You People (2023)

Liebespaar im Culture-Clash

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Ein beliebtes Thema von Komödien ist seit jeher der Unterschied. Mal geht es um verschiedene Religionen, mal um verschiedene Kulturen, mal um Sprache, Aussehen oder Geschlecht. Unzählige Filme haben sich daran bereits abgearbeitet und auch You People macht nichts neu oder anders. Die Geschichte: ein weißer jüdischen Broker, der mit seiner besten Freundin einen Podcast über Kulturthemen produziert, gern Hip-Hop hört und sich auch sonst mit vielen Dingen aus der afro-amerikanischen Kultur identifiziert, und eine junge Schwarze Frau mit muslimischem Hintergrund verlieben sich ineinander und stoßen danach an die Grenzen von Toleranz.

Barris trifft in seiner Version allerdings oft den richtigen Ton und entwirft Figuren, die trotz mancher Klischees glaubhaft und stimmig sind. Julia Louis-Dreyfus ist gelungen als jüdische Übermutter, die sich mit Feuereifer in die Schwarze Kultur stürzt, ebenso wie Eddie Murphy als Schwarzer Muslim, der mit weißen Menschen nach vielen schlechten Erfahrungen in seinem Leben nichts zu tun haben will. Jonah Hill und Lauren London sind das Liebespaar Ezra und Amira, aber Dreyfus und Murphy sind die eigentlichen Stars von You People. Denn wenn der Film einmal lustig wird, und das kommt für eine Komödie tatsächlich sehr selten vor, dann ist einer von beiden dabei. 

Barris’ Drehbuch, an dem auch Jonah Hill mitgearbeitet hat, enthält durchaus gelungene Fremdschäm-Momente: wenn Ezra von seinem Schwiegervater in spe in einen Schwarzen Barbershop gebracht wird, wo er auffällt wie ein bunter Hund. Wenn Amiras Vater nicht in der Lage ist, seinem Bruder zu erklären, warum er nicht mehr Woody heißt, wie noch in ihrer Kindheit, sondern sich nun Akbar nennt. Oder wenn der hier stark unterforderte David Duchovny als Ezras Vater ununterbrochen seine Liebe zu einem Schwarzen Rapper vor sich her trägt, um seine Solidarität zu beweisen, obwohl er letztlich vom Leben eines Schwarzen in den USA keine Ahnung hat. You People zeigt viele Variationen dieses Themas und spart dabei keine Seite aus. Auch Ezras Mutter versucht immer wieder, sich die Schwarze Kultur anzueignen, und zerschlägt dabei viel Porzellan. Auf Dauer sind diese Variationen aber etwas ermüdend. Einzelne starke Momente reichen nicht, um Barris’ Film von den vielen anderen Culture-Clash-Komödien abzuheben.

Immerhin erspart der Regisseur und Autor dem Publikum Humor unterhalb der Gürtellinie und erzählt in der ersten halben Stunde sogar mit viel Fingerspitzengefühl das Kennenlernen von Ezra und Amira. Danach ergeht sich sein Film allerdings fast ausschließlich in Szenen, die so unangenehm sind, dass Zuschauer:innen das Lachen im Hals stecken bleibt, oder gar nicht erst hervorkommt, weil die Momente einfach gar nicht so witzig erzählt werden, und am Ende zieht auch Barris sich auf Plattitüden zurück, um seinen Film überhastet zum Abschluss zu bringen.

So lässt sich You People uneingeschränkt nur für Fans der Schauspieler:innen empfehlen. Denn Eddie Murphy ist als fieser Schwiegervater mit sichtlichem Spaß bei der Sache, Julia Louis-Dreyfus hat die Übermutter jederzeit gut im Griff und auch Jonah Hill ist als genervter Mittdreißiger, der einfach nur das Richtige tun will, sehr sehenswert. Das ändert aber nichts daran, dass dieser unentschlossene Hybrid zwischen Fremdschäm-Humor und realistisch-bitteren Gags nie so richtig funktioniert. Und falls You People tatsächlich eine gelungene Momentaufnahme des Lebens zwischen verschiedenen Kulturen in den USA darstellen sollte, so ist dieses Leben offenbar kein sonderlich guter Stoff für eine Komödie. You People ist sicher gut gemeint, aber dadurch eben noch lange nicht gut.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/you-people-2023