Was Männer wollen (2019)

Die Gedankenwelt des anderen Geschlechts

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Ali Davis (Taraji P. Henson) ist eine hart arbeitende und sehr erfolgreiche Sportagentin in Atlanta. Doch bei der nächsten Beförderung in der Firma bekommt ein männlicher Kollege den Vorzug. Der Chef (Brian Bosworth) bügelt ihre Empörung mit dem Argument nieder, sie könne als Frau mit männlichen Klienten nicht so gut kommunizieren und solle sich lieber weiterhin damit begnügen, Sportlerinnen unter Vertrag zu nehmen. Nun will Ali es den Chauvinisten in der Firma zeigen und verkündet ihre Absicht, höchstpersönlich den Basketball-Nachwuchsstar Jamal Barry (Shane Paul McGhie), um den sich alle Agenturen reißen, für die Firma an Land zu ziehen.

Die Komödie, die Regisseur Adam Shankman (Wedding Planer – Verliebt, verlobt, verplant) inszeniert hat, nimmt sich eines Dauerthemas aus der Berufswelt an, nämlich der systematischen Benachteiligung von Frauen. In die Führungsetage schaffen es traditionell nur wenige, wofür auch die berüchtigten männlichen Seilschaften sorgen, die es in vielen Betrieben und Institutionen noch gibt. Da kann Ali – von ihrem alleinerziehenden Vater Skip (Richard Roundtree) nach dem Boxer Muhammad Ali benannt und zur Kämpferin erzogen – noch so viel ackern, die Agentur ist ein Männerclub, in dem sie als Exotin belächelt und nie zu den beliebten abendlichen Pokerrunden eingeladen wird.

Aber Ali stößt sich auf einer Party den Kopf und erwacht mit einer neuen Fähigkeit: Sie kann hören, was Männer denken! Der Termin der nächsten Pokerrunde kommt ihr zu Ohren und sobald sie am Spieltisch Platz genommen hat, stehen ihre Karten gut. Ali als Gedankenleserin am Pokertisch ist einer der besten Einfälle dieser Neu-Interpretation der Komödie Was Frauen wollen von 2000. Damals mutierte Mel Gibson in der Rolle eines eingefleischten Machos nach einem Stromschlag unverhofft zum Frauenversteher, der hören konnte, was Frauen durch den Kopf ging und bass staunte über das geistige Neuland hinter seinem Horizont.

Nancy Meyers‘ Komödie Was Frauen wollen ist ein Produkt einer vergangenen Zeit. Heute besitzt die Entdeckung eines Mannes, dass Frauen auch Menschen sind, schon deutlich weniger Charme, und es ist auch nicht mehr so lustig, wenn sich ein Mann zu Testzwecken Frauenstrumpfhosen anzieht. Ebenso wenig, wenn er sich im Karneval als Frau verkleidet. Das gesellschaftliche Machtgefälle zwischen den Geschlechtern, das solch ein Spiel mit abweichendem Verhalten erst kurios und damit auch reizvoll machte, existiert so unangefochten nicht mehr. Allerdings hätte Was Männer wollen auch im Jahr 2000 nicht so gut wie das Original funktioniert, aus genau dem Grunde, dass Männer ihr Denken sowieso als maßgebend für beide Geschlechter erachten.

Wie versucht die Komödie nun, trotzdem witzig und irgendwie aktuell zu sein? Die Hauptfigur widerspricht in dreifacher Hinsicht dem Klischee der typischen Filmheldin: Sie setzt Ellenbogen ein, sie träumt nicht von der großen Liebe und sie ist Afroamerikanerin. Taraji P. Henson, die auch als ausführende Produzentin fungierte, spielt Ali als Energiebündel, das die ganze Handlung mit Schwung versorgt. Sie stolziert in enganliegenden Kleidern herum, hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg, fragt ihren neuen Bekannten Will (Aldis Hodge) beim Sex nicht nach seinen Wünschen. Auf die Idee, dass er an einer längeren Beziehung interessiert sein könnte, kommt sie erst gar nicht.

Dass nur eine von Alis drei besten Freundinnen weiß ist, stellt die gewohnte Gruppenkonstellation amerikanischer Mainstreamfilme auf den Kopf, wonach sich in einem Kreis weißer Freunde oder Kollegen auch ein Schwarzer als Alibi für behauptete Diversität befindet. In Was Männer wollen sind viele Charaktere Afroamerikaner, das heißt aber nicht, dass die Komödie primär den Ausdruck afroamerikanischen Lebensgefühls im Sinn hat. Vielmehr will sie einen möglichst breiten Publikumsgeschmack treffen. Dafür scheut sie auch vor deftigem Humor nicht zurück, etwa wenn Ali bei Will verschläft, überstürzt und ungekämmt zur Arbeit eilt und ihr Assistent Brandon (Josh Brener) das Kondom entdeckt, das an ihrer Jacke klebt. Gewöhnt man sich erst einmal an solche Übertreibungen, wirkt die Komödie durchaus auch spaßig, vor allem dank Hensons Spielfreude.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/was-maenner-wollen-2019