Vom Schaukeln der Dinge

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Leben mit Parkinson

Mit 48 Jahren befindet sich der Schauspieler, Kabarettist, Autor und bekennende Rugby-Fan Rudolf Höhn auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Als scharfzüngiger Kabarettist hat er das bestbezahlte Engagement seines Lebens, er tritt im Scheibenwischer, der Mutter aller Kabarettsendungen im Fernsehen, auf, sein selbst geschriebenes Stück „Was brennt länger oder warum schreit ihr Kind“ erhält Traumkritiken und wird mehr als 250 Mal in Deutschland aufgeführt.

Dann von einem Tag auf den anderen erhält er eine niederschmetternde Nachricht: Er leidet unter Morbus Parkinson. In der Folgezeit gerät alles außer Kontrolle, immer häufiger funktioniert Höhns Körper nicht mehr so, wie er soll – für einen Schauspieler, dessen Instrument und Medium ja der eigene Körper ist, eine dramatische Entwicklung. Schlagartig gerät alles ins Wanken, was bisher sicher war, ist angesichts der Krankheit plötzlich hinfällig geworden. Doch Rudolf Höhn ist kein Mensch, der so einfach aufgibt, im Gegenteil. Mit ungeheurem Elan und jeder Menge Widerstandsgeist stellt er sich auf die neue Situation ein und packt neue Aufgaben an. So verwirklicht Höhn seinen Traum, endlich einem Rugbyclub beizutreten und avanciert dort zum Pressesprecher. Außerdem gründet er eine Theatergruppe speziell für Behinderte namens Psychrembel – benannt in Anlehnung an ein medizinisches Standardwerk.

Die Filmemacherin Beatrix Schwehm zeigt in Vom Schaukeln der Dinge Rudolf Höhns Leben mit der Krankheit ohne falsches Mitleid und mit erstaunlicher Offenheit, die aber niemals penetrant oder voyeuristisch wirkt. Der Film thematisiert zwar immer wieder die Ohnmacht, die den Schauspieler nach der Diagnose der Krankheit befällt, doch wie Höhn selbst verharrt auch das Porträt über ihn nicht in der folgenden Erstarrung, sondern löst sich davon und zeigt Wege – Höhns Wege – aus der Sackgasse. Auch wenn Morbus Parkinson nicht aufzuhalten, sondern lediglich zu verzögern ist, macht der Film Mut, Schicksalsschläge wie diesen anzunehmen und in positive Energien umzuwandeln. Darüber hinaus zeichnet Vom Schaukeln der Dinge das Psychogramm eines ungeheuer sympathischen, klugen und gewitzten Menschen nach, der so sehr fasziniert, dass seine Krankheit im Verlauf des Films immer mehr in den Hintergrund und er selbst immer mehr in den Vordergrund rückt. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit kranken Menschen, dass sie selbst und nicht ihr Leiden im Fokus des Interesses stehen sollte. Doch Hand aufs Herz: Wie oft vergessen wir gerade diese einfache Erkenntnis? Rudolf Höhns Beispiel und Beatrix Schwehms Film erinnert daran auf ebenso schlichte wie eindrückliche Weise.
 

Vom Schaukeln der Dinge

Mit 48 Jahren befindet sich der Schauspieler, Kabarettist, Autor und bekennende Rugby-Fan Rudolf Höhn auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen