Schicksal

Donnerstag, 30.10.2008, 3sat, 22:35

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Es ist die ebenso verzehrende wie unerfüllte Leidenschaft eines Mannes zu einer Frau, die wiederum einem Anderen verfallen ist, die der türkische Regisseur Zeki Demirkubuz mit großer Intensität inszeniert hat. Schicksal / Kader aus dem Jahre 2006 wurde auf einigen Filmfestivals in unterschiedlichen Kategorien ausgezeichnet, wie beim International Istanbul Film Festival 2007 für Ufuk Bayraktar als Besten Schauspieler, wo auch Zeki Demirkubuz den Preis als Bester türkischer Regisseur des Jahres erhielt.
Es wirft den erfolgreichen Geschäftsmann Bekir (Ufuk Bayraktar) schlicht aus der Bahn, als er die attraktive, energische Uğur (Vildan Atasever) trifft, die allerdings über die distanzlosen, penetranten Annäherungen des für gewöhnlich recht zurückhaltenden Mannes wenig erfreut ist. Denn Uğur verbindet eine heftige Liebesbeziehung mit dem Kriminellen Zagor (Ozan Bilen), und zudem ist ihre schwierige familiäre Situation zu Hause derart angespannt, dass die junge Frau ganz andere Sorgen hat. Die deutliche Ablehnung der Angebeteten hält Bekir jedoch nicht davon ab, permanent ihre Nähe zu suchen, und als Uğur sich mit ihrem Liebsten Zagor auf die Flucht vor der Polizei begibt, nachdem dieser den Liebhaber ihrer Mutter innerhalb einer tragischen Auseinandersetzung getötet hat, sorgt Bekir für ihre hilflose, traumatisierte Familie. Schließlich wird Zagor nach weiteren Gewalttaten aufgegriffen und inhaftiert, und Uğur kehrt unglücklich nach Hause zurück, wo sie eine Weile für Bekir arbeitet, der mittlerweile eine eigene Familie hat und sie trotzdem mit offenen Armen empfängt. Doch die Annährerung, die sich nun zwischen diesem Mann und dieser Frau ereignet, verflüchtigt sich rasch wieder, und beide irren haltlos durch das zerstörerische Universum ihrer exzessiven Selbstaufgabe...

Schicksal / Kader wird in der türkischen Originalversion mit deutschen Untertiteln das erste Mal hierzulande im Fernsehen gezeigt. Filmemacher Zeki Demirkubuz, der auch das Drehbuch schrieb und den Film in eigener Produktion der Mavi Film-Inkas herstellte, ist der wohl bekannteste türkische Autorenfilmer der Gegenwart, der mit beeindruckenden Inszenierungen wie Itiraf / The Confession (2001) und Bekleme Odası / Waiting Room (2003) bereits internationale Anerkennungen erhielt. Schicksal / Kader ist eine kraftvolle, schonungslose Geschichte um Liebe, die sich durch Erniedrigung und verzweifelte, unbedingte Loyalität ausdrückt und damit gar nicht anders als hoffnungslos enden kann – ein eindringlicher, brutaler Stoff, der unter die Haut geht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/schicksal