Main Hoon Na

Alle Farben Bollywoods

Zugegeben - der Beginn des Films lässt nichts Gutes vermuten und schon gar keine ausgelassene Stimmung in den nächsten annähernd drei Stunden: Terroristen stürmen in den Siebzigern ein Fernsehstudio in Indien und richten unter den Anwesenden ein schreckliches Massaker an. Hauptziel des Anschlags ist der hochrangige General Amar Singh Bakshi (Kabir Bedi, bekannt aus der TV-Serie Sandokan), der gegenüber dem verfeindeten Nachbarland Pakistan eine moderate Linie bevorzugt. Außerdem leitet Bakshi ein Unternehmen, das den Gefangenenaustausch zwischen Indien und Pakistan vorsieht, kein Wunder also, dass er auf der schwarzen Liste nationalistischer indischer Hardliner steht. Unter den Toten ist unter anderem der Militärpolizist Shekar Sharma (Naseeruddin Shah), der sich mutig in die Schusslinie wirft und so dem General das Leben rettet.

Ein schweres Erbe, dass Shekars Sohn Ram Prasad Sharma (Shahrukh Khan) antreten muss, der wie sein Vater beim Militär ist. Auf dem Totenbett muss er das Versprechen abgeben, seinen Halbbruder Laxman ausfindig machen. Wie bereits sein Vater, so wird auch er General Bakshi zugeteilt. Und der hat auch schon bald eine heikle Mission für ihn: Ram soll die Tochter des Generals an ihrem College in Darjeeling vor möglichen Anschlägen schützen, denn es ist zu befürchten, dass auch sie auf der Liste möglicher Opfer des Terroristen Raghavan steht. Ram gibt sich also als etwas älterer Schüler aus, der seinen Abschluss nachholt, doch die Mission erweist sich als schwieriger als zunächst angenommen. Denn die coolen College-Kids lassen den schulischen Nachzügler links liegen und verspotten ihn, insbesondere Sanjana und ein Schüler namens Lucky (Zayed Khan) tun sich dabei hervor. Als es Ram schließlich doch gelingt, akzeptiert zu werden, steht einiges an Ungemach ins Haus, denn der fesche Undercover-Agent verliebt sich nicht nur in die Chemielehrerin Chandni (Sushmita Sen), sondern findet auch seinen Halbbruder in der Gestalt Luckys wieder und begegnet dem Mörder seines Vaters, der Sanjana bereits im Visier hat.

Hört sich bereits die Storyline reichlich bunt zusammengemischt an, setzt die Regisseurin Farah Khan, einer der bekanntesten indischen Choreographinnen in der Inszenierung noch locker einen drauf: Kaum ein Genre oder Filmzitat bleibt vor ihr sicher, Matrix wird ebenso geplündert wie Musicals im Stile von Grease und natürlich ganz Bollywood. Verfolgungsjagden, die jedem Actionthriller zur Ehre gereichen würden, haben hier ebenso ihren Platz wie Tanz- oder Gesangseinlagen und tränenreiche oder geigengesättigte emotionale Szenen. Wie in einem Lehrfilm wird hier nahezu die gesamte Bandbreite filmischer und dramaturgischer Möglichkeiten augenzwinkernd kombiniert und ergibt einen knallbunten Reigen, der trotz überbordender Lust am Spiel auch noch Platz für eine politische Botschaft der Versöhnung lässt. Ein furioses Feuerwerk, das über drei Stunden bestens unterhält und eine wilde Mischung aus nahezu jedem populären Filmgenre enthält. In der Musik oder beim Kochen nennt man so etwas wohl „Fusion“. In Indien war der Film übrigens einer der großen Blockbuster des vergangenen Jahres.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/main-hoon-na