Velvet Goldmine

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mitte der 1980er Jahre erhält der britische Journalist Arthur Stuart (Christian Bale) den Auftrag, die unwegsame Lebensgeschichte des einstmals populären Glam Rock Musikers Brian Slade (Jonathan Rhys Meyers) zu recherchieren, der sich zehn Jahre zuvor im Rahmen eines selbst inszenierten, vermeintlichen Attentats auf offener Bühne spektakulär zurückzog. Bei den auch persönlich stark motivierten Nachforschungen begegnet Stuart, früher ebenfalls glühender Fan der Glam Szene, mit Slades Ex-Frau Mandy (Toni Collette) und dem exaltierten Pop-Rocker Curt Wild (Ewan McGregor) schillernden Protagonisten aus dem früheren Umfeld des verschollenen Stars, dessen Spuren ihn auch mit der eigenen musikalischen und kulturellen Identitätsentwicklung konfrontieren, die in den Siebziger Jahren auch von sexueller Befreiung geprägt war …
Es ist eine wilde, eher thematisch als chronologisch ausgerichtete Collage eines ungezähmten Zeitgeistes, die Todd Haynes 1998 mit Velvet Goldmine inszeniert hat, der sich als ungefälliger, rauschhafter Abgesang auf eine Ära der schrillen Androgynie präsentiert. Beginnend mit Oscar Wilde hangelt sich der Independent-Regisseur an den Symbolen und Hintergründen einer heftigen Bewegung entlang, deren Mythos und Praxis im Film in der surrealen Zelebrierung von zutiefst emotionaler Leidenschaft gipfelt. Unter der für einen Academy Award für das Beste Kostümdesign von Sandy Powell nominierten Ausstattung kursiert ein grüner Schmuckanstecker, der auf Oscar Wilde verweist und einem signifikanten roten Faden gleich in die Dramaturgie eingewebt ist – ein Requisit, das plakativ die glamouröse Komponente des Glam Rock repräsentiert, die hier facettenreich zum Tragen kommt.

Auch wenn es unvermeidlich ist, bei der Sichtung von Velvet Goldmine an legendäre Gestalten wie David Bowie und Iggy Pop zu denken, wäre es nicht der eigenwillige Todd Haynes, wenn er derartige Anspielungen nicht mit seiner für ihn typischen, verzerrenden Art verstörend gestalten würde. Da schimmert trotz idealisierter, passionierter Darstellung des Hypes dieser glitzernden Revolution eine gute Portion Zynismus durch, die sich auch in der letztlichen Entlarvung des einstigen Stars als mittlerweile nivellierter Pop-Sänger niederschlägt. Der Geist der Bewegung allerdings hat sich zu einem guten Teil aus einer Subkultur heraus eine weitreichende Akzeptanz auch innerhalb der Mehrheitsgesellschaft erobert, wo längst schelmisch bis charmant mit androgynen Tendenzen geflirtet wird.

Velvet Goldmine

Mitte der 1980er Jahre erhält der britische Journalist Arthur Stuart (Christian Bale) den Auftrag, die unwegsame Lebensgeschichte des einstmals populären Glam Rock Musikers Brian Slade (Jonathan Rhys Meyers) zu recherchieren, der sich zehn Jahre zuvor im Rahmen eines selbst inszenierten, vermeintlichen Attentats auf offener Bühne spektakulär zurückzog.
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