1:1 - Auge um Auge

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Von menschlichen und kulturellen Verhältnissen

Schlicht 1:1 — Auge um Auge lautet der Titel des neuen Films von Annette K. Olesen, über dessen Bedeutung der Zuschauer auch nach dem Kinobesuch noch spekulieren kann. Nach ihren auf internationalen Filmfestivals mehrfach ausgezeichneten Werken Kleine Missgeschicke / Små ulykker (2001) und In deinen Händen / Forbrydelser (2003) sorgte auch der dritte Spielfilm der dänischen Regisseurin bereits für anerkennende Prämierungen im Vorfeld seines deutschen Kinostarts, wie unter anderem bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck, was sicherlich auch an der brennenden Aktualität seines Themas liegt.
Ein gut gehütetes Geheimnis ist die innige und intime Verbindung zwischen Shadi (Mohammed-Ali Bakier) und Mie (Joy K. Petersen), die nach außen hin nur Schulkameraden sind und in der Siedlung eines Vororts von Kopenhagen leben, die als so genannter sozialer Brennpunkt gilt. Hier, wo es nicht selten zu Spannungen und Aggressionen zwischen den weniger privilegierten Dänen und den zahlreichen muslimischen Flüchtlingen kommt, ist eine Liebe wie jene des Palästinensers Shadi und der Dänin Mie nicht gern gesehen. Allein deren Mutter Søs (Anette Støvelbæk), eine engagierte Sozialarbeiterin, und ihr Bruder Per (Jonas Busekist), der sich von der fremdländischen Nachbarschaft bedroht fühlt, wissen um die Beziehung ihrer Schwester zu Shadi, dessen Familie um ihre Identität in der Migrationssituation ringt.

Als Per Opfer eines gewalttätigen Überfalls wird und daraufhin ins Koma fällt, legt sich ein beängstigender Schatten über die Liebe von Mie und Shadi, denn dessen älterer Bruder Tareq (Subhi Hassan), für seine Schlagkünste beim Boxen bekannt, gerät rasch als Täter in Verdacht. Angesichts dieser Katastrophe entwickelt sich bei allen Beteiligten ein Szenario der widerstreitenden Empfindungen, und es entsteht eine Atmosphäre des Misstrauens, zwiespältiger Loyalitäten und existentieller Ängste, die die soziale Umgebung und deren Konflikte in unmittelbar ergreifender Intensität spiegelt.

Mit jungen Laiendarstellern als authentischen Protagonisten gelingt es 1:1 — Auge um Auge / 1:1, den schmerzhaft pochenden Problemen europäischer Gesellschaften mit dem als fremd identifizierten Anderen anhand eines dänischen Szenarios gefährlich nahe auf den Leib zu rücken. Nicht aber akademisch oder moralisch kommt dieser Film daher, sondern dicht orientiert an der Emotionalität seiner Figuren, die gezwungen sind, ihre nur scheinbar sichere Haltung und ihre unterschwelligen Ängste an den Herausforderungen der harten Realitäten zu überprüfen.

„Dies ist ein Film über Furcht. Ich wollte diese Geschichte ganz direkt erzählen. 1:1.“, kommentiert Regisseurin Annette K. Olesen. Auch wenn damit die Frage nach dem Titel nur andeutungsweise beantwortet ist, transportiert dieser doch letztlich eine Vielschichtigkeit, die auch den Film charakterisiert und sensibel wie selten die Verhältnisse und Bedingungen beleuchtet, unter denen sich Annäherungen zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen ereignen können.

1:1 - Auge um Auge

Schlicht 1:1 — Auge um Auge lautet der Titel des neuen Films von Annette K. Olesen, über dessen Bedeutung der Zuschauer auch nach dem Kinobesuch noch spekulieren kann.
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Meinungen

Markus · 24.02.2008

Der Film ist eigendlich ganz okay naja super!=)

aber der Film hat einn doofes Ende

Markus · 07.05.2007

einfach klasse