Kingsman: The Secret Service

Agentenaction im Parodie-Hommage-Modus

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Ein Agentenfilm, der altmodisch und modern zugleich ausfällt. In Selbstironie badet und dennoch erstaunlich spannende Momente zu bieten hat. Was wenig kompatibel klingt, entpuppt sich als überraschend launiges Unterhaltungsprodukt, das mit absurd-innovativen Ideen und mitreißend choreografierten Actioneinlagen zu punkten weiß. Die von Matthew Vaughn (Kick-Ass) inszenierte Comic-Adaption Kingsman: The Secret Service (Vorlage: Mark Millar und Dave Gibbons) huldigt dem Genre des Spionagethrillers, bürstet dessen Muster allerdings immer wieder gegen den Strich und scheut sich nicht, die in derartigen Werken inhärenten Gewaltausbrüche überspitzt und drastisch darzustellen.
Ein großer Pluspunkt des optisch recht verspielten Films ist sicherlich seine Besetzung, die sich bewusst am Image einzelner Darsteller orientiert. Michael Caine gibt überzeugend die graue Eminenz, die im Hintergrund des unabhängig operierenden Geheimdienstes Kingsman die Strippen zieht. Mark Strong, häufig auf zwielichtige Figuren abonniert, spielt hier einen knallharten, aber loyalen Agentenausbilder. Samuel L. Jackson ist als lässig-skurriler Oberschurke zu sehen. Und Colin Firth brilliert als distinguierter Gentleman-Spion, der, wenn nötig, beeindruckende Nahkampfqualitäten an den Tag legt.

Im Mittelpunkt steht allerdings der Arbeiterjunge Eggsy (Taron Egerton), dessen Vater einst zu den Kingsmen zählte, bei einem hochbrisanten Einsatz allerdings sein Leben ließ. Organisationsmitglied Harry Hart (Firth) fühlt sich deswegen für den kleinkriminellen Teenager verantwortlich und bietet ihm nach dem mysteriösen Tod eines Agentenkollegen einen Platz im unerbittlichen Aufnahmeprogramm der geheimen Spionagetruppe an. Parallel geht Hart dem inflationären Verschwinden prominenter Zeitgenossen nach und gerät dabei an den Milliardär Valentine (Jackson), der die Welt nach einer ganz eigenen Logik "retten" will.

Auch wenn das Drehbuch hier und da emotionale Zwischentöne anschlägt, ist die Handlung vor allem eins: ein reichlich abgedrehter Meta-Spaß. Mehrfach diskutieren die Protagonisten explizit über andere Agentenfilme und das häufig sinnlose Erklär-Gebaren der darin auftauchenden Bösewichte. Die neue Ernsthaftigkeit der Bond-Streifen wird ironisch kommentiert. Und das betont elegante Auftreten britischer Geheimdienstler lustvoll konterkariert – etwa wenn Harry Hart in einer der wohl verrücktesten (und provokantesten) Szenen des Films das Gotteshaus einer erzkonservativen US-Gemeinde eher widerwillig zum Schauplatz eines irrwitzigen Schlachtfestes macht. Brutalität und Stilisierung halten sich hier und in anderen Momenten die Waage, weshalb die Comic-Verfilmung nicht zu einem rundum geschmacklosen Gewaltexzess verkommt.

Dass Vaughn und Co das Genre des Agententhrillers trotz aller Albernheiten dennoch ernst nehmen, ist durchweg spürbar. Immerhin wird der Zuschauer wiederholt in actionreiche Situationen geworfen, die die Spannungsschraube konsequent anziehen und manch "echtem" Spionagefilm gut zu Gesicht stünden (so auch der effektiv getaktete Showdown). Originell ist – bis auf einen eher lächerlichen Sprachfehler – die Zeichnung des Antagonisten, der sich als Mischung aus größenwahnsinnigem Bond-Schurken und hippem Internetunternehmer präsentiert. Sein teuflischer Plan ist im Grunde vollkommen gaga, greift aber auf recht amüsante Weise die Technikverliebtheit unserer heutigen Mediengesellschaft auf. Selbst wenn nicht alle Pointen sitzen und nicht jede Anspielung verfängt, zählt Kingsman: The Secret Service definitiv zu den gelungeneren Persiflagen, die in letzter Zeit auf der großen Leinwand zu sehen waren.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/kingsman-the-secret-service