Wer hat eigentlich die Liebe erfunden? (2017)

Peinlich und nicht einmal berührt

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Charlotte (Corinna Harfouch) und Paul (Karl Kranzkowski) haben sich gründlich auseinandergelebt. Auf dem Nachhauseweg von einer verkorksten Familienfeier lässt Charlotte prompt ihren Mann an der Raststätte stehen und setzt ihren Weg mit der überraschend im Auto sitzenden Enkelin Jo (Annalee Ranft) fort. Auf an die Küste und ab in die Freiheit! Paul verfolgt indessen seine Frau per Anhalter mit Truckerin Marion (Sabine Timoteo). Das chaotische Drama nimmt seinen Lauf, als sich auch noch die Tochter von Charlotte und Paul einschaltet. Die verwirrte Fahrlehrerin Alex (Meret Becker) verliert aber schon bald nach ihrem Aufbruch ihren Führerschein bei einer Polizeikontrolle.

Zunächst gewinnt man den Eindruck, dass der Film eine leichte Sommerkomödie sein möchte. Der Vorspann mit verspieltem deutschen Pop und davonfliegenden Buchstaben deutet sehr stark darauf hin. Doch dann folgt eine fatale Mischung aus kopflastiger Berliner Schule und Little Miss Sunshine. Dabei ist ein Roadmovie stets eine schöne Idee, sowohl landschaftliche Schauwerte als auch Drama und Verfolgungsjagd darzustellen. Doch sehr zu seinem Nachteil verliert der Film auf dem Weg immer wieder seinen Faden und verzettelt sich neben der Beziehungsgeschichte mit bleischweren Themen wie Alzheimer und baut völlig überflüssig eine lesbische Liebesgeschichte ein. Letzteres hat den Anschein, als wolle der Film besonders tolerant und weltoffen wirken – da die Liebelei aber gar nichts mit der Haupthandlung zu tun hat, wirkt sie einfach nur schrecklich aufgesetzt und anbiedernd.

Als man den Film schon völlig verloren geben möchte, holt Langfilm-Debütantin Kerstin Polte eine schräge Nebenfigur ins Ensemble: Pensionswirt Horster (Bruno Cathomas) meint Gott zu sein, er schwurbelt merkwürdiges Zeug daher und soll damit dem Film wohl Tiefe verleihen. Die unfreiwillige Komik ist hier durchaus vorhanden. Zumal die Pension auf einer verwunschenen Insel in Sachen zusammengewürfelter Ausstattung sehr an die Filme von Wenzel Storch erinnert. Als hier zu einer Art Showdown alle zusammenkommen, werden die Bilder aber sehr sonnendurchflutet und haben fast etwas von heimeligen Til-Schweiger-Einstellungen. 

Das wirkt alles kalkuliert, aufgesetzt und vermag das Publikum nicht bei Laune zu halten. Zumal die prominente Besetzung es nicht schafft, dem Drehbuch glaubhaft Leben einzuhauchen, und die Charaktere Abziehbildchen bleiben. Die Metaphern werden allzu plump vorgetragen, als würde man dem Zuschauer eine feinere Lesart nicht zutrauen. Auch hat der Film keine klare Handschrift, schwankt zwischen ernsthaftem Drama, leichter Komödie, Groteske und Fernsehfilmchen. Was alles sein möchte, scheitert schließlich auf ganzer Bandbreite.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/wer-hat-eigentlich-die-liebe-erfunden