama-Horrorhybrid von den Machern von „Ben & Mickey vs. the Dead“. Das Monster zeigt sich nur nachts, wenn die Liebste fehlt. Doch geht es vielleicht eher um nicht ausgetragene Konflikte?

After Midnight (2019)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Ein Monster in der Nacht

Irgendwann in der Mitte des Films laufen da zwei bärtige Amerikaner, beide in Jeans, Hemd aus der Hose, Baseballcap auf dem Kopf, durch von Dornengestrüpp gesäumtes hohes Gras: Der eine trägt eine Schrotflinte, der andere eine Axt. Beide suchen sie ein geheimnisvolles Monster, das sich jedoch nur nachts zeigt – und deshalb weiß man auch eigentlich nicht sicher, ob sich Hank (Jeremy Gardner) das Viech nicht nur einbildet, das seine Haustür zerkratzt und immer verschwindet, sobald er es sehen könnte.

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Durch eben dieses Gras sieht man in der ersten Szene des Films Abby (Brea Grant) auf die Kamera zugehen. Sie und Hank sind gerade frisch verliebt und irgendwie kann er sie tatsächlich überzeugen, mit ihm hier auf das Gras-und-Gestrüpp-Grundstück zu ziehen, in das langsam vor sich hin verfallende Haus seiner Familie. Da gibt es noch kein Monster; es taucht erst auf, als Abby, Jahre später, ohne nähere Erklärung für einige Wochen verschwindet, nur eine dürre Notiz und Liebeserklärung lässt sie am Küchenschrank zurück.

Liebesgeschichte und creature feature: After Midnight versucht, Drama und Horrorfilm miteinander zu verschränken, und natürlich kennen die Genres in der beschriebenen Gemengelage eine offensichtliche Erklärung: Das Monster ist ausschließlich in Hanks Kopf, steht für nicht ausgetragene Konflikte… falls es nicht doch Abby ist, die als Monstrum ihren Weg zurück nach Hause sucht?

Ganz so einfach machen es die Filmemacher, Gardner selbst und sein Mitregisseur Christian Stella, dann eben doch nicht. Stattdessen arbeitet der Film in seiner ersten Hälfte hart daran, nicht nur alle einfachen Erklärungen auszuhebeln, sondern die Zuschauer_innen auch filmisch zu verunsichern. After Midnight springt mit harten Schnitten hin und her zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Hanks und Abbys frischverliebten Tagen und Hanks ruhelosen Nächten, in denen er die Haustür mit einem Sofa verbarrikadiert und sich dahinter mit Kamera und Flinte postiert, um dem Monstrum ein Bild oder ein paar Tropfen Blut abzutrotzen.

Denn es glaubt ihm ja niemand. Abbys Bruder Shane (Justin Benson) nicht, der als Polizist betont, er sei allein dem rationalen Denken verpflichtet und glaube weder an UFOs noch an Monster. Vielleicht war’s ein Schwarzbär? Und eigentlich auch sein bester Freund Wade (Henry Zebrowski) nicht, mit dem er jetzt wieder auf die Jagd geht, der aber eher an einen Panther glaubt.

Gardner und Stella haben vorher schon bei Ben & Mickey vs. the Dead zusammengearbeitet, auch ein Genrefilm mit eher untypischer Herangehensweise, aber hier will es ihnen nicht so ganz gelingen, die zwei unterschiedlichen Ansätze wirklich miteinander zu verweben. Zwar bleibt bis wirklich ganz zum Schluss – dank cleverer Beleuchtung tatsächlich bis in die letzte, blutige Einstellung – zumindest vage, welchen Realitätsstatus das Monster nun wirklich hat. Und eine lange, ruhige Einstellung nur mit Abby und Hank im Gespräch macht auch deutlich, dass in ihrer Beziehung wohl so einige unerledigte Probleme herumliegen, die Hank gerne ignoriert hätte. Das deutet sich schon früh an, und dass Abby immer Wein trinkt, Hank aber eigentlich immer Bier, ist nur die offensichtlichste, weil auch etwas bemüht ausgestellte Differenz zwischen den beiden.

Aber filmisch kommen die beiden Genrestränge eben doch nicht recht zusammen, wirkt es eher so, als ob sich zwei nur lose verbundenen Erzählungen jeweils gegenseitig Spannung geben: Wenn das Monster tobt, steigt die Spannung um Abby und ihr Verschwinden. Wenn Abby spricht, bleibt die Frage: Kommt das Monster noch? (Und, auweia, es kommt noch.)

So wirkt After Midnight leider zu sehr nach vergebenen Chancen, weil sonst so vieles stimmt: Die Darsteller_innen gehen völlig in ihren Rollen auf, der Konflikt zwischen Abby und Hank ist so glaubwürdig wie vielschichtig, Haus und Grundstück sind schön, aber nicht zu einseitig, gruselig und merkwürdig, die Kamera ist konzentriert mal statisch, mal in Bewegung; durch ganz kleine Mittel erreichen die Regisseure hier große Verunsicherungseffekte. Da wäre noch viel mehr möglich gewesen, ahnt man. Aber wie vom Monster behält man davon bis zuletzt nur eine vage Ahnung.

After Midnight (2019)

Alles schien gut zu laufen in der Beziehung von Hank und Abby – vor allem nach dem Einzug ins neue Heim. Dennoch ist Abby eines Tages verschwunden und nur ein Abschiedsbrief erinnert Hank an die Zeit mit ihr. Zwischen depressiven Phasen und Selbstvorwürfen versucht er, mit ihr Kontakt aufzunehmen, doch seine Anstrengungen scheinen vergebens. Stattdessen sieht sich Hank nächtlich immer häufiger den Angriffen eines monströsen Wesens ausgesetzt, das an der Tür kratzt und geräuschvoll sein Anwesen durchstreift. Keiner seiner Freunde glaubt ihm, und so muss Hank selbst die Initiative ergreifen, um dem Monster ein für alle Mal den Garaus zu machen.

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Meinungen

Magnus · 29.08.2020

Alter, ernsthaft?
Schreibst Du hier über den Film After Midnight - Die Liebe ist ein Monster? Denn ich finde nichts Vielschichtiges, die Charaktere sind Stereotypen und vor allem der Hauptdarsteller ist dermaßen unsympathisch, wie das CGI-Monster gruselig ist. Spannendere und dynamischere Stories erlebt man bei jedem Penny-Markt-Besuch, die Schnitte und Szenenwechsel erscheinen unüberlegt und willkürlich. Man sieht einem Klischee-Redneck beim Saufen zu, bis seine Freundin so doof ist und nach 4 Wochen zu ihm zurückzukehren. Das einzig Gruselige ist die Tatsache, dass Amazon 5€ verlangt um diesen Film auszuleihen... NICHT ansehen!

Su · 11.02.2021

@Magnus hat toal recht! ich fand den Text von ihm richtig spritzig-lustig, wünschte der Film hätte wenigstens einen Anflug davon gehabt. Es war ein einziges Desaster, Z-Movie...