Was hat uns bloß so ruiniert

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Los, sei glücklich!

„Wo fing es an und wann? / Was hat Dich irritiert? / Was hat Dich bloß so ruiniert?“, singen Die Sterne in ihrem Song Was hat Dich bloß so ruiniert, der Marie Kreutzers neuem Film den Namen gibt. Und tatsächlich stellen sich die Figuren diese Frage im Verlauf des Films immer wieder. Anfangs läuft alles gut bei den drei befreundeten Paaren Stella (Vicky Krieps) und Markus (Marcel Mohab), Mignon (Pheline Roggan) und Luis (Andreas Kiendl) sowie Ines (Pia Hierzegger) und Chris (Manuel Rubey). Sie haben hippe Wohnungen in Wien, arbeiten an einem Film oder in der Werbung, sind seit Jahren miteinander befreundet, haben den Kontakt zueinander gewahrt und rauchen immer noch gelegentlich einen Joint zusammen. Sie sind Bobos, also „Bourgeoise Bohémien“ oder auch gutsituierte, verwöhnte Künstlertypen. Dann verkünden Stella und Markus beim gemeinsamen Essen, dass sie ein Kind bekommen – und läuten damit gewissermaßen eine neue Phase in ihrer aller Leben ein. Denn schließlich ist ein Kind der direkte Weg zum Glücklichsein – oder? Mignon will jedenfalls sofort auch schwanger werden und Ines gesteht Chris einen einzigen Versuch zu, ein Kind zu zeugen, der natürlich funktioniert. Also teilen diese Paare fortan nicht nur das Elternwerden und -sein miteinander, sondern auch die Überzeugung, dass sie mit Kindern nicht spießig werden und weiterhin befreundet bleiben. Aber schon bald werden sie von der Realität eingeholt – und beschäftigen sich mit Geburtsvorbereitungen, Erziehungsmethoden, der Suche nach der richtigen KiTA und der größten aller Fragen: Ist das das Leben, das sie sich gewünscht haben?
Wie bereits in Gruber geht überzeugt in Was hat uns bloß so ruiniert? Marie Kreutzers präzise Beobachtung der verschiedenen Arten des Miteinanders. Ihre sechs Protagonist_innen bleiben allesamt individuelle Personen, die mit dem Elternsein nicht ihre eigenen Sehnsüchte und Träume, ihre Sorgen und Nöte verlieren, sondern auf verschiedenste Weise mit dem Elternsein umgehen. Sie durchleben Annäherung, Entfremdung und Beieinandersein, so dass sich in ihren Erlebnissen die Probleme, Erfahrungen und Gespräche vieler werdender und frischgebackener Eltern in pointierter und bisweilen bissiger Weise widerspiegeln: Stella hadert mit Fortschreiten der Schwangerschaft mit dem drohenden Verlust der Selbständigkeit und ihrer eigenen Träume, obwohl sie und Markus wie ihre Beziehung auch die Elternschaft sehr partnerschaftlich und demokratisch regeln. Mignon entwickelt sich zur von Bio besessenen Helikopter-Mutter, während der Vater Luis in der Erziehung seiner Tochter genauso wenig zu sagen hat wie in der Beziehung zu Mignon und es gleichermaßen akzeptiert. Ines entspricht so gar nicht dem Typ der warmherzigen Mutter und eckt deshalb beständig an, während sie alle um Chris als Vater beneiden, der in dieser Rolle vollends aufgeht.

Der Film verbleibt durchgehend in dem Milieu der hippen Großstädter, die sich anscheinend weder um die Betreuung ihrer Kinder noch ihre finanzielle Lage sorgen müssen. Dadurch ist Was hat uns bloß so ruiniert? ein konkretes Porträt von drei Paaren, das insbesondere in alltäglichen Szenen wie in der privaten Kindertagesstätte oder auf Spielplätzen hervorragend beobachtet und inszeniert ist.

Was hat uns bloß so ruiniert

„Wo fing es an und wann? / Was hat Dich irritiert? / Was hat Dich bloß so ruiniert?“, singen Die Sterne in ihrem Song Was hat Dich bloß so ruiniert, der Marie Kreutzers neuem Film den Namen gibt. Und tatsächlich stellen sich die Figuren diese Frage im Verlauf des Films immer wieder.
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