Quentin Tarantino

Quentin Tarantino

Quentin Tarantino wurde am 27. März 1963 in Knoxville, Tennessee, geboren und wurde passenderweise nach einer Figur einer Fernsehserie benannt: dem Halbblut Quint, das von Burt Reynolds in „Gunsmoke“ gespielt wurde. Als er zwei Jahre alt war, zog die Mutter des zukünftigen Filmemachers in die South-Bay-Gegend von Los Angeles, dort wohnten sie die nächsten zwei Jahrzehnte.

In seinem Viertel in Torrance wuchs Tarantino mit Weißen und Schwarzen auf. Er stieß dort auf eine große Bandbreite von Film- und Popkultureinflüssen. Martial-Arts-Filme spielten in den Kinos in den schwarzen Vierteln auch noch Jahre nach Ende des Kung-Fu-Booms eine Rolle; Tarantino konnte auf „die andere Straßenseite“ wechseln und die Filme bis wenigstens Ende der 70er Jahre auf der Leinwand genießen.

Im Alter von 17 Jahren verließ er die Schule, um Schauspielunterricht zu nehmen. Mit Gelegenheitsjobs hielt er sich über Wasser. Mit 22 Jahren fand er in der Videothek „Video Archives“ in Manhattan Beach eine Art zweites Zuhause, wo sich sein lexikalisches Wissen über alte oder obskure Filme endlich als praktisch erwies. Mit seinen Kollegen Roger Avary und Jerry Martinez verwandelte Tarantino Video Archives in eine Art improvisierte Filmschule.

Nachdem er mit Avary und anderen Freunden eine Weile vergeblich an einem Low-Budget-Projekt namens My Best Friends Birthday, ein etwas anstößiger Buddyfilm im Stil von Kevin Smiths Clerks (Clerks – Die Ladenhüter, 1994), herumgedoktert hatte, verbrachte Tarantino einige frustrierende Jahre damit, zwei Drehbücher zu verfassen und an den Mann zu bringen. Beide konnte er sich als sein Regiedebüt vorstellen. Zum Teil auch aufgrund der Enttäuschung darüber, dass es ihm nicht gelang, einen „richtigen Film“ mit einem unbekannten Autor als Regisseur zu verkaufen, schrieb Tarantino Reservoir Dogs (Wilde Hunde – Reservoir Dogs, 1992).

Absichtlich hatte Tarantino den Stoff so konzipiert, dass man ihn mit den minimalsten möglichen Mitteln realisieren könnte: die Geschichte eines Überfalls, in der der Überfall gar nicht auf der Leinwand zu sehen ist und die Seiten über Seiten nur aus Dialogen bestand, die an einer einzelnen Location gesprochen werden. Eigentlich hatte Tarantino den Film als ultrabilliges 16-mm-Projekt mit sich und seinen Kumpels von Video Archives geplant.

Doch dann bekam der aufstrebende Produzent Lawrence Bender das Drehbuch in seine Hände und war begeistert. Er bat Tarantino, ihm einen Monat Zeit zu geben und das Projekt als „richtigen Film“ auf die Beine zu stellen. Bender gab das Drehbuch weiter an Harvey Keitel, dessen Enthusiasmus zahlreiche andere namhafte Darsteller überzeugte und schließlich sogar ein akzeptables Budget ermöglichte.

Der Film wurde in weniger als einem Monat an Drehorten in Los Angeles gedreht. Zu dem Cast zählten neben Harvey Keitel auch Michael Madsen, Steve Buscemi, Tim Roth, Lawrence Tierney, Chris Penn und Tarantino selbst. Der Film avancierte zu einem phänomenalen Erfolg, zuerst beim Sundance Film Festival, dann auf der restlichen Welt.

Auf einmal war Quentin Tarantino heiß begehrt. Die beiden Drehbücher, an denen er vor Reservoir Dogs gearbeitet hatte, wurden schnell verkauft: Tony Scott verfilmte True Romance(1993); Oliver Stone nahm sich dem in der Folge noch einmal massiv umgeschriebenen Natural Born Killers (1994) an.

