Das Schicksal ist ein mieser Verräter (2014)

Ein herrschaftliches Leiden

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Mit Krebsfilmen ist es wie mit Krebsbüchern, sie sind doof. So würde es zumindest Hazel Grace Lancaster sehen, die Hauptfigur in Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Aber so wie das Buch von John Green alles andere als doof ist, ist auch der Film ein kleines Wunder. Eine ehrliche, witzige, charmante, aber auch traurige Geschichte über Menschen, die sterben. Was eine moderne Version von Love Story hätte werden können, ist aber weit mehr als das: Ein Film, der für ein gutes Gefühl sorgt.

Hazel Grace (Shailene Woodley) und Augustus Waters (Ansel Elgort) lernen sich in der Selbsthilfegruppe kennen. Sie ist seit Jahren krebskrank und hat eine geschwächte Lunge, er hat ein Bein verloren. Für Augustus ist es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, Hazel ist aber schon zurückhaltender. Sie rechnet mit ihrem baldigen Tod und möchte nicht noch mehr Menschen in den Radius der tickenden Zeitbombe, die sie ist, bringen. Aber dem Charme, dem Witz, aber auch der Klugheit von Augustus hat sie nichts entgegenzusetzen. Die beiden verlieben sich und er will ihr ihren größten Herzenswunsch erfüllen: Ein Treffen mit dem Autor Peter van Houten (Willem Dafoe), der mit Ein herrschaftliches Leiden ein Buch geschrieben hat, das Hazel unendlich viel bedeutet, weil die Geschichte der Hauptfigur im Grunde auch die ihre ist.

Mag es auf den ersten Blick auch seltsam anmuten, dass Woodley und Elgort, die in Divergent – Die Bestimmung noch Bruder und Schwester spielten, nun als Freund und Freundin agieren, so verfliegt dieses Gefühl fast augenblicklich, da beide ihre Figuren nicht nur mit Leben erfüllen, sondern so sympathisch gestalten, dass man sich ihrem Charme nicht entziehen kann. Sie blicken mit Sarkasmus auf das Leben, aber das ist nur natürlich, wenn Schwäche und Schmerzen ein ständiger Begleiter sind.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter ist eine sehr werkgetreue Adaption des Romans. Der Film atmet nicht nur den Geist der Vorlage, er setzt praktisch alle wichtigen Momente der Vorlage um. Das Ergebnis ist für Fans von John Greens Roman ein Erlebnis, für alle anderen aber nicht minder ansprechend, denn Regisseur Josh Boone hat einen Film abgeliefert, der trotz seines schweren Themas von einer enormen Leichtigkeit ist. Man weiß, dass diese Liebesgeschichte tragisch enden wird, das machen schon die ersten Worte klar. Aber sie verheißen auch, dass hier eine echte, eine authentische Geschichte erzählt wird, die auf das, was Hollywood so gerne mag, samt und sonders verzichtet. Das Schicksal ist ein mieser Verräter hätte im Kitsch ertrinken können, stattdessen lebt er von einer Authentizität und Ehrlichkeit, die berührend ist, ohne aufdringlich zu sein.

Der Film kontrastiert das Gefühl der ersten Liebe, der Schmetterlinge im Bauch, mit dem Wissen um die eigene Sterblichkeit, die hier nicht länger nur theoretische Möglichkeit, sondern statistische Wahrscheinlichkeit ist. Auch aus diesem Widerspruch zieht der Film seine Wirkung und versucht aufzuzeigen, dass zwischen all dem Schmerz und Leid auch Schönes existiert, das das Leben lebenswert macht. Das Schicksal ist ein mieser Verräter ist sicherlich ein trauriger, aber auch ein positiver Film, lebensbejahend und voller Energie. Man muss dem Tod nicht ins Gesicht lachen, aber es schadet nicht, das Leben – so schwer es auch manchmal sein mag – mit ein wenig Humor zu nehmen. Es ist das einzige, das wir haben, darum hat man die verdammte Pflicht, das Beste daraus zu machen.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/das-schicksal-ist-ein-mieser-verraeter-2014