Trip – Remix Your Experience

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Enervierende Bild- und Tonflut

Auf den ersten Blick liest sich die Beschreibung zu Trip – Remix Your Eperience eher wie eine Ankündigung zu einem Mega-Event als zu einem zugegeben außergewöhnlichen Filmprojekt. Da ist die Rede von einem „audiovisuellen Gesamtkunstwerk“, an dem insgesamt 33 unterschiedliche Filmemacher mitgewirkt haben. 33 Filmemacher realisieren einen Film, der selbst nur 74 Minuten Laufzeit hat? Wie soll das gehen? Ganz einfach: Trip – Remix Your Experience besteht aus insgesamt vier Filmen, die mittels eines Split Screen Verfahrens gleichzeitig auf der Leinwand zu sehen sind. Umrahmt werden die vier Hauptfilme namens seamusic, track 2, playing planet und artwork von weiteren acht untergeordneten Filmen, die an den Rändern der Leinwand zu sehen sind, diese zeigen sowohl Szenen aus dem Entstehungsprozess des Projekts als auch Live Performances und abstrakte Videocollagen. Klar, dass bei soviel visuellem Futter die Aufmerksamkeitspanne für die einzelnen Filme weit unterhalb der Grenze liegt, die für Menschen mit Aufmerksamkeitsdefiziten als kritisch angenommen werden. Doch ehrlich gesagt stört das in diesem Fall kaum, denn der geneigte Zuschauer soll nicht denken oder wahrnehmen, sondern in einen tranceartigen Zustand, der allerdings dringend nötig ist, um diesen Film überhaupt auszuhalten.

Frank Ottos und Bernt Köhler-Adams’ Projekt Trip – Remix Your Experience verspricht laut Titel neue Erfahrungswelten und bewusstseinserweiternde Erkenntnisse, doch die Latte ist deutlich zu hoch aufgehängt und wird mitunter peinlich dilettantisch gerissen, beziehungsweise unterlaufen. Als Geräusch- und Bilderteppich, das während eines Events als Hintergrundgeplätscher für eine angenehme Atmosphäre sorgt, mag Trip — Remix Your Experience ja noch durchgehen, beim konzentrierten Zusehen in einem dunklen Kinosaal allerdings machen sich schnell Ermüdungserscheinungen breit, die weniger mit intensiven Tranceerfahrungen als vielmehr mit genervter Langeweile zu tun haben. Auch die eigens komponierte Musik zum Film fällt nach kurzer Zeit gehörig auf die ohnehin schon strapazierten und überreizten Nerven und ist von so ausgesuchter Beliebigkeit, dass man sie sich durchaus als sagen wir mal zypriotischen Beitrag zum Grand Prix Eurovision de la Chanson vorstellen könnte – wobei dies keine Kritik an Zypern sein soll. Zudem beschränkt sich die musikalische Untermalung auf lediglich einen Track, der im Permanent Replay läuft. Das hat durchaus seinen Grund, wenn man den reichlich hochgestochenen und vollmundigen Aussagen der Filmemacher Glauben schenken darf: „’74 Minuten und nur ein Stück — das ist doch der reinste Irrsinn, das geht doch nicht!’ Doch, liebe Freunde und Fans ohrenöffnender, gewagter und entrückender Klangexkursionen, es geht! Und wenn man sich überdies noch vor Augen (und Ohren) hält, dass in unserer heutigen musikalischen Dürreperiode ca. 80 Prozent aller Pop- und Rock-CDs mit nur maximal vier bis fünf gelungenen Tracks aufwarten können, der Rest meist aber aus banalem Füllmaterial besteht, nur um dem vorgegebenen CD-Format Genüge zu tun, dann darf man „TRIP“ ganz ohne falsche Bescheidenheit als ein One-Track Kleinod bezeichnen.“ Ohne Zweifel liegt Schönheit im Auge des Betrachters und im Trommelfell des Hörers, ich wage aber zu mutmaßen, dass viele der unter Dreißigjährigen das One-Track-Wonder von Trip – Remix Your Experience als musikalische Abwandlung der chinesischen Wasserfolter empfinden werden.

Ein gigantischer Videoclip, der nach dem Prinzip „Viel hilft viel“ reichlich visuelles Zuckerwasser über seltsame Musik träufelt und das Ganze als große Kunst anpreist, mag durchaus seine Interessenten finden, meinen Geschmack trifft das Ganze allerdings überhaupt nicht.
 

Trip – Remix Your Experience

Auf den ersten Blick liest sich die Beschreibung zu Trip – Remix Your Eperience eher wie eine Ankündigung zu einem Mega-Event als zu einem zugegeben außergewöhnlichen Filmprojekt.

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