Unter Nachbarn

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Ungewöhnliches Dreieck

„Ich bin nicht gut in Freundschaften.“ Das gibt einer der Protagonisten schon am Anfang des Films zu. Und gegen Ende heißt es: „Wir sind keine Freunde, wir sind nur Nachbarn.“ Damit ist der Kreis geschlossen, der von einer harmlosen Bekanntschaft zu einem Beziehungskrimi mit fatalen Folgen führt. Regisseur Stephan Rick lässt sein Langfilmdebüt Unter Nachbarn über eine scheiternde Männerfreundschaft als Schulddrama beginnen und steigert es zum Psychothriller.
Die Geschichte handelt von zwei Nachbarn, die jeweils allein in einem ganzen Haus leben. David (Maxim Mehmet) ist Journalist und hat gerade die Stelle gewechselt. Er kennt niemanden in der Stadt, über die er künftig als Lokalredakteur berichten wird. Aber er ist kontaktfreudig und geht auf Menschen zu. Zum Beispiel auf seinen schüchternen Nachbarn Robert (Charly Hübner), von dem er sich ein paar Werkzeuge borgt. Kurzerhand lädt David Robert auf ein Bier ein. Am Wochenende gehen sie dann zusammen in die Disco. Auf dem Heimweg schaut David ein paar Sekunden lang nicht auf die Straße, weil er nach einer CD kramt. Ein verhängnisvoller Fehler: David fährt eine junge Frau tot, die mit dem Rad unterwegs war.

Was tun? David möchte eigentlich die Polizei rufen, kann sich aber nicht entscheiden und lässt sich von Robert überreden, die Sache zu vertuschen. Um seinen neuen Freund an sich zu binden, wird Robert immer übergriffiger. Er schreibt David vor, was er zu tun und wen er zu meiden hat. Da ist nämlich Vanessa, die Schwester der Getöteten, die sich an David wendet, weil er beruflich über seinen eigenen Fall berichten muss. Um seine Schuldgefühle zu lindern, trifft sich David mit ihr. Sie verliebt sich und Robert, der keineswegs schwul ist, reagiert mit einem Maß an Eifersucht, das zwangläufig in die Katastrophe führen muss.

Man mag darüber streiten, ob dieser Plot nicht reichlich konstruiert ist. Sobald sich aber das ungewöhnliche Beziehungsdreieck etabliert hat, nimmt Unter Nachbarn Fahrt auf, sowohl in inhaltlicher wie auch in optischer Hinsicht. Dominierten zunächst alltagsnahe Bilder, so spiegelt sich nun die innere Spannung auf der Leinwand, die den fatal miteinander verbandelten Protagonisten keinen Ausweg lässt – außer gewaltsamen Befreiungsschlägen. Gegen Ende platzieren der Regisseur und seine Drehbuch-Koautorin Silja Clemens auch ein paar falsche Fährten und spektakuläre Wendungen, die den Film über das Niveau eines gut gemachten Fernsehkrimis hinausheben.

Als wohltuend erweist sich dabei, dass die Figur des Robert nicht als reiner Psychopath gezeichnet ist – und von Charly Hübner auch nicht so gespielt wird. Sondern als etwas merkwürdiger und verdruckster Zeitgenosse, der aufgrund seiner Einsamkeit einfach zu viel „klammert“. Und der im realen Leben vielleicht die Chance hätte, mit Enttäuschungen besser umzugehen. Schließlich kann man ja lernen, in Freundschaften besser zu werden.

Unter Nachbarn

„Ich bin nicht gut in Freundschaften.“ Das gibt einer der Protagonisten schon am Anfang des Films zu. Und gegen Ende heißt es: „Wir sind keine Freunde, wir sind nur Nachbarn.“ Damit ist der Kreis geschlossen, der von einer harmlosen Bekanntschaft zu einem Beziehungskrimi mit fatalen Folgen führt.
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