2 Tage New York

Eine Filmkritik von Annette Walter

Die Stadtneurotikerin

„I’m so bored with the USA“ sangen einst The Clash und brachten damit das Leiden der Europäer an der Kriegstreiberei des selbst ernannten Weltpolizisten auf den Punkt. Geht Kulturkritik auch eine Nummer kleiner? Klar, dachte sich Julie Delpy, die den Neue-versus-Alte-Welt-Clash in 2 Tage New York auf eine Pärchengeschichte herunterbricht.
Ihren Ruf als Stadtneurotikerin macht La Delpy so schnell keiner mehr streitig. Keine stolpert so sympathisch von einem Fettnäpfchen zum nächsten und keine kokettiert sympathischer mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten. Nun agiert La Delpy zum zweiten Mal als konfus-sympathische Heldin Marion in 2 Tage New York, dem Sequel zu 2 Tage Paris. Unterschied zum Vorgänger: New York statt Paris, Mingus statt Jack. Marion lebt inzwischen mit Mingus in New York und probt mit ihm die amerikanisch-französische Freundschaft, ein Kind vom Ex turnt auch noch in der chaotischen Wohnung herum. Zu allem Überfluss kommt Marions Familie zu Besuch, bei der Delpys Vater Albert wieder den wunderlich-schlüpfrigen Alten geben darf.

Was soll man davon halten, wenn Alte-meets-neue-Welt-Klischees ausgepackt werden, die bereits für Kuriositäten des 80er-Jahre-Kinos wie die Abenteuer der Griswold-Familie in Hilfe, die Amis kommen herhalten mussten? Die Stereotypen sind nämlich stets ähnlich und wohlbekannt: Franzosen quasseln am heimischen Küchentisch ständig durcheinander, palavern in aller Anschaulichkeit über Sex, stopfen merkwürdiges Essen in sich, stinken nach Schweiß und rauchen gern mal einen Joint. Marotten, die einem echten Amerikaner ständig die Schamesröte ins Gesicht treiben.

Man könnte einen Film, der mit diesen Klischees jongliert, für ein wenig abgeschmackt halten. Doch im Fall von 2 Tage New York trifft das nicht zu. Der Grund: die Drehbuchautoren Delpy, Alexia Landeau und Alexandre Nahon, die im Film Marions freizügige Schwester und deren Freund spielen, besitzen nämlich ein Gespür für originelle Dialoge und sicheres Timing. Ihre Protagonisten sind liebevoll ausgearbeitet und alle Rollen inklusive eines Kurzauftrittes von Vincent Gallo sind klug besetzt. Delpy inszeniert ihre Figuren so uneitel fernab jeglichem Hollywood-Glamour, dass man das Ensemble einfach gern haben muss. Da verzeiht man sogar das leicht bemühte Slapstick-Finale.

2 Tage New York

„I’m so bored with the USA“ sangen einst The Clash und brachten damit das Leiden der Europäer an der Kriegstreiberei des selbst ernannten Weltpolizisten auf den Punkt. Geht Kulturkritik auch eine Nummer kleiner? Klar, dachte sich Julie Delpy, die den Neue-versus-Alte-Welt-Clash in „2 Tage New York“ auf eine Pärchengeschichte herunterbricht.
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Meinungen

Leesa · 08.08.2012

I love Julie Delpy and Paris, both! Julie's movies are brave, aniteuthc, and true to herself. I respect her so much as an artist. I lover her collaborations with Ethan Hawke as well. And was her Dad not a scream in this movie? What a character!!-Laurie :-)