David Fincher

David Fincher

Seinen Ruf hatte er bereits nach seinem zweiten Film Sieben / Se7en (1995) weg: Als „Master Meanie“, Meister der Gemeinheit, bezeichneten ihn die amerikanischen Kritiker und hypten damit jenen Regisseur, der nicht nur seine Filmhelden bittere Albträume durchleiden lässt, sondern auch sein Publikum raffiniert durch Tricks und Täuschungen an der Nase herumzuführen weiß. Sechs Spielfilme hat der 45-jährige Regisseur seit Anfang der 90er Jahre gedreht, außerdem zahlreiche Musikvideos und Werbespots. Mit Steven Soderbergh, Quentin Tarantino und Bryan Singer zählt er zu den wichtigsten amerikanischen Indenpendent-Regisseuren, die sich als Nachfolger der jungen Wilden des New-Hollywood-Kinos (1967-1976) Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre hervorgetan haben.

David Fincher wurde 1962 in Denver, Colorado geboren. Sein Vater schrieb als Journalist für das Magazin Life, seine Mutter arbeitete als Krankenschwester in einem Heim für geistig Behinderte. Schon als Kind begann Fincher mit einer Super-8-Kamera zu experimentieren und Filme zu drehen sowie regelmäßig viele Filme zu konsumieren. Kein Wunder, dass der Wunsch, Filmregisseur zu werden, früh geboren wurde. Direkt in seiner Nachbarschaft wohnte George Lucas, der zu seinen ersten großen Vorbildern gehört.

Nach dem Abschluss der Highschool in Oregon und einem Aushilfsjob bei der Filmproduktionsfirma Korty Films arbeitete Fincher von 1981 bis 1983 in George Lucas’ Special-Effects Firma Industrial Lights and Magic, wo er unter anderem an den Spezialeffekten von Steven Spielbergs Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984) mitwirkte. Im Jahr 1986 wird Fincher Mitbegünder der Produktionsfirma Propaganda Films, deren Konzept es war, mit Werbefilmen und Musikclips genügend Geld für die Produktion von Spielfilmprojekten in die Kassen zu spülen. Noch bevor Fincher mit Alien 3 (1991/92) debütierte, drehte er Werbespots unter anderen für Coca-Cola, Nike und Budweiser sowie Videoclips für Rolling Stones, Madonna und George Michael – und lernte sein Handwerk als Filmregisseur.

Finchers erster Spielfilm Alien 3 (1991/92), den er losgelöst von Propaganda Films und mit dem Geld von und für die 20th Century Fox inszenierte, wurde zum Desaster. Weder Kritiker noch Publikum mochten den Science-Fiction-Film, auch die Produktion war ein einziges Fiasko. Die dritte Version der Geschichte um Ellen Ripley (Sigourney Weaver) und ihrem Kampf gegen die Außerirdischen scheiterte nach den erfolgreichen Alien-Filmen von Ridley Scott (Alien, 1979) und James Cameron (Aliens, 1986). Ein Albtraum für den 27-jährigen Debütanten, der gerade einmal richtig angefangen und seinen Ruf schon wieder verdorben zu haben schien. Der Film blieb in vielerlei Hinsicht seine unpersönlichste Regiearbeit, doch das Schicksal meinte es gut mit ihm und bessere Filme folgten.

Der Erfolg kam bereits drei Jahre später. 1995 inszenierte Fincher Sieben / Se7en, die bitterböse Geschichte über die beiden gegensätzlichen Detektive Somerset (Morgan Freeman) und Mills (Brad Pitt) auf der Jagd nach einem Serienmörder, der seine Verbrechen in Bezug zu den sieben Todsünden setzt. Der Film erwies sich mit weltweit eingespielten 300 Millionen Dollar nicht nur als Kassenhit, sondern er wurde auch von der Kritik hochgelobt. Finchers unverkennbarer Stil von Täuschung und Enttarnung, von Verstecken und Präsentieren sowie seine innovative Vor- und Abspanngestaltung sollten nachhaltig spätere Filme im Thriller-, Krimi- und Suspense-Genre beeinflussten.

1997 drehte Fincher The Game, ein perfides Psychodrama um den einsamen Multimillionär und Geschäftsmann Nicholas Van Orton aus San Francisco (Michael Douglas), dem sein jüngerer Bruder Conrad (Sean Penn) ein ungewöhnliches Geschenk zum Geburtstag macht. Es handelt sich um ein Spiel der Firma CRS, in dem er gegen seinen Willen zur Schachfigur gemacht wird und darauf sein bisheriges Leben völlig aus den Fugen gerät. Ein geschickt inszenierter, stilvoller Thriller voller Tricks und Täuschungen, der Held und Publikum bis zur letzten Minuten in Unsicherheit und Spannung wiegt.

1999 inszenierte Fincher seinen nächsten Spielfilm: [bFight Club ist die Geschichte über zwei Männer, die einen Club eröffnen, in dem sich Männer gegenseitig prügeln. Edward Norton spielt den Erzähler und Brad Pitt, mit dem Fincher zum zweiten Mal nach Sieben / Se7en zusammenarbeitet, dessen Alter Ego Tyler Durden. Fincher lässt bereits im Vorspann das Geschehen im Gehirn seines Protagonisten beginnen und schafft mit Voice-Over-Technik und Rückblenden eine sehr subjektive Erzählweise. Der Kern der Story ist nur schwer zu erklären, will man den eigentlichen „Witz“ der Story und damit das Ende des Films nicht verraten. Fight Club rief heftige Kritikerreaktionen hervor und scharte eine Kultgemeinde um sich, durch die Fincher sich als einer der einflussreichsten Filme seiner Zeit profilierte.

2002 folgte Panic Room, das Schicksal einer allein erziehenden Mutter Meg Altman (Jodie Foster), die sich mit ihrer 11-jährigen Tochter Sarah (Kristen Stewart) im Sicherheitsraum ihres neuen Hauses verschanzt, als Kriminelle einbrechen, um einen Schatz zu stehlen. Ein stilistisch brillanter Film, der jedoch wegen seines Inhaltes und konventionellen Thrillerplots für viele Fans eine Enttäuschung war.

In Anlehnung an die wahre Geschichte eines Serienmörders, der den Großraum San Francisco in Atem hielt und jahrzehntelang die Behörden in vier Verwaltungsbezirken mit seinen Chiffren und Briefen verspottete, inszenierte David Fincher im Jahr 2006 den Thriller Zodiac — Die Spur des Killers / Zodiac. Vier Männer sind von der Jagd auf den Mörder besessen: Der schüchterne Zeitungskarikaturist (Jake Gyllenhaal), sein zynischer Kollege Paul Avery (Robert Downey Jr.), Inspector Dave Toschi (Mark Ruffalo) und sein Partner William Armstrong (Anthony Edwards).

David Finchers neuer Spielfilm The Curious Case of Benjamin Button nach einer Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald wurde 2009 für insgesamt 13 Oscars nominiert, darunter „Bester Film“ und „Beste Regie“. Hauptdarsteller Brad Pitt wurde zudem als „Bester Hauptdarsteller“ nominiert.

Filmographie — David Fincher

2010
The Social Network

2008
The Curious Case of Benjamin Button (Der seltsame Fall des Benjmanin Button)

2006
Zodiac – Die Spur des Killers / Zodiac

2001/02
Panic Room

1999
Fight Club

1997
The Game

1995
Sieben / Se7en

1991/92
Alien 3