Absolutely Fabulous - Der Film

Eine Filmkritik von Patrick Heidmann

Champagner, Cameos & Kult-Comedy

Beliebten Comedy-Serien lange nach ihrem Ende noch eine Kino-Fortsetzung zu gönnen ist (sieht man von Ausnahmen wie Türkisch für Anfänger ab) eine traditionell britische Angelegenheit, die bereits in den 1960er Jahren mit Till Death Us Do Part begann. Seither schafften es unter anderem On the Buses, The Likely Lads, Are You Being Served oder The Inbetweeners auf die Leinwand, ohne dass man in Deutschland viel davon mitbekommen hätte (Ausnahme hier: Mr. Bean), wo schon die Serien kaum je zu sehen waren. Schon deswegen also ist Absolutely Fabulous – Der Film eine Besonderheit.
Auch die Serie Absolutely Fabulous lief in Deutschland (wenn überhaupt) stets auf Nischensendern und kam letztlich nie über Kultstatus hinaus, weswegen an dieser Stelle kurz ausgeholt werden muss, um das Phänomen zu erklären. Ein solches nämlich ist die Sitcom: Zwischen 1994 und 2012 liefen fünf Staffeln sowie eine Handvoll Spezial-Episoden und jedes Mal saßen weit über 10 % der Bevölkerung Großbritanniens vor dem Fernseher, wenn die beiden besten Freundinnen Eddy (Jennifer Saunders, die auch für die Drehbücher verantwortlich zeichnete) und Patsy (Joanna Lumley, die ihre Karriere als Bondgirl in Im Geheimdienst ihrer Majestät begann) mal wieder zu viel Champagner tranken und sich auch sonst deutlich hemmungs- und verantwortungsloser benahmen als Eddys bieder-vernünftige Tochter Saffy (Julia Sawalha). Dafür gab es unter anderem den Emmy und diverse BAFTAs, und wer dieses Stück Fernsehgeschichte ein bisschen näher kennenlernen will, dem sei die üppige DVD-Komplettbox empfohlen, die gerade in Deutschland erschienen ist.

Im Kino nun machen Eddy und Patsy auch in ihren Sechzigern weiter wie eh und je. Es wird geraucht und getrunken was das Zeug hält, und zumindest für Patsy darf es morgens auch noch ein Spritzer Botox sein. Eddy wohnt noch immer mit Saffy sowie Enkeltöchterchen unter einem Dach, aber dass der Champagner-Kühlschrank ungewohnt leer ist, deutet darauf hin, dass eben doch andere Zeiten angebrochen sind. Eddys PR-Agentur ist ins Straucheln geraten, die verbliebenen Klientinnen Emma ‚Baby Spice‘ Bunton und Lulu werfen kaum noch Geld ab. Da trifft es sich gut, dass Supermodel Kate Moss angeblich auf der Suche nach einer neuen Agentur und bei einer von Patsy organisierten Modeschau zu Gast ist. Doch die Kontaktaufnahme geht gründlich schief, Moss landet unauffindbar in der Themse und unser dynamisches Damen-Duo ist wenig später auf der Flucht in Südfrankreich.

Der Plot von Absolutely Fabulous – Der Film klingt nicht nur albern, er ist es auch. Doch das ist gewollt, zeichnete sich die Serie doch von jeher neben schriller Überzeichnung und beißender Ironie eben auch durch ausgelassene Albernheit aus. Die Handlung ist allerdings (wie schon damals im Fernsehen) ohnehin zweitrangig: im Fokus stehen die Situationen und die Dialoge, und die Kino-Version verleugnet diesbezüglich ihren Sitcom-Ursprung nicht. Das gilt auch visuell, denn zwar sorgen die sonnendurchfluteten Bilder von der Côte d’Azur für ein gewisses leinwandtaugliches Flair, aber insgesamt lässt sich nicht übersehen, dass mit Mandie Fletcher eine Regisseurin engagiert wurde, deren Expertise nicht das Kino, sondern Comedyserien im Allgemeinen und Absolutely Fabulous im Speziellen ist.

Auch Saunders’ Drehbuch ringt bisweilen mit dem ungewohnten Großformat, weswegen Absolutely Fabulous – Der Film hin und wieder wirkt wie zwei etwas zu lange und mühsam zusammengesetzte Folgen der Serie, in denen sich übermäßig viele Gaststars tummeln (die Liste reicht von Rebel Wilson und Jerry Hall bis Jean-Paul Gaultier, Joan Collins und Dame Edna). Die Gags sind manchmal ein wenig angestaubt (wer erinnert sich heute noch an Hugh Grants Blowjob-Skandal?), manchmal bemüht jung (von Twerking bis Twitter). Insgesamt allerdings muss man sagen: bemerkenswert viele von ihnen zünden, was auch daran liegt, dass Saunders sowie vor allem Lumley vor der Kamera nichts von ihrem begnadeten komödiantischen Timing eingebüßt haben. Und je besser man die Serie selbst kennt, desto mehr Running Gags und Anspielungen lassen sich entdecken, die den Spaß noch einmal ein gehöriges Stück erhöhen.

Absolutely Fabulous - Der Film

Beliebten Comedy-Serien lange nach ihrem Ende noch eine Kino-Fortsetzung zu gönnen ist (sieht man von Ausnahmen wie „Türkisch für Anfänger“ ab) eine traditionell britische Angelegenheit, die bereits in den 1960er Jahren mit „Till Death Us Do Part“ begann. Seither schafften es unter anderem „On the Buses“, „The Likely Lads“, „Are You Being Served“ oder „The Inbetweeners“ auf die Leinwand, ohne dass man in Deutschland viel davon mitbekommen hätte (Ausnahme hier: Mr. Bean), wo schon die Serien kaum je zu sehen waren.
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