Welcome Home

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Dienstag, 27. Oktober 2009, 3sat, 23:10 Uhr

Eine Komödie über eines der brennendsten Themen unserer Zeit, die Flüchtlingsproblematik zu inszenieren, ist sicherlich kein leichtes Projekt. Der österreichische Regisseur Andreas Gruber bedient sich in seinem Spielfilm Welcome Home von 2004 dabei eines Kunstgriffs, der eine gänzlich ungewohnte Perspektive in den Fokus rückt: Da geraten zwei europäische Polizisten in Afrika in eine höchst absurde Situation, die charakteristisch ist für die Misere, der Flüchtlinge üblicherweise in Europa begegnen. Durch diese Umkehrung der Erlebniswelten entsteht ein witziges Schelmenstück jenseits einer seichten Betroffenheitsmoral, das bestens unterhält, dabei so einige köstliche Hiebe auf die eurozentristische Bürokratiemaschinerie austeilt und vor dem ernsthaften Hintergrund zum heiteren Spiel um Vorurteile jeglicher Couleur gerät.
Der Schwarzafrikaner Isaac (Abdul Sali), der als Flüchtling unterwegs ist, gerät heimlich des Nachts nach Österreich, wo er sich in einer ländlichen Region bemüht, Fuß zu fassen. Anfangs gelingt dies dem Fremden, der als passionierter und talentierter Fußballspieler rasch Anschluss findet, auch recht gut, aber schließlich wird er auf Grund seines auffälligen britischen Passes doch von der Polizei festgenommen. Es wird schnell entschieden, dass der Flüchtling trotz gegenteiliger Beteuerungen wohl aus Ghana stammen müsse, und kurzerhand wird Isaac mit den beiden Gendarmen Rösler (Georg Friedrich) und Samhaber (Rainer Egger) in den Flieger nach Accra verfrachtet. Was als routinemäßige „Abschiebung“ mit sofortigem Rückflug der Beamten geplant ist, gestaltet sich für Rösler und Samhaber jedoch so ganz anders als erwartet, und es beginnt für sie eine aberwitzige Odyssee durch die widrige Fremde, während welcher sich die Überlebenskünste ihres ehemaligen Gefangenen als äußerst nützlich erweisen …

In einem fremden und doch mitunter so bekannt erscheinenden System ihrer verzweifelt behaupteten Rechtmäßigkeit beraubt erfahren zwei österreichische Polizisten die Absurdität einer Deplatziertheit, die das Schicksal von Millionen Flüchtlingen weltweit bestimmt, ganz unmittelbar am eigenen Leib: Es ist die überwiegend humoristisch orientierte Manier, mit der Regisseur Andreas Gruber, der auch das Drehbuch zu Welcome Home verfasste und sich angelegentlich ausführlich mit den Umständen der so genannten Abschiebepraxis beschäftigt hat, seinen Helden und auch seinem Publikum den Spiegel vorhält, die diesen Film auszeichnet. Was sonst als ernsthafte, vermeintlich „normale“ Realität in diesen Zusammenhängen weithin akzeptiert wird, erfährt hier eine an sich harmlose Verkehrung, die es allerdings ermöglicht, einen insgesamt humanistischen Blick auf die Problematik zu werfen. So stellt Welcome Home einen bei aller Komik sensibilisierenden kleinen Film zum brisanten Flüchtlingsthema dar, dem es durchaus gelingt, die filigrane Balance zwischen ironischem Witz und klischeehaftem Jux unterhaltsam zu treffen.

Welcome Home

Eine Komödie über eines der brennendsten Themen unserer Zeit, die Flüchtlingsproblematik zu inszenieren, ist sicherlich kein leichtes Projekt. Der österreichische Regisseur Andreas Gruber bedient sich in seinem Spielfilm „Welcome Home“ von 2004 dabei eines Kunstgriffs, der eine gänzlich ungewohnte Perspektive in den Fokus rückt:
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Meinungen

Hannah · 10.11.2009

Der Film ist echt interessant! Gefällt mir sehr. Ich mag sehr das Genre Tragikomödie, es gibt etwas Wunderschönes, wenn man diese zwei Stimmungen mischt, so ist es Leben eigentlich, nicht wahr? ;)