Unter Schnee

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Weiße, japanische Märchenlandschaft

Blütenschnee, Reispuderschnee, Trommelschnee, Schaumschnee, Schneeknödel – 22 Namen für Schnee hat sich der Kaufmann Bokushi Suzuki in seinem Reisebericht notiert, den er Mitte des 19. Jahrhunderts auf einer Tour durch das japanische Schneeland verfasste. Sein Buch mit dem Titel Hokuetsu Sepp, zu Deutsch Schneeland Symphonie, wurde seinerzeit in Japan zum Klassiker und ist längst auch hierzulande erschienen. Seite and Seite mit zwei Kabuki-Darstellern hat sich die Regisseurin Ulrike Ottinger auf die Spuren von Bokushi Suzuki in die Provinz Niigata, das frühere Etchigo, begeben und einen wunderschönen, poetischen Film über die deren Bewohner, ihren Alltag und ihre Rituale gedreht.
In dieser außergewöhnlichen Provinz am Japanischen Meer liegt der Schnee oft bis in den Mai hinein meterhoch. Seit Jahrhunderten haben sich die Bewohner darauf eingerichtet und ihre eigenen Rituale und Alltagsformen entwickelt. Sechs Monate im Jahr verbringen sie ihr Leben in dieser weißen Märchenlandschaft. Jeden Morgen müssen die Reisbauern ihre Dächer und Wege von der dicken Schneeschicht befreien. Die Wege werden nicht nur mit Schneeschaufeln geräumt, sondern auch mit dem warmen Grundwasser besprenkelt.

In sehr langen, meditativen Einstellungen zeigt Ottingers Kamera, wie die Bewohner das Neujahrsfest und damit den Beginn des neuen Jahr des Hasen zelebrieren. So wird zum Beispiel eine Reisstrohpyramide mit Neujahrsdichten und Wunschbriefen angezündet. Die glückbringende schwarze Kohle reiben sich die Bewohner gegenseitig ins Gesicht. Schwarz steht für Beständigkeit und Dauer. Also für etwas Gutes.

Ottinger fügt ihrem Dokumentarfilm von Anfang an eine fiktive Komponente hinzu. Die beiden Studenten Takeo und Mako (Takamasa Fujima, Kiyotsugu Fujima) erleben eine wundersame Verwandlung in zwei Kabuki-Darsteller. Als Mann und Frau aus der Edo-Zeit (1603 bis 1868) reisen sie durch die Vergangenheit und begegnen dabei immer wieder der Gegenwart. Sie treffen auf Frauen, die im Winter hauchdünnen Krepp herstellen, Kinder, die einen heiligen Berg aus Schnee bauen, Reisbauern, die das Ritual des Bräutigamwerfens veranstalten.

Die sanfte Stimme der österreichischen Schauspielerin Eva Mattes begleitet uns durch den Film. Es ist eine sehr dezente, zurückhaltende Stimme, passend zur Poesie und Schönheit der Landschaft. Ein paar ausführlichere Erklärungen zu den wunderschönen Bildern hätte man sich schon gewünscht, aber es ist anderseits auch gut so, die Bilder selbst für sich sprechen zu lassen.

Ulrike Ottinger hat nicht zum ersten Mal einen Film über asiatische Kulturen und Rituale gedreht. 1985 dreht sie die filmische Reisebeschreibung China. Die Künste – Der Alltag. Mit Johanna d’Arc of Mongolia folgte 1989 ein Spielfilm in der Inneren Mongolei. Mit den ost- und südosteuropäischen Ländern beschäftige sie sich in dem Dokumentarfilm Südostpassage (2002) und in dem Spielfilm Zwölf Stühle (2004). Der Dokumentarfilm Die koreanische Hochzeitstruhe (2009) bietet Einblicke in die Vermählungzeremonien Koreas.

Unter Schnee

Blütenschnee, Reispuderschnee, Trommelschnee, Schaumschnee, Schneeknödel – 22 Namen für Schnee hat sich der Kaufmann Bokushi Suzuki in seinem Reisebericht notiert, den er Mitte des 19. Jahrhunderts auf einer Tour durch das japanische Schneeland verfasste. Sein Buch mit dem Titel „Hokuetsu Sepp“, zu Deutsch „Schneeland Symphonie“, wurde seinerzeit in Japan zum Klassiker und ist längst auch hierzulande erschienen.
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Meinungen

Jan · 27.09.2011

Laaaaangweilig. Einfach nur unglaublich langweilig.