Fateless – Berlinale Wettbewerb 2005

Ein enttäuschender Nachrücker

Auf wenig Gegenliebe stieß bei der gestrigen Vorstellung der für den Wettbewerb nachnominierte ungarische Film Fateless nach dem Buch Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész. Der Film war nachgerückt, nachdem Heights von Chris Terrio mit Glen Close überraschend die Teilnahme am Wettbewerb zurückgezogen hatte. Doch die hoch gesteckten Erwartungen an die Verfilmung des weltweit beachteten Romans haben sich gestern nicht erfüllt.

Imre Kertész hat als Jugendlicher die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Buchenwald überlebt. Aus der Perspektive dieses heranwachsenden Jungen schildert die Romanverfilmung in detailgenauen Einzelheiten den Weg, den die jüdische Bevölkerung Budapests während des Zweiten Weltkriegs nahm: vom Zwang zum Kauf des gelben Sterns über dessen Annähen an die Kleidungsstücke bis zu den Deportationen; die verschiedenen Stationen in Auschwitz, Buchenwald und Zeitz; die Befreiung aus den Lagern und die Rückkehr ins Nachkriegs-Budapest.

Der Versuch, dem Schrecken neue, bislang noch nicht gekannte Bilder zu geben, die gewissermaßen die Innenwelt eines KZ-Häftlings zeigen sollen, gelang nur teilweise, beinahe schönfärberisch war für manche der – beinahe – durchgehende Sepia-farbene Schleier, der über dem Leid lag. doch damit nicht genug. Am Rande der Erträglichkeit waren die Bilder nicht, doch dafür quälte die pompöse und kitschige Orchestrierung Ennios Moricones, die zielsicher jeden berührenden Moment des Films mit zuckriger Soße übergoss. Bei so viel emotionalem Direktangriff blieben viele Zuschauer trotz es bedrückenden und bewegenden Themas eiskalt und verließen vorzeitig den Saal, was einer Höchststrafe gleichkommt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/fateless-berlinale-wettbewerb-2005