Wallers letzter Gang

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Samstag, 26. September 2009, Bayerisches Fernsehen, 23:05 Uhr

Bahnlinien mit ihrem Streckennetz haftet romantisch betrachtet ein signifikanter Symbolismus bezüglich von Lebenswegen an, der immer wieder gerade in filmischen Zusammenhängen atmosphärisch installiert wird. Für den deutschen Spielfilm Wallers letzter Gang aus dem Jahre 1988 von Christian Wagner trifft dies in ganz besonderem Maße zu: Da reflektiert ein alter Streckengeher bei seinem letzten Arbeitseinsatz entlang der Schienen die markanten Stationen seines Lebens.
Tag für Tag kontrolliert der alte Streckengeher Waller (Rolf Illig), ein zurückgezogener, wortkarger Mensch, seine Bahnlinie in einer ländlichen Region im Allgäu. Als dieser Streckenbereich stillgelegt werden soll, steht auch die Pensionierung Wallers an, und es kommt der Morgen, an dem sich der alte Mann zu seinem letzten Gang aufmacht, zum letzten Mal die vertraute Routine mit gewohnter Sorgfalt verrichtet, die mit den Jahren zu seinem wichtigsten Lebensinhalt geworden ist. Dieser finale, von Abschied umwitterte Einsatz führt ihn gedanklich auf die Pfade seiner Erinnerungen, so dass Waller (als junger Mann gespielt von Herbert Knaup) entlang der Strecke noch einmal sein Schicksal betrachtet, das von Liebe, Schmerz, Verlust und zwei Weltkriegen geprägt wurde.

Die Inszenierung der Geschichte eines besinnlichen Ganges, der zur Reflexion eines ganzen Lebens wird, frei nach dem Roman Die Strecke von Gerhard Köpf setzt auf leise Töne und geruhsame, schlichte Bilder, die in ihrer Intensität einen Lebensweg verfolgen, der trotz seiner sehr persönlichen Ausrichtung in vielen Aspekten exemplarisch für das Erleben der Generation von Männern steht, die in den 1920er Jahren geboren wurde. Wallers letzter Gang wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 1989 mit der Goldenen Kamera für das Beste Spielfilmdebüt ausgezeichnet, gewann den Bayerischen Filmpreis sowie den Deutschen Filmpreis in Gold und Silber. Es ist die ebenso sanfte wie eindringliche Melancholie, die an diesem Film berührt, der die Darstellung seines tristen Helden mit großem Respekt gestaltet und ihm vor allem am Ende eine ganz eigene und eigenwillige Würde verleiht.

Wallers letzter Gang

Bahnlinien mit ihrem Streckennetz haftet romantisch betrachtet ein signifikanter Symbolismus bezüglich von Lebenswegen an, der immer wieder gerade in filmischen Zusammenhängen atmosphärisch installiert wird. Für den deutschen Spielfilm Wallers letzter Gang aus dem Jahre 1988 von Christian Wagner trifft dies in ganz besonderem Maße zu: Da reflektiert ein alter Streckengeher bei seinem letzten Arbeitseinsatz entlang der Schienen die markanten Stationen seines Lebens.
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