Cars

Für Autofetischisten und andere Spielkinder

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Lightning McQueen (die deutsche Synchronstimme stammt von Daniel Brühl) ist einer jener nassforschen Typen, der mit Bleifuß und anscheinend unerschütterlichem Selbstvertrauen durchs Leben geht respektive fährt. Der junge Rennwagen gilt als einer der Favoriten auf den Piston-Cup und kann sich mit einem Schlag in die Annalen der Renngeschichte einschreiben, wenn es ihm gelingt, an seinen beiden großen Konkurrenten Strip Wheathers (gesprochen von Niki Lauda himself) und dem fiesen Chick Hicks (Christian Tramitz) vorbei zu ziehen. Doch auf der Fahrt zum letzten, alles entscheidenden Rennen am anderen Ende Amerikas landet der jugendliche Heißsporn aus Versehen in Radiator Springs, einem gottverlassenen Wüstenkaff irgendwo an der legendären Route 66, wo sich VW-Bus und andere vermeintliche Schrottkarren „gute Nacht“ sagen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Hippie-Bussen und anderem Blech sieht sich Lightning McQueen gezwungen, einige Tage in der beschaulichen Kleinstadt zu verbringen, um den dort angerichteten Schaden wieder gut zu machen. Zunächst widerwillig macht sich der Heißsporn an die Arbeit, entdeckt dann aber doch die Freuden des einfachen Landlebens und beginnt sein bisheriges Leben auf der Überholspur gründlich zu überdenken. Ob der Sinneswandel allerdings von Dauer ist, muss sich erst noch herausstellen…
Dass Automobile die heimlichen oder weniger heimlichen Stars von Filmen sind, ist nicht neu und spätestens seit dem tollen Käfer Herbie oder Machwerken wie The Fast and the Furious ein oller Hut. Während es in letzterem Film samt seinen Nachfolgern ordentlich zur Sache geht, setzt Pixar eher auf gemütlich-betuliches Family-Entertainment der altbackenen und braven Sorte. Man mag das vielleicht auf den ersten Blick für kindgerecht halten, doch so ganz scheint man im erfolgreichsten Animationsstudio der Welt nicht sicher gewesen zu sein, welche Zielgruppe man eigentlich genau anpeilte. Und so findet sich in Cars für jeden Geschmack etwas: Jede Menge popkulturelle und cineastische Zitate, mit denen die lieben Kleinen herzlich wenig anfangen können, eine (allzu) rührselige Geschichte aus dem Baukasten, die wieder einmal die Werte der Solidarität und des Miteinander betont und einfachst gezeichnete automobile Charaktere, die selbst dem kindlichsten Gemüt keinen Zweifel lässt, wer hier die Guten und wer die Bösen sind. Das alles ist bisweilen durchaus amüsant, langweilt aber über beinahe zwei Stunden. Da helfen selbst charmante Nebenfiguren wie der entzückende Fiat 500 Luigi und sein einfach gestrickter Kumpel Guido so wie die flotte Porsche-Dame Sally nicht. Ein Kinderfilm (???) der eher misslungenen Sorte, leider.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/cars