Tarantino selbst ließ 1994 den furiosen Episodenkrimi Pulp Fiction (1994) folgen, der den Regisseur als formal und inhaltlich radikalen und innovativen Filmemacher auswies und der bei den Filmfestspielen von Cannes mit der Goldenen Palme als Bester Film prämiert wurde. Pulp Fiction, der das Comeback des in Vergessenheit geratenen Stars John Travolta ermöglichte, erhielt zahlreiche weitere Auszeichnungen. Er wurde für sieben Oscars nominiert und erhielt die begehrte Trophäe in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch (für Tarantino und seinen Co-Autor Roger Avary). Er zementierte den Starstatus von Samuel L. Jackson und gab den Startschuss für die Zusammenarbeit zwischen Tarantino und Uma Thurman, die dieser „meine Schauspielerin“ nennt.

Nach einer dreijährigen Pause schrieb und inszenierte Tarantino den Krimi Jackie Brown (1997) nach Elmore Leonards Roman Rum Punch. Pam Grier erhielt für ihre Leistung in der Titelrolle Nominierungen für den Golden Globe und den SAG Award, und die Performance ihres Co-Stars Robert Forster wurde mit einer Oscar-Nominierung gekrönt. Den sensationellen Cast, den ein Regisseur vermutlich nur einmal im Leben verpflichten kann, rundeten Samuel L. Jackson (ebenfalls für den Golden Globe nominiert), Robert De Niro, Bridget Fonda und Michael Keaton ab.

Tarantinos ursprüngliches Karriereziel war es, Schauspieler zu werden. Deshalb lässt er es sich auch heute nicht nehmen, sich Rollen in seinen eigenen Filmen zu geben und auch für befreundete Regisseure vor die Kamera zu treten. In Reservoir Dogs war er der Dieb, den man Mr. Brown („Das ist verdammt nah dran an Mr. Shit“) nennt; in Pulp Fiction spielte er den nervösen Jimmy Dimmick, der sich mit einer frischen Leiche herumärgern muss. In der „The Man from Hollywood“-Episode von Four Rooms (1995) sah man ihn als angeberischen Hollywood-Regisseur. Zudem spielte er den verrückten Bruder von George Clooney in Robert Rodriguez’ Film From Dusk Till Dawn (1996), der nach einem Tarantino-Drehbuch entstand. In Destiny Turns On The Radio (Destiny, 1995) hatte er die Titelrolle inne. Zudem spielte er in Spike Lees Girl 6 (1996).

Mit seinem Partner Lawrence Bender betreibt Tarantino die Produktionsfirma A Band Apart, unter deren Banner sie als ausführende Produzenten an Roger Avarys Regiedebüt Killing Zoe (1994) mitwirkten. 2001 präsentierte Tarantino die US-Kinoauswertung von Meister Yuen Woo-pings Martial-Arts-Klassiker Iron Monkey (1993). Und er war ausführender Produzent von Reb Braddocks schwarzer Komödie Curdled (1996) und Julia Sweeneys Konzertfilm God Said: Ha! (1999).

In den vier Jahren zwischen Jackie Brown und dem Produktionsstart von Kill Bill arbeitete Tarantino an dem Drehbuch für einen Kriegsfilm: Inglorious Bastards.

Filmographie — Quentin Tarantino (Auswahl, Regie)

2008
Inglorious Bastards

2007
Grindhouse (Segment: Death Proof)

2005
CSI: Crime Scene Investigation — Grave Danger: Part 1 (TV)
CSI: Crime Scene Investigation — Grave Danger: Part 2 (TV)
Sin City (Gastregie)

2003
Kill Bill, Volume 2

2001
Kill Bill, Volume 1

1997
Jackie Brown

1995
Emergency Room — Motherhood (TV)

1994
Pulp Fiction

1992
Reservoir Dogs (Wilde Hunde)

1987
My Best Friends Birthday