Annabelle (2014)

Nichts Neues im Gruselland

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Annabelle, das ist die Horrorpuppe, die in The Conjuring eine kleinere Rolle spielte. Ihr Auftritt dort gefiel dem Publikum und regte die Phantasie des Studios an. Oder besser gesagt: entfachte die Gier. Mit Dollarzeichen in den Augen ging man also daran, Annabelle ihren eigenen Film zu geben. Die Vorgeschichte der Puppe, bevor sie die Warrens in die Hände bekamen und wegsperrten.

Mia (Annabelle Wallis) und John (Ward Horton) ziehen in ihr neues Heim ein. Sie ist schwanger, er mit seiner Karriere beschäftigt. Eines Nachts hört Mia einen Schrei von gegenüber. John sieht nach: Die Nachbarn wurden ermordet. Die Killer attackieren dann Mia, die verletzt wird, deren Baby diesen Angriff aber übersteht. Die Angreifer sterben, aber sie hinterlassen etwas: das Böse. In einer von Mias Puppen sitzt nun das Böse, das sich langsam ausbreitet. Selbst ein Umzug kann nicht helfen, denn das, was die Kult-Anhänger beschworen haben, lässt nicht locker: Es will eine Seele.

Wo The Conjuring dem Geisterspuk originelle Momente abtrotzen und sowohl atmosphärisch als auch stilistisch überzeugen konnte, ist Annabelle ein müder Geister-Abklatsch. Filme dieser Couleur hat man schon im Dutzend gesehen, kein einziger eigener, geschweige denn origineller Gedanke ist hier vorhanden. Stattdessen werden die Standards des Genres abgespult, mit ein paar zugegebenermaßen funktionierenden Schockmomenten, aber keinerlei Esprit.

Es ist ein Film streng nach dem Malen-nach-Zahlen-Prinzip. Langsamer Aufbau, traumatisches Erlebnis, Geisterheimsuchung (auch wenn es faktisch kein echter Geist ist). Wer Insidious gesehen hat, findet hier nichts Neues, bekommt aber immerhin illustriert, dass man mit uralten Ingredienzien bei fehlender Inspiration auch nicht mehr als Massenware produzieren kann.

Kurios ist allenfalls, wie schnell jedermann bereit ist, an die Existenz von Dämonen zu glauben. Gut, Mia erlebt das Unheimliche am eigenen Leib. Aber ihr Mann? Kennt es nur durch ihre Geschichten. Ihre Freundin? Erlebt es auch erst sehr, sehr spät selbst. Der Priester? Hat sogar schon von den Warrens gehört. Sicher, wären sie alle Zweifler – oder zumindest ein paar von ihnen – dann wäre auch dies ein tiefer Griff in die Klischeekiste, aber ein Quäntchen Spannung ließe sich daraus ziehen. So jedoch minimiert sich der Film unnötig selbst.

Der Anfang ist dröge, die Figuren sind es noch umso mehr. Keiner der Handlungsträger weist Charakteristika auf, die in irgendeiner Weise realistisch oder authentisch wären. Sie existieren rein, um die 08/15-Geschichte voranzutreiben. Das mag toll funktionieren, wenn der Rezipient noch nie einen Geisterfilm gesehen hat, wer jedoch auch nur halbwegs firm im Genre-Ausstoß der letzten Jahre ist, für den stellt Annabelle nicht mehr als ein müdes Gähnen dar.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/annabelle-2014