Wendy - Der Film

Eine Filmkritik von Anna Wollner

Die Pferdeflüsterin

Spätestens seit dem Überraschungserfolg von Detlev Bucks Bibi und Tina und der Ostwind-Reihe wittern Kinderfilmregisseure die große Chance, ein wenig auf der Pferde-Welle mit reiten zu können. Was liegt da also näher, als die erfolgreiche Pferdekinderzeitschrift Wendy für die Leinwand zu adaptieren. Für eben jene weibliche Kernzielgruppe zwischen sieben und elf Jahren, die mit den gleichnamigen Comics mitsamt Pferdegeschichten und Schminktipps langsam an die Pubertät herangeführt werden soll. Pünktlich zum dreißigsten Jubiläum wird das Wendy-Universum jetzt um einen biederen Abenteuerfilm erweitert.
Das erste Problem ist allerdings: Wendy — Der Film hat so gar nichts mit der Vorlage gemein. Die fünfzehnjährige Hauptdarstellerin wurde um drei Jahre verjüngt, das Figurenkarussell und die komplizierten Verwandtschafts-, Freundes- und Feindesverhältnisse einmal kräftig durchgemischt und am Ende bleibt eigentlich nur die Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Pferd als kleinster gemeinsamer Nenner. Und bis es soweit kommt, ist es ein weiter und steiniger Weg.

Die 12-jährige Wendy (Jule Hermann) wird von ihren Eltern (Benjamin Sadler und Jasmin Gerat) im Sommer zwangsverpflichtet, die Ferien auf dem großelterlichen Reiterhof zu verbringen. Dabei ist Wendy schwer traumatisiert. Sie ist vor einem Jahr vom Pferd gefallen und hat den Schock noch immer nicht überwunden. Zum Schutz trägt sie eine Orthese am Bein. Als psychologische Stütze und für die Inszenierung des befreienden Momentes später, wenn sie sich – wie einst Forrest Gump – beim Tollen mit dem Pferd der Schiene entledigt. Es soll auch wirklich jeder verstehen. Pferde und Wendy, das passt erstmal nicht zusammen.

Dabei ist schon die Anreise zur Oma durch malerische, saftige grüne Hügellandschaften eine kleine Tortur. Eine Autopanne später sieht Wendy das erste Mal das Pferd Dixie und rettet es kurzerhand vorm Schlachter. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Der Hof Rosenburg ist dabei das idyllische Paradies jeder Sommerferien. Die Tiere laufen alle frei herum, die Großmutter (Maren Kroymann) ist eine Mischung aus Uschi Obermaier und Pipi Langstrumpf und die Kinder dürfen einfach alles. Eben auch Wildpferde im Stall verstecken und tagelang durch die Wälder streunen.

Regisseurin Dagmar Seume versucht krampfhaft, aus vielen kleinen Konfliktherden ein filmisches Ganzes zu machen: Rivalität unter Mädchen, Angst und Umgang mit Traumata, pubertierende Grabenkämpfe mit den Eltern, wirtschaftliche Probleme und Überschuldung. Hauptdarstellerin Jule Hermann spielt dabei absolut steif und unterfordert, es fehlt ihr an Führung. Denn was in ihr steckt, hat sie in Filmen wie Timm Thaler oder Nebel im August gezeigt. Hier will aber einfach keine glaubwürdige Beziehung zum Pferd aufkommen. Und das wäre die Grundlage gewesen.

Wendy – Der Film hat abgesehen vom Titelschriftzug wenig pink, leider aber auch wenig Punk. Die üblichen Reitszenen sind gekoppelt mit seichter Popmusik, ein bisschen Galopp, ein bisschen Trab, ein bisschen Mädchenkram. Im Vergleich mit Bibi und Tina ist es mehr Die Mädels vom Immenhof als Avantgarde. Denn an den wahren Teenager-Problemen wird hier konsequent vorbeigeritten.

Wendy - Der Film

Spätestens seit dem Überraschungserfolg von Detlev Bucks „Bibi und Tina“ und der „Ostwind“-Reihe wittern Kinderfilmregisseure die große Chance, ein wenig auf der Pferde-Welle mit reiten zu können. Was liegt da also näher, als die erfolgreiche Pferdekinderzeitschrift „Wendy“ für die Leinwand zu adaptieren. Für eben jene weibliche Kernzielgruppe zwischen sieben und elf Jahren, die mit den gleichnamigen Comics mitsamt Pferdegeschichten und Schminktipps langsam an die Pubertät herangeführt werden soll.
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