Useless

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Einblicke in Chinas Mode und Alltag

Bangladesch, Kambodscha oder China? Woher kommen die Kleider, die wir tragen? Wer hat sie genäht? Was bedeuten sie uns? Eher selten beschäftigen wir uns mit den Fragen nach der Herkunft, wenn wir im Laden ein neues Kleidungsstück auswählen. Nicht so die chinesische Modedesignerin Ma Ke, über die Jia Zhan-ke einen wundervollen Dokumentarfilm gedreht hat. Mit ihrer Marke „Wu Yong“, die dem Film seinen Namen Useless verleiht, will sie ausdrücken, was Textilien für sie bedeuten, in welchen Verhältnis diese zur Natur stehen und welche Rolle Kleidung in der globalisierten Modewelt für spielt.
Ma Ke ist aber nur eine von verschiedenen Personen, die in Useless porträtiert werden. Es sind sehr unterschiedliche Menschen, die alle in China in irgendeiner Weise etwas mit Kleidung zu tun haben oder hatten. Da sind die Verkäuferinnen der Luxusstores in Großstädten oder die kleinen, einfachen Schneidereien auf dem Land. Sehr kontrastreiche Welten werden dem Zuschauer vor Augen geführt.

Der Film beginnt mit dem Besuch einer Kleiderfabrik in Guangdong. Ohne diese zu kommentieren werden Szenen aus dem Alltag der Näher gezeigt: Arbeit an der Nähmaschine, Zuschneiden von Stoffen, Essen in der Kantine, Besuch beim Arzt. Von dort aus geht es direkt in eine Luxusboutique einer Großstadt, in der man Ma Kes Sachen kaufen kann, die jedoch nicht maschinell in einer Fabrik, sondern per Handarbeit angefertigt werden. Ma Ke bereitet eine Modenschau in Paris vor mit Kleidungsstücken, die sie vorher in die Erde gelegt hat.

Aber auch kleine Schneidereien in abgelegenen Provinzen besucht Jia Zhang-ke. Da ist die Frau, die einem alten Mann für 2 Yuan (ca. 20 Cent) die Hosen flickt. Oder das Paar, das einst eine Schneiderei führte, davon aber nicht mehr leben kann und nun in einer Kohlenmine arbeitet. Jia Zhang-ke nimmt die Gespräche unter diesen Menschen auf oder stellt ihnen direkt Fragen. Alles sehr unaufdringlich und zurückgenommen. Auch die Kamera von Yu Likwai und Jia Zhang-ke selbst hält sich sehr zurück. Ruhige, meditative Bilder durchziehen den gesamten Film, teilweise so ruhig wie in einem Stillleben.

Die Art, wie Jia Zhang-ke seine Protagonisten, deren Arbeit und Alltag inszeniert ist sehr angenehm, weil ruhig und geschmeidig. Er schlägt nicht mit Botschaften um sich, sondern lässt dem Zuschauer Zeit und gibt ihm Freiheit bei der Beobachtung und Einschätzung der Bilder. Er deckt nicht journalistisch investigativ aus, sondern macht nachdenklich und sensibilisiert uns.

Jia Zhang-ke hat mit seinem Film Still Life 2006 den Goldenen Löwen in Venedig gewonnen. Mit Useless setzt er seine Trilogie über die chinesische Kultur fort, die mit Dong (2006), einen Dokumentarfilm über den Maler Lui Xiaodong begann.

Useless

Bangladesch, Kambodscha oder China? Woher kommen die Kleider, die wir tragen? Wer hat sie genäht? Was bedeuten sie uns? Eher selten beschäftigen wir uns mit den Fragen nach der Herkunft, wenn wir im Laden ein neues Kleidungsstück auswählen.
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