Kung Fu Panda

Werde dein eigner Held

Eine Filmkritik von Markus Fritsch

Ausgerechnet der pummelig, tollpatschige Panda Po wird dazu auserkoren, im Kampf gegen den machtgierigen Schneeleoparden Tai Lung das Tal des Friedens zu retten. Nicht nur sein Lehrer Shifu, auch die von Po verehrten Kung-Fu-Kämpfer Tigerin, Kranich, Gottesanbeterin, Viper und Affe sind aufgrund dieser Prophezeiung ratlos. Doch Po, der im Nudelgeschäft seiner Familie arbeitet, ist begeisterungsfähig und ausdauernd. Nicht umsonst träumt er davon, ein berühmter Kung-Fu-Kämpfer an der Seite seiner Helden zu werden. Zu diesem Zweck tritt er in die abenteuerliche Welt des Kung-Fu ein, um eine Ausbildung zum Kämpfer zu durchlaufen. Unter der Führung des Meisters Shifu müssen sich die fünf Kämpfer der größten Herausforderung ihres Lebens stellen. Sie müssen aus dem naschsüchtigen Panda Bär einen Furcht einflößenden Krieger machen und den Helden aus ihm herauskitzeln, denn Tai Lung ist aus dem Gefängnis ausgebrochen.
Mit Kung Fu Panda ist DreamWorks und den beiden Regisseuren John Stevenson (Shrek) und Mark Osborne (More) ein 3-D Animationsfilm gelungen, der ähnlich wie Das Dschungelbuch und Shrek das Zeug zum Klassiker hat. Und es sind nicht nur die gewohnt bravourösen Schauwerte, die den Film zu einem sehenswerten Werk machen: Neben den bestechenden Animationen nimmt der Film das Kung-Fu-Genre ernst, was sich in tiefen philosophischen Wahrheiten der Handlung widerspiegelt. Kung Fu Panda ist ein Epos, das im Gewande einer zeitlosen Fabel daher kommt: Voller Comedy und Action wird eine Message vermittelt, die für Erwachsene und Kinder gleichsam gilt: Werde dein eigener Held. Doch diese Weisheit kommt nicht mit erhobenem Zeigefinger daher. Die Handlung um Panda Po (als deutscher Sprecher fungiert Hape Kerkeling) ist die klassische Reise eines Helden zu seiner inneren Stärke.

Unter den eher formelhaften Animationsfilmen der letzten Jahre ragt Kung Fu Panda heraus. Die animierten Charaktere haben psychologische Tiefe, zugleich fehlt es der Handlung nicht an Spannung. Hinter den fünf Kung-Fu-Kämpfern verbergen sich echte Kampfstile, die vom Animationsspezialisten Dan Wagner hervorragend umgesetzt wurden: Der Stil der Tigerin (gesprochen von Bettina Zimmermann) ist sehr direkt und aggressiv. Auch die anderen vier Krieger haben jeweils ihre eigenen Kampfstile, was der kleine Panda Po erst noch für sich entdecken muss. Vipers (Cosma Shiva Hagen) Stil ist kompakt und spannungsreich. Der Kranich (Ralf Schmitz) ist anmutig und setzt seine enorme Spannweite ein, um den Gegner abzuwehren. Die Gottesanbeterin (Tobias Kluckert) ist extrem präzise und der Affe (Stefan Gosslar) stiftet Verwirrung, um diese zu seinem Vorteil auszunutzen.

Und da keine gute Story ohne einen starken Antagonisten auskommt, wurde den tapferen Kämpfern ein schrecklicher Krieger gegenübergestellt: Der Schneeleopard Tai Lung (Thomas Fritsch) schmort seit zwanzig Jahren in einem Verlies, um sich an den fünf Kriegern zu rächen. Auch hier erweist sich die Kunst von DreamWorks als "state of the art": Die Animation des Ein-Mann-Gefängnisses und die Szenen des Ausbruchs aus dem Kerker sind absolut sehenswert und voller liebevoller Details. Auch die Hintergründe und Settings können sich sehen lassen: Die Schönheit der chinesischen Landschaft, der Architektur und der Kunst wurden kongenial eingefangen und in den Einstellungen und dem Design orientierte man sich an einem Prinzip der chinesischen Kunst – das Prinzip der "Schönheit der Leere". Trotzdem wirkt der Film niemals schmucklos, sondern stets fein austariert.

Kung Fu Panda ist ein großartiger Unterhaltungsfilm für die ganze Familie, der für große Zuschauer auch in der Originalfassung sehenswert ist – die amerikanische Version wurde von Jack Black, Dustin Hoffman, Angelina Jolie und Jackie Chan synchronisiert.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/kung-fu-panda