Bee Season (2005)

Ein verschüttetes filmisches Kleinod

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Die kleine Eliza (Flora Cross) hat die große Gabe, die kompliziertesten Wörter fehlerfrei zu buchstabieren. „Wow!“, mag da einer zu Recht denken. Man mag nicht glauben, was das alles beeinflussen könnte. Nicht nur, dass die Familie, die vorher anscheinend anstandslos funktioniert hat, nun völlig aus den Fugen gerät. Auch werden Geheimnisse gelüftet, von deren Existenz niemand zu träumen gewagt hätte. Und das nur, weil Eliza den Buchstabierwettbewerb gewinnt…

Vor dem Hintergrund einer jüdisch-intellektuellen Familie entfaltet der Film ein ganzes Panoptikum an Fragestellungen, die immer wieder auf jüdische Glaubensinhalte, Familienstrukturen und der Freiheit des Willens rekurrieren und so weitaus mehr sind als die Geschichte eines kleinen Mädchens, das zur „National Spelling Bee“ wird, so der offizielle Titel des Buchstabierwettbewerbs. Bee Season ist ein fein beobachtetes, stilles und nachdenkliches Familiendrama nach einer Romanvorlage von Myla Goldberg. Richard Gere und Juliette Binoche spielen gut wie selten und harmonieren prächtig miteinander. Eine wahre Entdeckung ist die elfjährige Flora Cross. Sie spielt die süße Eliza, die die vermeintlich heile Welt ihrer Familie auf den Kopf stellt. Schade, dass dieses filmische Juwel in Deutschland nur eine DVD-Premiere erlebt, denn ins Kino hat es dieser Film auf seltsame Weise nie geschafft.

Die DVD ist mit Making of, herausgeschnittenen Szenen und Kommentar gut ausgestattet. Leider haftet dem Making of der Geruch eines Marketing-Tools an. Dennoch haben wir es bei Bee Season mit einem Film zu tun, den es zu entdecken lohnt. Und mit was? Mit Recht.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/bee-season