Batalla en el Cielo

Missratene Elegie einer Amour fou

Der gestrige Tag stand ganz im Zeichen eines Films, der gar nicht im Wettbewerb lief, und der doch – oder gerade deswegen - zu den Höhepunkten des Festivals von Cannes zählt: der letzte Teil von George Lucas’ Star Wars-Trilogie, deren Schöpfer zugleich noch den Ehrenpreis des Festivals entgegennehmen konnte. Wenn man so will, bildete Carlos Reygadas’ Wettbewerbsbeitrag Batalla en el Cielo die absolute Gegenposition zu dem Multimillionen-Dollar-Spektakel – ein kleiner Film ohne Stars, sondern mit Laiendarstellern, ohne Special Effects und größtenteils sogar ohne Handlung.

Der Film beginnt mit einer ausgedehnten Fellatio-Szene zwischen einer jungen und sehr attraktiven Frau und einem überaus ungepflegten älteren Mann. Doch statt der üblichen Denkklischees, die wir für solche ungleichen „Paarungen“ bereit halten, spielt sich die Szene nicht zwischen einer Untergebenen und einem Dienstherrn ab, wie man vermuten möchte – im Gegenteil. Wie wir erfahren, ist der Mann (Marcos Hernandez) der Chauffeur des Vaters der jungen Dame namens (Anapola Mushkadiz). Diese arbeitet nebenbei als Prostituierte in einem Puff, wobei es ihr weniger darum geht, sich damit ihren Lebensunterhalt zu sichern, als vielmehr um den Kick, den sie in Ausübung ihres Gewerbes verspürt. Doch auch der Chauffeur hat ein Geheimnis: Gemeinsam mit seiner schwergewichtigen Frau hat er ein kleines Kind entführt, doch die Geiselnahme endete mit dem Tod des Kindes. In seiner Verzweiflung wendet sich der Mann an Ana, doch nach seinem Geständnis geht es nur noch weiter abwärts mit ihm.

Was Carlos Reygadas und seine Darsteller vehement negieren, ist das Vorhandensein irgendeines verborgenen Sinns hinter ihrem Film, und so ist man am besten gehalten, nach einem solchen in der Handlung gar nicht erst zu suchen, es wäre allem Anschein nach vergebene Liebesmüh’. Auf der Pressekonferenz machten sich die Unmutsäußerungen über das kryptische Werk in Buhrufen Luft, offensichtlich hatte man sich vom vor dem Festival kräftigen beworbenen Film mehr versprochen als die Zurschaustellung der Fellatio-Artistik von Darstellerin Anapola Mushkadiz, die eher zum parallel stattfindenden Pornofilm-Festival „Hot d’Or“ in Cannes passen würde als zum großen „High-Culture“-Bruder. Wie Carlos Reygadas auf der Pressekonferenz bekannte, sei er mit seinem Film nicht nach Cannes gekommen, um zu gewinnen. Man mag hinzufügen, dass für solcherlei Hoffnungen auch keine Veranlassung besteht. Der Nächste bitte!

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/batalla-en-el-cielo